Guido Tartarotti

"ÜberLeben": Eierschwammerl und lange Unterhosen

Skiurlaub mit wenig Aufregung.

Eines vorweg: Dass es nach dem Skifahren heuer kein Après-Ski gab, war mir genau wurscht. Ich habe keinen Unterschied zu früher bemerkt, denn ich habe noch nie im Leben ein Après-Ski-Lokal besucht.

Wobei: Das stimmt nicht ganz. Vor 20 Jahren ließ ich mich von Freunden zu einem Skiurlaub in Ischgl und dort zu einem Besuch dreier Almdodelstadel überreden. Ich hatte den Eindruck, mich unter Geistesgestörten zu befinden. In einem Lokal gab es einen DJ, der, nur mit einem Federschmuck bekleidet, im Kreis hüpfte und „Uka! Uka!“ brüllte, während rund um ihn schwer Betrunkene zwischen ihre Skischuhe spieben.

Diesmal sah unser Après-Ski in Gastein so aus: In der Ferienwohnung Spaghetti kochen, Würfelpoker spielen und Depeche Mode hören. Das ist genau der Grad an Aufregung, den ich mittlerweile am besten vertrage. An ganz wilden Abenden tranken wir sogar Bier und sahen „Dschungelcamp“.

Einmal waren wir meinen Vater besuchen, der mit seiner Lebensgefährtin in Gastein lebt. Es war ein sehr gelungener Abend: Es gab Knödel mit selbst erlegten Eierschwammerln, und mein Vater hielt Vorträge über lange Unterhosen.

Das Skifahren selbst, danke der Nachfrage, klappte ganz gut nach drei Jahren Pause. Ich befinde mich derzeit in dieser Phase: Ich sehe eine schwarze Piste oder einen Tiefschneehang, denke mir, ja, da könnte ich problemlos noch fahren, ich habe aber grad keine Lust, vielleicht morgen oder nächstes Jahr.

Das Einzige, was genervt hat, waren die vielen Nasendeppen in der Gondel. Warum er die Maske unter der Nase trage, wollte ich von einem wissen. Weil er Brillenträger sei und nicht wolle, dass die Brille anlaufe, sagte er. Nun, ich bin auch Brillenträger, das hindert mich aber nicht daran, mich an Regeln zu halten.

Davon abgesehen: Wenig Menschen, viel Sonne, viel Schnee. Guter Urlaub. 

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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