Taylor Swift steht auf der Bühne und singt in ein Mikrofon.

Konferenz für Forscher und Swifties: Taylor Swift unter der Lupe

Der Hype um die US-Sängerin beschäftigt nun auch die Wissenschaft. Studien widmen sich der Frage, warum sie so erfolgreich ist und auch abseits ihrer Musik fasziniert.

Taylor Swift ist eine Frau der Superlative: Die 34-jährige US-Sängerin bricht mit ihrer Musik sämtliche Bestmarken, sie hält mehr als 100 Guinness-Rekorde, ist etwa die Frau mit den bisher meisten Nummer-1-Hits in der Geschichte der amerikanischen Charts. 

Wie die Beatlemania in den 1960ern, hat auch die Swiftmania Hunderte Millionen Menschen rund um den Globus erfasst und geht längst über ihre Musik hinaus. Das macht sie auch für die Wissenschaft interessant. Vor mehreren Swift-Konzerten in Liverpool veranstaltet die Universität Liverpool im Juni den "Tay Day" – ein Symposium "zur Auseinandersetzung mit dem kulturellen Phänomen Taylor Swift" für Forscher sowie Fans und Studierende aus ganz Europa.

Der musikalische, soziale und wirtschaftliche Einfluss von Taylor Swift ist unbestreitbar, und deshalb freuen wir uns sehr darauf, ein Gespräch darüber zu beginnen, wie Taylor sowohl Miss Americana als auch eine Antiheldin ist, um ihren Stil und ihre wildesten Träume zu verstehen und über ihren Ruf zu sprechen", teilte die Uni mit. "Miss Americana" ist Titel einer Netflix-Dokumentation über Swift. 

Musikwissenschafter in Wien befassen sich ebenfalls mit Taylor Swift

Auch in Wien befasst man sich an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (MUW) mit ihr: Ralph von Appen, Leiter des Instituts für Popularmusik hält etwa ein Swift-Seminar für Studierende. "Es ist ein sehr komplexes Phänomen. Sie bewegt sich mit ihrer Musik im Mainstream, hat musikalisch etwas drauf und vermittelt ihren Fans Authentizität", sagt von Appen. 

Die Mystik rund um ihre Texte – häufig gibt es versteckte Andeutungen, sogenannte Easter Eggs, nach denen ihre Fans suchen – sorgt nicht nur bei Swifties, wie ihre Anhängerinnen und Anhänger genannt werden, für Spekulationen. Die Songs ihres jüngst erschienenen Albums "The Tortured Poets Department" wurden auch von Literaturwissenschaftern analysiert. Von Appen: "Sie mit Shakespeare auf eine Stufe zu stellen wäre fraglich, aber auch die Literaturwissenschaft untersucht alltagsnahe Phänomene. Sehr gelobt wurde ihr Song "So High School“, wo sie in wenigen Zeilen ein absolut nachvollziehbares Bild vom Leben in der High School zeichnet."

Jenseits der Musik setze sie sich für Musiker ein, legte sich etwa mit den Streaminggiganten Spotify und Apple Music wegen zu geringer Tarife an sowie mit ihrer früheren Plattenfirma – wegen eines Streits um Urheberrechte nahm sie einen großen Teil ihrer Songs erneut auf. "Das ist ein Clou, den so noch niemand in der Geschichte gebracht hat. Sie schafft es Dinge, die zutiefst kapitalistisch sind, als Empowerment rüberzubringen", meint von Appen. 

Und: Ihr ausschweifender Lebensstil – dieser Tage gönnte sich die Milliardärin mit ihrem Freund, dem US-Profi-Footballer Travis Kelce, einen Urlaub in Italien um 22.000 Euro pro Nacht – schadet ihrem Image ebenso wenig wie die CO2-Belastung, die ihr mit ihren Privatjetflügen vorgeworfen wurden. Dass sie von der Countrymusikerin ins Popfach wechselte, habe bei ihr "absolut funktioniert".

Hoher Wirtschaftsfaktor

Hinzu komme die Vermarktung ihrer aktuellen Eras-Tour, die auch als Kinofilm sehr erfolgreich war. "Ich kann verstehen, wenn Leute sich die Musik das erste Mal anhören und dann etwas Beeindruckenderes erwarten. Es ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, was den Erfolg ausmacht", so von Appen. Das herauszufinden, sei Gegenstand von Studien, die laufen.

Fakten

Erdbeben
Bei Konzerten vergangenen Sommer in Seattle lösten rund 70.000 "Swifties" (Fans) ein Erdbeben der Stärke 2,3 aus.

Streaming-Queen
2023 war Taylor Swift die am meisten gestreamte Künstlerin auf den Online-Plattformen Spotify und Apple Music.

Ausverkauft
In Wien tritt Swift von 8. bis 10. August im Ernst Happel Stadion auf. Die drei Konzerte waren innerhalb von Minuten ausverkauft.

Football
Ihre Beziehung zum NFL-Star Kelce  steigerten den Marktwert der NFL  um geschätzt 331,5 Millionen US-Dollar.

Was die Sängerin anfasst, wird zu Geld: Jede Stadt, in der Swift auftritt, verzeichnet Anstiege bei Hotelbuchungen und -preisen, ebenso in der Gastronomie und weiteren Dienstleistern. Sogar die Tickets bei den NFL-Spielen von Kelce wurden durch sie teurer. Ihre Tour ist bereits nach einem Drittel die erfolgreichste aller Zeiten – und das Phänomen hat schon einen Namen: Swiftonomics. 

Mit anderen Stars sei Swift nur schwer zu vergleichen, meint der Musikwissenschafter. Vom gesellschaftlichen Einfluss stehe sie vielleicht sogar über den Beatles, Madonna und Michael Jackson. Ob sie eine so lange Wirkung wie die Beatles haben werde, könne man jetzt aber noch nicht sagen.

Elisabeth Gerstendorfer

Über Elisabeth Gerstendorfer

Redakteurin Gesundheit, Wissen Studierte Psychologie und Soziologie in Wien. Journalistenkolleg des Kuratorium für Journalistenausbildung in Salzburg. Seit 2013 bei KURIER im Ressort Lebensart. Zuvor u.a. tätig für Presse, Schaufenster und Österreichische Ärztezeitung.

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