Teatro Barocco: Historischer Zauber, neu belebt

Bernd Roger Bienert und sein Teatro Barocco führen ab 20. August an drei historischen Orten zwei Opernraritäten auf

10 Jahre ist sein Teatro Barocco heuer alt und er geht nach wie vor unbeirrt seinen Weg: Bernd R. Bienert macht auch zum Jubiläum Oper wie damals, hat sich einer völlig historischen Überlieferung verschrieben, um so ein möglichst werktreues Gesamtkunstwerk in Szenerie und Regie von bedeutenden Komponisten der Mozartzeit sowie von weiteren vergessenen, wichtigen Werken auf die Bühne zu hieven. Somit ist seine Zugangsweise völlig gegensätzlich zum heutigen Regietheater.

„Die Idee war und ist, eine originalnahe Belebung der historischen Operntradition, basierend auf der früher auf Bühnen vorherrschenden alten Gebärden- und Gestensprache, Text und Musik für den Zuschauer in historischen Spielstätten sichtbar und verständlich zu machen. Es sind quasi Akte der künstlerischen Denkmalpflege,“ erzählt der gebürtige Wiener, ein Ex-Choreograf, der nicht nur an der Staatsoper, sondern auch an anderen bedeutenden Häusern wie Zürich, Berlin, Düsseldorf, Holland gewirkt hat.

Und so gründete er 2012 das Teatro Barocco: „Der Bassgeiger von Wörgl“ von Michael Haydn und „Ariadne auf Naxos“ von Georg Anton Benda waren die ersten Opern im Stift Altenburg. „Danach waren wir mehrere Jahre im Schlosstheater in Laxenburg, wo wir „Piramo e Tisbe“ von Johann Adolph Hasse“ am Uraufführungsort zeigten“, so Bienert: „Mit der Produktion von Joseph Haydns „L’isola disabitata“ wurden wir sogar zum zweiten Mal für den österreichischen Musiktheaterpreis nominiert.“

Raritäten

Dieses Jahr sind die Raritäten wie „Il maestro di cappella“ von Domenico Cimarosa angesagt. Weiters kann man die österreichische Erstaufführung von „Tod der Dido“, die von der von Aeneas verlassenen Königin von Karthago handelt, erleben. Der Österreicher Ignaz Holzfeind hat diese tragische Oper für den Kurfürstlichen Hof in Mannheim 1779 italienisch und 1783 als erste deutschsprachige Oper überhaupt und als erste durchkomponierte Oper ohne Rezitative geschrieben und dadurch sehr stringent erzählt. Sie animierte Mozart dazu, seine „Entführung“ auch auf Deutsch zu schreiben. „Der alte Mann hat noch so viel Feuer“, so urteilte Mozart über Holzfeind.

Auch dieses Jahr werden die Opern aus der großen Musiktheatertradition des 18. Jahrhundert im geschichtsträchtigen Flair und historisch wunderbaren Rahmen der Burg Perchtoldsdorf sowie im Schlosstheater Schönbrunn und dann im Stift Melk gezeigt, und zwar in rekonstruierten Kulissen und prächtigen Barockkostümen, die immer auf Grund historischer Vorlagen alle handgemacht sind. „Immer wieder kam der Vorwurf, man kann dies so nicht mehr machen. Aber die Stücke funktionieren wieder und geben ein Verständnis für diese Opern. Sie sind so altmodisch, dass sie schon wieder modern sind.“ Und all dies wird durch akribische Forschung und minutiöse Sorgfalt des Intendanten Bienert, der für Regie, Bühnenbild, Kostüme und Lichtdesign verantwortlich zeichnet, in barocker, den Text nachvollziehender Gestik, und simuliertem Kerzenlicht gezeigt. „Die Musiker spielen wie gewohnt auf historischen Instrumenten unter der Leitung von Christoph U. Meier, einem Spezialisten für Originalklang“, so der Intendant.

Helmut Christian Mayer

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