Film

Neuer Emmerich-Blockbuster: "Keine Angst. Wir sitzen im Kino“

Der österreichische Filmmusikkomponist Harald Kloser schrieb mit Roland Emmerich das Drehbuch zu dem Sci-Fi-Spektakel „Moonfall“.

Von Gabriele Flossmann

„Es is kein’ Ordnung mehr jetzt in die Stern’. D’Kometen müssten sonst verboten wer’n. Und jetzt richt’ a so a Vagabund uns die Welt bei Butz und Stingel z’grund.“

Diese Zeilen aus dem Kometenlied von Johann Nestroys Posse „Lumpazivagabundus“ geben ziemlich genau den Inhalt des neuesten Katastrophenfilms von Hollywood-Regisseur Roland Emmerich wieder. In „Moonfall“ (Kinostart: Donnerstag) ist es der Mond, der aus seiner Umlaufbahn gerät und – umwölkt von Kometensplittern – die Erde attackiert. Zur Verhinderung des herannahenden Desasters formiert sich ein Team, bestehend aus einem Astronauten, der einstigen Kommandantin einer Mond-Exkursion und einem verschrobenen Astronomen.

©Constantin

Wie schon bei „10.000 B.C.“ und „2012“ schrieb Roland Emmerich das Drehbuch gemeinsam mit dem österreichischen Filmkomponisten Harald Kloser. Er ist auch der Produzent des 140 Millionen Euro teuren Sci-Fi-Spektakels.

Seit „The Day After Tomorrow“ hat der in Los Angeles lebende gebürtige Vorarlberger zu allen Emmerich-Filmen die Sound-Tracks beigesteuert und zählt – neben Hans Zimmer – zu den erfolgreichsten Komponisten des internationalen Kinos.

In Ihrem Film steht die Welt vor einer Bedrohung, die vor Ihnen schon Johann Nestroy und der „Astérix“-Autor Goscinny thematisiert haben. In Nestroys „Lumpazivagabundus“ fürchtet sich Knieriem vor dem Absturz des Kometen, und Goscinnys Gallier fürchten sich davor, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte. Hat Sie einer von beiden beim Schreiben Ihres Drehbuchs inspiriert?

Harald Klose: Eindeutig Nestroy. Aus seinen Stücken kann man lernen, wie es zur Spaltung einer Gesellschaft kommen kann. Zwischen jenen, die „Zu ebener Erde“ leben, und den abgehobenen Schnöseln im „ersten Stock“. Nestroy zeigt auch vor, wie man den Spalt wieder kitten kann: durch eine Bedrohung von außen. Die Welt funktioniert offenbar wie ein Fußballstadion. Wenn Vienna gegen Austria spielt, dann führt das zu einem Zwist in Wien. Wenn Austria gegen eine deutsche Mannschaft spielt, dann helfen alle Österreicher zur Austria. Roland Emmerich und ich wissen natürlich, dass wir „nur“ einen bombastischen Unterhaltungsfilm gemacht haben, und das war auch unsere Absicht. Aber wir wünschen uns trotzdem, dass die Zuschauer merken, dass wir nur eine Erde haben, die wir nur für die Zukunft retten können, wenn wir alle zusammenhalten.

In Ihrem Film sind es keine Aliens, sondern eine wildgewordene Technik, die sich gegen die Natur richtet. Ist das auch als Plädoyer für den Umweltschutz zu sehen?

Aus diesem Grund haben wir ein Ausgangsszenario gewählt, das plausibel ist. Das Publikum soll mitbekommen, dass auch in der realen Welt Technologie und Natur schnell aus dem Ruder laufen können, wenn wir nicht gegensteuern. Wenn uns in einem Film Aliens entgegenkommen, dann weiß man sofort, dass man sich in einer Sci-Fi-Welt befinden, in der sowieso alles möglich ist. Aber genau diesen Effekt wollten wir verhindern. Wenn ein Film auch so etwas wie eine Seele haben soll, muss er von normalen Menschen und deren Gefühlen handeln. Nur große Zerstörungsbilder bewegen niemanden.

©EPA/NINA PROMMER
Wenn in Ihrem Film große Zerstörungsbilder vorkommen, dann ist immer auch ein gewisser Humor im Spiel. Welche Rolle spielt der Humor in Ihren Drehbüchern?

Da muss ich noch einmal auf Nestroy zurückkommen. Je kritischer er sich über die Zustände seiner Zeit äußerte, desto mehr nahm er sich dabei auch selbst auf die Schaufel. Und das versuchen wir auch mit unseren Drehbüchern. Die Zuschauer sollen nach nervenzerfetzenden und gefühlvollen Szenen auch immer wieder daran erinnert werden: Keine Angst. Wir sitzen im Kino. Hier herinnen lässt sich alles mit Popcorn hinunterschlucken.

Glauben Sie, dass das Kino als gemeinsamer Fluchtpunkt auch nach der Corona-Pandemie erhalten bleibt?

Ich glaube ganz fest daran, dass das Kino als Gemeinschaftserlebnis, als Ersatz fürs Geschichtenerzählen am Lagerfeuer, erhalten bleibt. Aber die Kinos müssen sich den neuen Publikumsbedürfnissen anpassen. Sie müssen mehr bieten, wenn sie mit einer bequemen Couch zu Hause konkurrieren wollen.

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