Guido Tartarotti

"ÜberLeben": Gitterle Ballerle

Ein verheerend lustiger Abend beim Lienzer Tennisclub.

Wir stehen vor dem Clubhaus des Lienzer Tennisvereins an einer extra aufgebauten Bar und halten uns an Miniaturflaschen „Berliner Luft“ fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Da spricht mich jemand von der Seite an: „Von wo kommt’s ihr her?“ Ich antworte, weil ich nicht annehme, dass er Mödling kennt: Aus der Umgebung von Wien. Da sagt er: „Aso, ja ich bin aus Mödling.“ Abgesehen davon ist er eng mit Bernhard K. befreundet, der in meiner Klasse war. Die Welt in Lienz ist klein. Mein Gesprächspartner ist der Liebe wegen hierher gezogen.

Zwei Wochen lang haben wir, wenn das Wetter es zuließ, hier Tennis gespielt, Bier getrunken und den Leuten beim Spielen zugesehen. Irgendwann hat man uns eingeladen, zum Fest des Vereins zu kommen. Und da sind wir jetzt, irgendwo zwischen dem dritten und dem zehnten Spritzwein. Den verheerend einfahrenden Schnaps namens „Unhold“ nicht mit eingerechnet.

Wir lieben Osttirol, die Menschen sprechen hier eine großartige Sprache, eine Mischung aus Tirolerisch und Kärntnerisch, krachend und gleichzeitig sanft klingend. Irgendwann sucht ein Mann den Ball seines Kindes, der ein Gittermuster trägt, und fragt tatsächlich, ob  wer das „Gitterle Ballerle“ gesehen hat.

Ich weiß nicht, wie meine Freundin das macht, aber nach kurzer Zeit sind wir mit allen hier befreundet. Auch mit einem gut 70-jährigen Seniorenspieler, der weit nach Mitternacht noch aufrecht steht, obwohl er mehr getankt hat als alle anderen.
Es war ein großartiges Fest mit enorm liebenswerten Menschen. Grüße gehen raus an Sybille und Florian, Nicki,  Chris, Franziska, Verena, Sandra, den einen Stefan und den anderen Stefan, Jürgen, Jack, Toni und an all die anderen Tennisnarren des TCL!

In den späteren Morgenstunden geht meine Freundin dann noch in eine Disco für 16-Jährige. Ich gehe schlafen, ich mochte Discos schon nicht, als ich selber 16 war.

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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