Filmstarts der Woche:"Tod auf dem Nil", "Moofall" und "Mary Me"
"Tod auf dem Nil": Kenneth Branagh ist wieder Hercule Poirot. Und die weiteren Filmstarts der Woche: "Moofall", "Mary Me", "Cow" sowie "Was geschah mit Bus 670?".
Wer sich immer schon gefragt hat, warum Hercule Poirot so einen riesigen Schnurrbart im Gesicht trägt, bekommt endlich Antwort – von Kenneth Branagh, der nach „Mord im Orient Express“ nun mit „Tod auf dem Nil“ zum zweiten Mal einen Krimi-Klassiker von Agatha Christie verfilmte. Wieder spielt der britische Schauspieler den belgischen Meisterdetektiv mit der berühmten Bartlocke im Gesicht; im Vergleich zum exaltierten letzten Mal wurde sie allerdings etwas zurechtgestutzt.
Nachdem mittlerweile jeder Superheld eine dramatische Vorgeschichte mit sich herumschleppt und selbst James Bond zu einem Mann mit Vergangenheit wurde, bekommt auch Poirot einen „Trauma-Plot“ umgehängt: Tragische Ereignisse im Ersten Weltkrieg haben sein Leben entscheidend verändert.
Solchermaßen psychologisiert, kann Kenneth Branagh als Poirot mehr Gefühle zeigen, als man es je von ihm gewöhnt war: Beim Gedanken an Liebeskummer beginnen dem kühlen Belgier plötzlich die Augen zu schwimmen. Auch gegenüber weiblichen Reizen ist nicht mehr so immun wie sonst. Sein größtes Interesse aber gilt, wie immer, der Aufklärung verzwickter Morde.
Unter eher fadenscheinigen Vorwänden hat sich Poirot einer bunten Hochzeitsgesellschaft in Ägypten angeschlossen. Gefeiert wird die überstürzte Vermählung einer reichen Erbin (temperamentvoll gespielt von „Wonder Woman“ Gal Gadot), die ihrer Freundin Jacqueline den Verlobten Simon (Armie Hammer) ausgespannt hat. Während das glückliche Paar seine Liebe zelebriert („Wir hatten heute schon zweimal Sex – nein, dreimal“) geistert die verlassene Geliebte weiter im Hintergrund umher. Um sie loszuwerden, begibt sich die Gesellschaft auf einen Luxusdampfer, der den Nil entlang schippert. Es dauert nicht lange und es fallen Schüsse.
Fake-Pharao
Das Reizvolle an Filmen mit exotischen Schauplätzen ist der Anblick von exotischen Schauplätzen. Hier stellt sich jedoch nie das Gefühl ein, man würde etwas von der Welt sehen. Eher schon computergenerierte Spezialeffekte, die Fake-Pyramiden und Pseudo-Pharaonen erzeugen. Vieles wirkt künstlich, wenig echt. Wie in einem pompösen Theaterstück umzingeln sich die Schauspieler auf der Suche nach dem Mörder. Mit gekonntem Spiel sorgen sie für unterhaltsame Spannung – selbst wenn man sich mittendrin wieder zu erinnern beginnt, wer wen umgebracht hat.
Aus dem schweren Leben einer britischen Milchkuh: Ergreifende Tier-Doku von Andrea Arnold
Aus dem schweren Leben einer Milchkuh erzählt die renommierte, britische Filmautorin Andrea Arnold in ihrem ersten, herzzerreißenden Doku-Projekt. Mit der für sie typischen, beweglichen Handkamera geht Arnold mit ihrer Protagonistin Luma, einem schwarz-weiß gefleckten Holstein-Rind, auf Tuchfühlung. Gefilmt wird immer auf Augenhöhe des Tieres, dicht an seinem Körper, oft in extremer Großaufnahme: Luma ist eine von vielen Milchkühen auf einer britischen Industriefarm mit großer Melkanlage, wo den Kühen regelmäßig die Milch abgezapft wird. Dort leistet Luma in ihrer Rolle als Nutztier ihre tägliche Arbeit, gebiert Kälber, die sofort nach der Geburt von ihr getrennt werden, und spendet Milch. Ihre Euter, groß wie Medizinbälle, baumeln beschwerlich zwischen ihren Beinen und machen jegliche Bewegung mühevoll. Die Bauern und Bäuerinnen sind meist nur im Hintergrund wahrnehmbar und verrichten professionell ihre Arbeit.
Es dauert fast eine Stunde, ehe die Kühe das erste Mal Gras sehen und auf die Weide gelassen werden. Der Eifer, mit dem die Tiere aus dem Stall ins Freie hopsen und auf den grünen Wiesen zu mampfen beginnen, ist ganz besonders ergreifend.
Andrea Arnold verzichtet auf sentimentale Zuspitzungen, erreicht aber gerade durch ihre genaue Beobachtung eine bittere Bestandsaufnahme. Empathisch dokumentiert sie die Alltagsroutinen eines Lebewesens, dessen Dasein komplett auf seine Nutzfunktion für den Menschen ausgerichtet ist.
Cow. Großbritannien 2019. 94 Minuten. Von Andrea Arnold. Mit Luma.
"Moonfall": Drohende Mondlandung des Mondes auf der Erde
Wenn nicht gerade ein Meteor auf die Erde niederstürzt, dann ist es der Mond. Roland Emmerich, deutscher Krawallschani in Hollywood, hat sich schon seit langem auf Weltenzerstörung spezialisiert. Unter seiner wuchtigen Regiefaust gingen schon ganze Großstädte in die Knie. Nun hat er den Mond als tödliche Gefahrenquelle entdeckt und lässt ihn aus seiner Umlaufbahn ausscheren. Es beginnt mit einer Allmission, bei es erste Anzeichen dafür gibt, dass der Mann im Mond nicht mehr lange dabei zuschaut, wie die kleinen Babys schlafen. Zehn Jahre später geht es dann richtig los mit Erdbeben und Flutwellen. Bis zum fatalen Crash zwischen Erde und Mond bleiben nur drei Wochen. In dieser Zeit muss eine Astronautin (schlafwandlerisch: Halle Berry) mit ihrem Ex-Kollegen (Patrick Wilson) mit einem Raumschiff ins Innere des Mondes vordringen.
Emmerich spendet ein paar kitschige „Ich hab dich lieb“-Momente zwischen Eltern und deren Kindern, die auf der Erde zurückbleiben. Dann versuchen die Kinder, sich in einen Bunker zu retten, während die Raumschiffbesatzung das Innere des Mondes erforscht.
Die Zeiten, wo Roland Emmerich mit überwältigenden Spezialeffekten auftrumpfte, haben ihren Höhepunkt überschritten. Im Inneren des Mondes sieht es ziemlich langweilig aus – wie in einem riesigen Stadion, durch das die Autobahn fährt. Wo doch gerade die Fahrt zum Mond der Höhepunkt an Action hätte sein sollen, verpufft die Spannung in langatmigen Ausführungen über gute und schlechte künstliche Intelligenz, offensichtlich inspiriert von „2001: Odyssee im Weltraum“. Davon jedoch ist Emmerich so weit entfernt wie vom Mond.
Moonfall. GB/USA/CHN 2022. 130 Min. Von Roland Emmerich. Mit Halle Berry, Patrick Wilson.
"Was geschah mit Bus 670?"
Der mexikanische Teenager Jesús macht sich mit einem Freund im Bus 670 auf die Reise zur Grenze. Er sucht sein Glück in den USA und will sich dort ein besseres Leben aufbauen. Das ruhige Drama erzählt die Geschichte der beiden aus dem Blickwinkel der Mutter, die auf eine Nachricht ihres Sohnes wartet. Als nach Monaten die Leiche seines Freundes gefunden wird, macht sie sich auf die Suche nach ihm. In der sogenannten „Todeszone“, dem Niemandsland zwischen Mexiko und den USA, begegnet sie Eltern, die ihr Schicksal teilen. Regisseurin Fernanda Valadez versucht in ihrem Spielfilmdebüt, die Risiken jener Menschen aufzuzeigen, die sich einer Flucht aussetzen. Sowohl von mexikanischer wie auch von amerikanischer Seite wurde versucht, sie daran zu hindern. Um den Film trotzdem machen zu können, drehte das Filmteam alle Aufnahmen an nur einem Ort. Fernanda Valadez konnte ihr packendes Drama trotz ihres Mini-Budgets fertigstellen. Auf jeden Fall sehenswert.
Kritik: Gabriele Flossmann
Was geschah mit Bus 670? MEX/ESP 2020. 95 Min. Von Fernanda Valadez. Mit D. Illescas
Marry Me – Verheiratet auf den ersten Blick
Jennifer Lopez zeigt sich in „Marry Me“ als Idealbild ihrer selbst. Als heißer, sexy Popstar mit Abermillionen von Fans. Sie tanzt. Sie singt. Und beides gar nicht schlecht. Ihr (Film-)Leben scheint perfekt. Die Hochzeit, die sie vor einem Millionenpublikum medienwirksam zelebrieren möchte, ist aber geplatzt. Nun sucht sie nach einem Ersatz-Mann. Und zwar im Publikum. Also geht Lopez in einem Hochzeitskleid auf die Bühne, zeigt willkürlich auf einen Mann in der Menge und bittet ihn, ihr Ehemann zu werden. Womit wir bei Owen Wilson wären. Er spielt einen Mathematiklehrer. Von da an kann man ihnen zuschauen, wie sie sich in Richtung Happy End arbeiten. Vorhersehbar, aber auf anspruchslose Weise vergnüglich.
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