Von der Lamamanie in der Pandemie
Warum ein schlatzendes, südamerikanisches Lastentier das populärste Geschenktier des Jahres sein könnte
Heuer schenkten Freunde meinem Dottore Amore zum Geburtstag: eine Spardose in Form eines Lamas, einen Adventkalender bedruckt mit Lamas, zwei Kalender für 2022 mit Lamas und Alpakas, ein kniehohes Plüsch-Tier (Lama? Alpaka? Vikunja?), vier Gutscheine für Wanderungen mit diesen Kameloiden. Unsere Eltern schenkten ihm eine Waschmaschine. Wir sanieren ein altes Häuschen und bekamen ein Butzi – ergo haben wir kein Geld, aber sehr viel Wäsche. Mein Mann geht bald in Karenz und wird diese potente Maschine noch lieben lernen.
Bei Geburtstagsgeschenken muss es solche geben, die man will, und solche, die man tatsächlich braucht. Mein Gatte würde an dieser Stelle allerdings einwenden, dass der Mensch auch Lama-Fanartikel braucht, denn er hat ein absurdes Faible für diese Viecher. Ich kann nicht nachvollziehen, was an spuckenden südamerikanischen Lastentieren so toll ist, aber damit bin ich scheinbar allein.
Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass Alpaka und Co. die Trendtiere des Jahres 2021 sind. Sie zieren von Kindermode über Geschirr bis zum Schreibbedarf über Bademäntel und Hausschuhe gefühlt alles, was der Mensch verschenkt. Eine Bekannte besitzt sogar ein Katzenklo mit Alpakas darauf. Dieses war weit teurer als die Standard-Stubentigertoilette, doch so bekommt sie gute Laune, während sie Mietzis Hinterlassenschaften aus dem Streu siebt. Vielleicht sind Lamas deshalb so beliebt, weil sie über zweierlei zu verfügen scheinen, was wir alle gerne hätten: Unendlich viel stoische Ruhe, als ob sie von keiner Umwegsamkeit des Lebens aus dem Trott gebracht würden und die Erlaubnis, unsympathische Zeitgenossen anzuspucken. Gelassen zu bleiben ist für Mensch in Zeiten wie diesen nicht leicht, und fürs Spucken geht man ins Gefängnis. Auf einem Lama-Kaffeebecher meines Gatten hingegen steht: Mit dem Lama gibt’s kein Drama.
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