Zeichentrick

Hurra, der Pumuckl ist (wieder) da!

Der Kobold aus Kindertagen ist zurück – im Kino und als Serie. Pumuckls Aussehen wie bei Biene Maja zu verändern, kam nie in Frage, so der Regisseur.

So manches Gesetz gilt auch für kleine, rothaarige Dreikäsehochs mit losem Mundwerk, die sich eigentlich gar nicht gern an Vorschriften halten – das Koboldsgesetz nämlich. Das besagt, dass sobald ein Kobold für einen Menschen sichtbar wird, er für immer bei diesem bleiben muss.

Genau das passiert dem Pumuckl nun mit dem Neffen seines alten Gefährten Meister Eder, als dieser nach Jahrzehnten die geerbte Schreinerwerkstatt betritt, um sie zu verkaufen. Und schon wiederholt sie sich, die Fernsehgeschichte: Hurra, der Pumuckl ist wieder da! Ende des Jahres starten 13 Folgen von "Neue Geschichten vom Pumuckl" auf RTL. Heute laufen die ersten drei Abenteuer als Film in den Kinos an.

Der neue Meister Eder

Seit 60 Jahren treibt der Kobold mit dem roten Haar Schabernack, die deutsche Autorin Ellis Kaut schrieb ihn ins Leben. Ab 1962 erschienen Hörspiele; die Fernsehserie, ab 1982 ausgestrahlt, ist Kult. Nun folgt Florian Brückner ("Das Boot") dem alten Eder (Gustl Bayrhammer) nach. Regie führte Marcus H. Rosenmüller ("Wer früher stirbt, ist länger tot").

Für Rosenmüller ist das Phänomen Pumuckl ungebrochen aktuell. "Er erlaubt sich zu sagen, was man selbst sagen möchte, aber sich nicht traut", analysiert er. Eine von Erwachsenen erdachte Selbstkontrolle, die der Kobold nicht kennt. Ungeniert spürt er seinen Impulsen nach, egal ob das gerade erwünscht ist oder nicht. Brav und höflich? Nicht mit Pumuckl!

Kult: die Originalserie mit Gustl Bayrhammer  

©dpa Picture Alliance / picturedesk.com

Talent zum Dichter

Im gemütlichen Meister Eder fand der kleine Anarchist von jeher sein perfektes Pendant. Ein ungleiches Paar, das großes komödiantisches Potenzial auslotet, wie Rosenmüller weiß. "Die Freude am egozentrischen Verhalten und wie es einen anderen liebevoll auf die Palme bringt."

So wie die sorgsam ausgearbeiteten Details die Herzen der Kinder eroberten: Pumuckl schläft mit Vorliebe in Sägespänen, ist kitzlig unter dem Arm und am Hals, mag Schokolade und Segelschiffe. Katzen und Putzfrauen kommt er hingegen lieber nicht zu nahe. Nicht zu unterschätzen ist auch sein Talent zum Dichter. Sein Motto "Was sich reimt, ist gut!" ist längst geflügeltes Wort. "Ein Brett und ein Brett, gibt ein Bett, wenn ich’s schon hätt, das wär nett" – das ist vielleicht kein Goethe, aber wärmt das Herz. „Seine jedes Reimschema brechenden Gedichte spiegeln Pumuckls Lust an Poesie und seine Lebensfreude“, weiß Rosenmüller. "Und die ist ansteckend."

Pumuckl-Regisseur Marcus H. Rosenmüller: "Eines war von vorneherein klar: Das Bäuchlein von Pumuckl bleibt"

©Felix Hörhager / dpa / picturedesk.com

In der zweiten der neuen Folgen nimmt der Kultkobold Abschied vom verstorbenen Meister Eder. Er lernt, was Trauer und Tod bedeuten. Dennoch wird das Thema sensibel umgesetzt, auf „rührende Weise, als Hochachtung vor Gustl Bayrhammer und Hans Clarin.“ Clarin gab Pumuckl in der alten Serie seine unverwechselbar aufgekratzte Stimme. In den neuen Episoden spricht ihn der Kabarettist Maximilian Schafroth. Fürs Kino wurde dessen Stimme mithilfe Künstlicher Intelligenz in Hans Clarins Stimme verwandelt. RTL wird im Streaming beide Varianten zur Verfügung stellen.

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Kein Biene-Maja-Schicksal

Druck, die Serie thematisch aktuell auszurichten, empfand Regisseur Rosenmüller keinen. Real sei die abgebildete Welt schon früher nicht gewesen – mehr eine „kleine Utopie der Heimat.“ Auch heute bestimmen zwischenmenschliche Konflikte die Handlung, etwa mit der Nachbarschaft. Bei Pumuckl, erklärt er, gehe es stets um Machtverhältnisse und um Ungerechtigkeiten. Der kleine Kobold erlaube sich, wie ein Kind frech und naiv Grundsätze infrage zu stellen – im witzigen Wechselspiel zum an der alten Ordnung festhaltenden Meister Eder.

Das neue Dreamteam: Pumuckl und der junge Eder (Florian Brückner)

©2023 Constantin Film Verleih GmbH

Ideen, Pumuckl optisch zeitgemäßer darzustellen, wurden verworfen. Er prüfe zwar stets neue Gestaltungsmöglichkeiten, so der Regisseur. Und eine neue Version sei zwar "unglaublich charmant" gewesen. Aber als „Verneigung vor der Ur-Version“ wurde sie ad acta gelegt. Das Schicksal der berühmten Biene Maja blieb Pumuckl somit erspart: Der Kobold ist nicht dreidimensional animiert und er wurde auch nicht verschlankt, so wie 2012 die Zeichentrick-Biene, was für einen öffentlichen Aufschrei und für eine Debatte sorgte. Pumuckl abspecken zu lassen, sei außer Diskussion gestanden, so Regisseur Rosenmüller. „Eines war von vorneherein klar: Das Bäuchlein bleibt.“

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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