Fabelhafte Welt: Von runden Süchten
Von den Vor- und Nachteilen eines (Hunde)lebens mit Ball
Unser Hund verfügt über zahlreiche komfortable Liegeplätze. Einen Garten, um jederzeit Frischluft zu schnuppern, eine nahegelegene Hundezone zum Pflegen der Sozialkontakte und Besitzer, die sich drum streiten, wer mit ihm äußerln gehen darf. Sein Futter ist hochwertig, sein Brustgeschirr schadstofffrei. Und doch tut er mir Leid.
Denn das, was ihn am glücklichsten macht, schadet ihm am meisten: Bälle. Leider ist er ein Süchtler. Um an einen Ball zu kommen, würde er Babys bestehlen und Omas überfallen. Hat er seinen "Stoff", gibt er sich dem Vergnügen hin, ohne an die Folgen zu denken. Erst wenn ihm der Schlecker bis zum Boden hängt, beruhigt er sich. Weswegen wir ihn auf Anraten der Hundetrainerin vor einigen Jahren auf kalten Entzug setzten. Deprimiert versuchte er sogar, mit dem Lurch zu spielen. Im Schlaf träumte er von Bällen, wach sah man ihm die Trauer an.
Ähnlich ging es meinem Dottore Amore, als er zu rauchen aufhörte. Intensiv fühlt er seither mit dem Hund mit und erlaubt ihm, wieder im Garten Ball zu spielen. Wahrscheinlich weil er vergeblich hofft, dass ich ihm gelegentliche Zigaretten erlaube. Apropos Hoffnung! Sie veranlasst den Hund dazu, jedem Menschen, der unser Grundstück betritt, seinen Ball vor den Fuß zu werfen. Dann wartet er lüstern, die Augen leuchten, die Ohren sind gespitzt, könnte er sprechen, würde er vielleicht sagen: Schieß! Bitte! Bitte bitte schieß, bitte hau drauf, bitte bitte schieß!
Unsere Besucher wissen zwar, dass sie der Aufforderung des Hundes keinesfalls folgen dürfen, denn sonst gibt der Süchtler bis zu ihrer Abreise keine Ruhe. Und doch hauen alle drauf. Immer. Einen zugespielten Ball mit dem Fuß wegzukicken, ist halt auch eine Sucht. Und wie man dann ab Freitag nicht nur bei uns zuhause, sondern in ganz Europa erleben kann: die Ballsucht macht soooo glücklich.
Weitere Infos: www.veakaiser.de
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