Guido Tartarotti

"ÜberLeben": Die Beatles als Polka

Die Gitarre und ich: Eine Geschichte voller Missverständnisse

Im Alter von zwölf Jahren beschloss ich, den Berufsweg eines Rockstars einzuschlagen. Der Anfang war holprig: Gemeinsam mit meiner Mutter nahm ich Gitarrenstunden bei einem Musiklehrer, der brachte uns bei, „Get Back“ von den Beatles als Polka zu interpretieren, was kein besonderes Starpotenzial hatte. Also beendete ich die Gitarrenstunden – zu viel üben ist nicht gut für den persönlichen Stil – und beschränkte mich darauf, mit der Gitarre vor dem Spiegel  die Bühnen-Bewegungen von Keith Richards zu trainieren.

Meine allererste Band gründete ich mit 14, es war eine Punkband, einer von uns hatte sogar ein Lied geschrieben, das ging so: „Gestern traf ich eine geile Maid/ich f%&§te sie im Gras, es tat mir nicht leid.“ Wir lösten uns nach der ersten Probe wegen künstlerischer und persönlicher Differenzen auf (und auch deshalb, weil wir nicht genug Verstärker für alle besaßen).

Auch meine nächste Band – wir wollten wie die Doors klingen, scheiterten aber daran, dass wir weder einen Schlagzeuger noch einen Jim Morrison hatten – kam über das Probenstadium nicht hinaus.

Mit der dritten Band schaffte ich es dann zum ersten Mal auf die Konzertbühne. Ich schlug den anderen vor, die „Get Back“-Polka zu spielen, aber sie lehnten unverständlicherweise ab. Ich konnte nicht wirklich Gitarre spielen, also drehte ich mein Instrument so leise wie möglich und versuchte, beim Spielen wie Keith Richards auszusehen.

Ich habe damals etwas gelernt: Man kann seinen Ohren nicht trauen. Bei unserem Konzert hörten wir uns auf der Bühne als großartige, virtuose, präzise mahlende Rockmaschine. Als wir den Mitschnitt hörten, stellten wir fest: Wir klangen wie fünf unsichere Schüler, die Geräusche erzeugten wie schlecht gelaunte Rasenmäher. An einer Stelle schafften wir es tatsächlich, vier falsche Akkorde gleichzeitig zu spielen.

Nach dem Anhören des Mitschnitts lösten wir uns sofort auf.
 

Guido Tartarottis neues Kabarettprogramm "Guitar Solo - Der Letzte dreht das Licht ab": 13. November, Bühne im Hof, St. Pölten.

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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