Eckart von Hirschhausen: "Lachen ist das Ja zur Paradoxie unseres Daseins"

Der Mediziner, Kabarettist und Klimaschützer spielt am 1.8. bei Theater im Park. Wir baten ihn vorab zum Interview.

Er ist Deutschlands beliebtester Arzt und auch in Österreich wohlbekannt. Aus dem Fernsehen ist er als Comedian zu Gast in den heimischen Wohnzimmern und als Bestsellerautor (etwa von „Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“) hat er sich sowieso einen Namen gemacht.

Eckart von Hirschhausen hat die Gabe, komplexe Probleme verständlich auf den Punkt zu bringen und mit viel Humor das Publikum zu begeistern. Seine Auftritte auf der Bühne hat er aufgegeben, um sich ganz dem Klimaschutz zu verschreiben.

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Für seinen Auftritt bei Theater im Park am 1.8. (theaterimpark.at) hat er eine Ausnahme gemacht. Was die Zuschauer bei „Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben!“ erwartet: kluge Gedanken zur Klimakrise, garniert mit viel Humor. Vorbringen wird Hirschhausen aktuelle Texte, die besten Nummern aus 30 Jahren Kabarett und musikalische Improvisation.

Wir haben vor seinem Auftritt ein Interview mit ihm geführt.

Für Ihren Auftritt in Wien machen Sie eine Ausnahme, aber eigentlich haben Sie Ihre Bühnenkarriere ja beendet. Wie schwer ist Ihnen das gefallen?

Die Bühne hat 30 Jahre lang mein Leben bestimmt. Aber ich hatte einfach das Gefühl, dass die Dringlichkeit, mit der wir uns jetzt um den Schutz unserer Lebensgrundlagen kümmern müssen, sich schlecht verträgt mit der Erwartung der Leute, dass jeder dritte Satz eine Pointe sein soll. In diesem Jahrzehnt wird entschieden, ob wir die Erde deutlich über die 1,5 Grad Grenze weiter aufheizen oder ob wir die Kurve kriegen. Deshalb setze ich mich jetzt Vollzeit für meine Stiftung „Gesunde Erde-Gesunde Menschen“ ein. Wenn die Welt bald gerettet ist, mache ich gerne wieder nur Quatsch. Ein Leben ohne Unsinn, macht ja auch keinen Sinn.

Wenn Sie jetzt in Wien auftreten, deutet das auf Entzugserscheinungen von der Bühne hin?

Es gibt ein paar herausragende Auftritte, die mir wirklich bleibend in Erinnerung geblieben sind. Dazu gehört auch letztes Jahr der bei Theater im Park, deswegen komme ich heuer gerne wieder. Es gibt dort diese besondere Magie, alle sind unter freiem Himmel, umgeben von diesen schönen alten Bäumen, wer das nicht mit eigenen Augen gesehen hat – mit welchen dann?

Was wird das Publikum erwarten?

Das Beste aus meinen kabarettistischen Texten, kombiniert mit etwas Musik, Zauberei und viel Improvisation. Jeder Abend ist ein Unikat. Deswegen werden sich auch Menschen, die schon mal einen meiner Auftritte gesehen haben, nicht langweilen. Im Gegenteil.

Ein neu kuratiertes Best-of, sozusagen.

Klar gehe ich auch auf aktuelle Themen ein. Kern des Programms ist diese Frage: Wenn das Leben endlich ist, wann fangen wir dann endlich an zu leben? Ich ermögliche Menschen ein positives Gemeinschaftserlebnis und manche lassen sich inspirieren, selbst aktiver zu werden. Ich bin ja keine Kunstfigur, sondern glaube an die verändernde Kraft einer persönlichen, authentischen Begegnung.

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Mit Lachen gegen die Klimakrise angehen, geht das denn?

Meistens denken wir, Lachen ist etwas Oberflächliches. Aber Lachen ist vielmehr das Ja zur Paradoxie unseres Daseins, zu all seinen ungelösten Widersprüchen. Wir kommen aus Staub, wir werden zu Staub. Deshalb meinen viele, es müsste darum gehen, viel Staub aufzuwirbeln. Miteinander lachen, miteinander singen, miteinander Spaß haben; ein gutes Leben ist möglich, ohne dauern so viele endliche Ressourcen zu verballern, und der C02 Abdruck ist überschaubar beim Ein- und Ausatmen.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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