Falten: Warum uns Weisheit nicht ins Gesicht geschrieben steht

Laut einem gängigen Klischee stehen die Falten im Gesicht für Lebenserfahrung und Weisheit. Doch Ergebnisse einer neuen Studie führen eine gegenteilige Behauptung ins Feld.

Der Prozess der Hautalterung ist ein komplexer. So gibt es nicht nur das chronologische Altern, sondern auch das intrinsische, also die genetische Veranlagung, die bestimmt, in welchem Tempo sich die Haut mit der Zeit verändert. Sie ist nicht beeinflussbar und wird im Fachjargon Zeitaltern genannt. 

Was hingegen selbst bestimmt werden kann, sind die äußeren Faktoren, die sich auf das Hautbild auswirken, wie etwa UV-Licht oder Schmutzbelastungen. Hierbei spricht man auch vom Umweltaltern oder Lichtaltern.

Allgemein wird davon ausgegangen, dass der Prozess der Hautalterung zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr beginnt. Doch ganz gleich, ob nun durch die Zeit oder äußere Umwelteinflüsse: Das Alter hinterlässt seine Spuren. Und das in Form von Falten. 

Falten genießen abseits der Schönheitsindustrie einen guten Ruf. Sie werden seit Jahren mit Lebenserfahrung und einer dementsprechenden Weisheit in Verbindung gebracht. Doch wie eine neue Studie aus Deutschland offenlegt, stimmt das gar nicht. 

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Studienablauf

Die Berliner Humboldt-Universität hat 353 Personen rekrutiert und hat sie gebeten, Bilder von Avataren mit und ohne Linien im Gesicht zu bewerten. Dabei mussten die Teilnehmenden beurteilen, wie attraktiv, warmherzig, angenehm, vertrauenswürdig, moralisch und ausgeglichen jede Person wirkt. 

Zudem mussten sie den Grad bewerten, in dem jedes Gesicht Glück, Wut, Traurigkeit, Angst, Ekel und Überraschung auszudrücken schien. 

Weniger attraktiv, dafür auch nicht vertrauenswürdig 

Die Studie, die in der Fachzeitschrift Acta Psychologica veröffentlicht wurde, ergab, dass faltige Gesichter als weniger vertrauenswürdig, weniger angenehm, aber auch als weniger attraktiv und mehr mit negativen Emotionen belastet, wahrgenommen werden.

Außerdem zeigte sich, dass die Auswirkungen bei weiblichen Gesichtern ausgeprägter waren als bei Männern. Was wiederum darauf zurückzuführen ist, dass Frauen einem anderen Schönheitsideal ausgesetzt sind. Durch gesellschaftlich konstruierte Normen wird von ihnen verlangt, möglichst lange jugendlich auszusehen. Nicht umsonst gibt es zahlreiche Tipps für Frauen, wie sie ihre Haut vor der Alterung schützen. Die Artikel für Männer bleiben hier großteils aus. 

"Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ältere Menschen häufig aus keinem anderen Grund als weniger angenehm wahrgenommen werden als aufgrund der Falten im Gesicht und der damit verbundenen Beurteilung von Attraktivität und Emotionalität“, so die Forscher.

Was diese Erkenntnisse bedeuten

Die Forscher geben zu bedenken, dass der erste Eindruck nur schwer zu korrigieren ist und dies nachhaltig Auswirkungen für die Betroffenen, aber auch die Gesellschaft haben kann. "Die negativen Auswirkungen von Falten könnten, für die Mission der Schönheitsindustrie sprechen, die kollektive Nachfrage nach glatter Stirn und straffem Kiefer zu befriedigen."

Keine Sorge

Auch wenn Falten laut wissenschaftlicher Untersuchung keinen guten Eindruck hinterlassen, sind sie ein normales Zeichen der menschlichen Alterung, wofür es sich nicht zu genieren gilt. In Frankreich beispielsweise haben die Menschen gar kein Problem mit Falten und dem Älterwerden. Dortzulande gelten reifere Frauen eher verführerisch als abschreckend. Im Endeffekt kennt Schönheit kein Alter und wird auch nicht durch hängende Haut gemildert. Denn, so abgedroschen es auch klingen mag, die wahre Schönheit kommt von innen. 

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