Top oder Flop? Welche Sänger als Schauspieler punkten – und welche nicht
Schafft The Weeknd den Umstieg von der Musik zum Serienstar? Welche Sänger es schafften, und wer es lieber nie probiert hätte.
Kann er’s? Oder scheitert er? Der Trailer der neuen HBO-Serie „The Idol“ sieht verdammt vielversprechend aus, wenn man auf ausgeschmückte Zurschaustellungen der Interessensgruppe maßlose Ausschweifung steht: Sex, Drogen, Exzesse – und das alles angesiedelt im happy toxischen, moralisch eher unbeleckten Spielplatz zwischen Sekte und Musikbusiness. Dazu spritzt der Schampus, gefährliches Misstrauen ist stets nur eine white line entfernt, ausgetragen wird das alles von makellosen Menschen, Merkmal Supermodel. Wie fordert eine Frau im Teaser doch herrisch: „Mehr, mehr, Orgie!“
Einen schönen Einstieg ins Film-Business hat R&B-Superstar The Weeknd sich da ausgesucht. Als Anführer eines Sektenkults, der eine – no, na - komplizierte Liebesbeziehung mit einer aufstrebenden Popsängerin (Lily-Rose Depp) auslebt, kann er aus dem Vollen schöpfen. Ersonnen hat das Ganze Sam Levinson, Mastermind der unter der GenZ als Kultserie geltenden „Euphoria“ – ein gutes Zeichen. Doch ist der „Blinding Lights“-Sänger tatsächlich imstande, auch in ganzen Folgen, die länger als eine Minute 30 dauern, mit seinem schauspielerischen Talent zu überzeugen?
Die Liste der Musiker, die in ihrer Branche mitunter genial auftrumpfen, und sich dadurch ermuntert fühlen, auch in Film & Fernsehen abzuräumen, ist lang. Bei wem hat’s geklappt, bei wem ging’s schief? Ein kurzer Rundblick in die Hall of Fame und Shame.
Überzeugend: Harry Styles
Kann der bei Konzerten unter Teenagern zuverlässig Kreischalarm auslösende „Sign Of The Times“-Sänger eigentlich gar nix falsch machen? Boyband-Idol, Solo-Idol, Style-Idol mit Federboa und Perlenkette, und dann auch noch das: Auch auf der Leinwand überzeugt der junge Mann. Sein Debüt gab er 2017 bei niemand geringerem als Filmgenie Christopher Nolan, wo er mit den anderen Soldaten im Kriegsepos „Dünkirchen“ ums Überleben kämpfte. Nun folgt im September der nächste Streich: Der Trailer von „Don’t worry Darling“ verspricht enigmatischen Psychothrill, intensive Bilderwelten und Erotik. Sollte der Film wider Erwarten kein Erfolg werden, hat sich es sich wenigstens privat gelohnt: Seit den Dreharbeiten sind Styles und Regisseurin Olivia Wilde ein Paar.
Blamiert: Ringo Starr
Du kannst der coolste Drummer einer der besten Bands der Welt sein, und dennoch ist deine Karriere kein Freifahrtsschein: Ringo Starr musste das erleben, als er nach dem Ende der Beatles aus der letzten Schlagzeugreihe hinter Paul und John hervorkam und sich in die Gefilde des Films wagte. Im Verbund mit den Beatles mochte das in „Yellow Submarine“ oder „A Hard Day’s Night“ lustig gewesen sein, solo ging es gehörig in die Binsen.
Bizarre Rollen in bizarren Filmen pflastern seinen Weg: Sei es im Filmmusical „Son of Dracula“ (auch Keith Moon von The Who und John Bonham von Led Zeppelin sind dabei) oder in „Caveman – Der aus der Höhle kam“ (1981), der von den Abenteuern eines Steinzeitmenschen handelt, gespielt von Ringo. Die ulkige Komödie (mit Dinosauriern aus Gummi und Fantasiesprache) ist so schlecht, dass sie mittlerweile zum Kultfilm avanciert ist. Erwähnenswert auch der skurrile Spaghetti-Western „Blindman, der Vollstrecker“ aus dem Jahr 1971, über den ein Kritiker schlicht schrieb: „Ein toller Film ohne Handlung, den man entweder umwerfend oder stinklangweilig finden wird.“
Meisterhaft: Lady Gaga
Gothic, Astronauten-Chic oder einfach mal ein Fleisch-Kleid inklusive Schnitzel auf dem Kopf: Wo Gaga draufsteht, geht die Lady in die Vollen. Ein Gesamtkunstwerk aus der inszenatorischen Überschall-Atmosphäre des Pop, derzeitiger Verwandlungsstatus: Astronautin (aktuelles Album: „Chromatica“). Wer hätte gedacht, dass dieses schillernde Chamäleon auch leise Töne anschlagen kann? Nach Kleinrollen wie etwa in „Die Sopranos“ oder als Kellnerin in „Sin City 2: A Dame to Kill for“ gelang ihr mit der Hauptrolle in Bradley Coopers „A Star Is Born“ der große Wurf: Gaga begeisterte mit einer nuancierten, intensiven und höchst authentischen Darstellung. Zuletzt sah man sie in Ridley Scotts „House of Gucci“ als mörderische Gattin des legendären Modedesigners, und auch hier beeindruckte sie in einem Ensemble von Jared Leto bis Al Pacino.
Auweh: Pete Doherty
Auch den illegalen Substanzen nie abneigend gegenüberstehend gewesenen Ex-Freund von Kate Moss und Ex-Sänger der Libertines verschlug es zum Film. Doch ein Werk wie etwa das Kostümdrama „Confession“ kann man sich getrost sparen: Im Paris des 19. Jahrhunderts gibt er einen Mann, der sehr verliebt ist, bis er die Untreue seines Herzblatts entdeckt und sich in Dekadenz und Ausschweifungen stürzt. Klingt nach einer Traumrolle für Doherty? Leider ist die leidenschaftliche Literaturverfilmung für den mit Zylinder behüteten Sänger eine gehörige Nummer zu groß.
Stark: Mandy Moore
Die Amerikanerin war erst 15, als sie mit „So Real“ 1999 ein Hitalbum veröffentlichte, mitten in der Hochzeit von Pop-Queens wie Britney Spears und Christina Aguilera. Bald darauf machte sie sich auch mit Filmen einen Namen, etwa in der Nicholas-Sparks-Verfilmung „Nur mit dir“ (2002), im Gegensatz zu den anderen genannten Damen, konnte Moore überzeugen. Von 2016 bis 2022 spielte sie in der sehr erfolgreichen wie tragischen Familiendrama-Serie „This Is Us“ (Golden Globe! Emmy!), in der in Rückblenden die Geschichte von Jack und Rebecca und ihren Kindern erzählt wird. Taschentücher bereithalten!
Misslungen: Adam Levine
Als Sänger von Maroon 5 und Hits wie „Moves Like Jagger“ gelingen Adam Levine spielend gute Auftritte. Von der Schauspielerei hätte er mal lieber die Finger gelassen. 2014 probierte er sich in der romantischen Komödie „Can A Song Save Your Life?“, und nicht mal die stets bezaubernde Keira Knightley kann ihn da retten: Als gerade erfolgreich gewordener Musiker ist er nicht nur hoffnungslos unsympathisch, sondern stellt auch eindrucksvoll sein mimisches Anti-Talent zur Schau. „Ich weiß nicht, wer ihm gesagt hat, dass er schauspielern kann“, urteilte ein Rezensent. Und Levine selbst gab zu, dass er anfangs zur Vorbereitung auf den Film zwar Schauspielunterricht genommen hatte. Doch dann wurde es ihm zu mühsam und er ließ es wieder sein. Merkt man.
Toll: Cher
Lange bevor es Lady Gaga gab, gab es – Cher. Als Bestandteil des Gesangsduos Sonny and Cher („I Got You Babe“) feierte sie in den Sixties ihre ersten Erfolge, stieg später solo zur Pop-Diva ersten Ranges auf. Und fuhr als Schauspielerin seit den 1980er Jahren verdientermaßen enorme Lorbeeren ein: Mit „Die Maske“ (1985) rührte sie zu Tränen, verbuchte Hits wie „Die Hexen von Eastwick“ mit Jack Nicholson, Michelle Pfeiffer und Susan Sarandon (1987). 1988 holte sie mit ihrer Darstellung einer verwitweten Italo-Amerikanerin 1987 im Romantikdrama „Mondsüchtig“ (mit Nicolas Cage) den Oscar für die beste Hauptrolle.
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