"ÜberLeben": Das rote Tor ned guat dawuschen
Skirennen im Fernsehen: Zu aufregend für mich.
Jetzt geht es bald wieder los: Skirennen im Fernsehen. Als ich ein Kind war, gab es für mich nichts Aufregenderes als Skiübertragungen. Ich erinnere mich noch gut an Franz Klammer und seinen Fahrstil, der weniger nach Skifahren aussah als nach kontrolliertem Stürzen. Oder an Ingemar Stenmark, der einmal einen Riesentorlauf mit fünf Sekunden Vorsprung gewann (Stenmark hätte vor dem Ziel abschwingen und einen Germknödel essen können und immer noch gewonnen). Oder an Athleten und Athletinnen mit wunderbaren Namen wie Monika Kaserer, Brigitte Totschnig-Habersatter, Heini Hemmi oder Fausto Radici (der einäugige Slalomfahrer).
Die Tageszeitungen druckten damals tatsächlich noch komplette Startlisten, mit freien Feldern, wo man selbst die Zeiten eintragen konnte. Und nachher spielte ich die Rennen nach, indem ich die Strecken auf ein Blatt Papier zeichnete und mit dem Bleistift nachfuhr, eine Stoppuhr in der linken Hand.
Wann und warum ich diese Begeisterung verloren habe, weiß ich nicht. Nach wie vor liebe ich es, Ski zu fahren (am liebsten schwarze Pisten und im freien Gelände). Aber Skirennen im Fernsehen erwecken in mir den Wunsch, sofort schlafen zu gehen.
Vielleicht liegt es daran, dass das Fernsehen einfach zu viel Theater macht. Bei jedem Rennen tun sie so, als ginge es darum, ein Raumschiff Richtung Mars zu starten. Am quälendsten sind die immer gleichen Interviews. „Yvonne Sumpfhofer, was haben Sie sich vorgenommen?“ – „Jo mei, i wui des rote Tor guat dawischen.“ „Yvonne Sumpfhofer, Sie liegen nach dem ersten Durchgang auf Rang 27.“ – „Jo mei, i hoan des rote Tor net guat dawuschen, im zweiten Durchgang muass i’s besser dawischen.“ „Yvonne Sumpfhofer, Sie wurden am Ende 29.“ – „Jo mei, jetzt hoan i des blaue Tor ned guat dawuschen.“
Das ist mir, fürchte ich, einfach zu spannend geworden für mein Alter.
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