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Zeit für Tapetenwechsel: Grüner wird’s nicht

Rankende Blüten, große Blätter, exotische Landschaften. Jetzt heißt es: Botanik, bitte – für Zimmer, Küche, Kabinett. Was es zu beachten gilt.

Dass der grüne Daumen jetzt Wände aufblühen lässt, überrascht Wolfgang Kosak von Affabre Manufaktum nicht. „Seit der Mensch seine Umgebung gestaltet, verwendet er Natur. Es ist wie mit dem Blumenstrauß in der Vase – wir holen uns ein Stück Natur ins Haus, einfach weil es guttut, schön ist, erdet und Vertrautheit schenkt.“

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Wilde Welten zaubern Geschichten an die Wände

©Photowall.com


Mehr Tiefe für Räume Kosak sieht darin aber weniger einen Hype, sondern vielmehr den Ausdruck persönlicher Wünsche. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Petra fertigt er individuelle Tapeten. In seinem Schauraum im 6. Bezirk in Wien zeigt er, was möglich ist.  „Viele glauben, eine Tapete könnte den Raum erdrücken. Meist ist das Gegenteil der Fall. Erst wenn sie wieder entfernt wird, sieht man im Vergleich, dass eher die leere Wand das Zimmer verkleinert.“ 

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Wolfgang und Petra Kosak, Inhaber von  Affabre Manufaktum, gestalten individuelle Tapeten 

©Affabre Manufaktum

„Früher zeigte man Urlaubs-Dias. Heute will man Atmosphäre schaffen – etwas, das berührt“, sagt Wolfgang Kosak
 


Vor allem Landschaftsbilder schaffen eine optische Erweiterung, „weil man durch die Perspektive intuitiv in die Tiefe schaut“. Dafür sollte der Horizont unter der Augenlinie liegen, damit wirklich das Gefühl von Weite entsteht. Liegt der Horizont höher, mutet das beengend an. Große Motive wirken oft abstrakter. Sie können sogar den Raum beruhigen. Kosak: „Eine oder zwei gezielt gestaltete Wände reichen in den meisten Fällen völlig aus. Außer man will bewusst ein Erlebnisraumgefühl schaffen,  etwa in der Gastronomie.“ 
Kosaks Erfahrung ist, dass viele keine Scheu mehr vor auffälligen Mustern haben. Das bestätigt auch Walter Franz Eybl von Interieur MT. Neben kräftigen Farben, vielen Blättern und großen Mustern sind in seinem Geschäft im 4. Bezirk in Wien  vor allem tropische Motive  gefragt. Kleine Blüten und Blumen dafür weniger.  


Damit Tapeten auch wirken, gilt es einiges zu beachten. „Meist wird nur eine Wand tapeziert – zum Beispiel hinter dem Bett. Die anderen Wände werden neutral gestrichen oder mit einer Unitapete versehen.“ Auch Eybl hält Trends bei der Raumgestaltung für zweitrangig, geht es doch eher darum, sorgfältig nach Raum- und Lichtverhältnissen zu wählen.

Geschichten erzählen

„Menschen überlegen sich einfach, ,wie will ich wohnen, was soll der Raum mit mir machen’“, erklärt Wolfgang Kosak. Dabei sei ihnen vor allem wichtig, ihre eigene Persönlichkeit auszudrücken. Es gehe darum, in der eigenen Wohnung  Stimmungen zu erzeugen und zu inspirieren. „Früher zeigte man Dias. Heute will man Atmosphäre schaffen – etwas, das berührt oder zum Nachdenken anregt“, so Kosak. „Ich hatte mal einen Kunden, der sagte: ,Ich will, dass mein Zuhause eine Geschichte erzählt, wenn man reinkommt’.“

„Heute kann man Tapeten problemlos anbringen – und  auch wieder rückstandsfrei abziehen“, sagt Walter Franz Eybl von Interieur MT

Mut lohnt sich

Beim Wort „früher“ denken viele vermutlich nicht nur an die Sonnenuntergangstapeten der Siebzigerjahre, sondern an mühsames Spachteln und Überstreichen. Walter Franz Eybl: „Das ist längst vorbei. Heute kann man Tapeten problemlos anbringen – und bei Bedarf auch wieder rückstandsfrei abziehen.“  Moderne Vliestapeten lassen sich einfach mit Kleister bestreichen oder auf vorbereitete Kleisterwände aufbringen. Das Zuschneiden gelingt mit Cuttermesser oder Schere, auch das Anbringen ist dank guter Rasteraufteilung recht einfach. Auch selbstklebende Tapeten sind eine Möglichkeit zum Ausprobieren.  
Es lohnt sich, mutiger und offener für eigene Ideen zu sein. Da sind beide Tapeten-Profis einer Meinung. Denn wer den richtigen Platz und ein passendes Motiv wählt, kann seinem Zuhause mit wenig Aufwand eine ganz neue Atmosphäre geben.

 

Annemarie Josef

Über Annemarie Josef

stv Chefredakteurin KURIER freizeit. Lebt und arbeitet seit 1996 in Wien. Gewinnerin des Hauptpreises/Print bei "Top Journalist Award Zlatna Penkala (Goldene Feder)" in Kroatien. Studium der Neueren Deutschen Literatur in München. Mein Motto: Das Leben bietet jede Woche neue Überraschungen.

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