Arte feiert 50 Jahre KISS

Doku über die "heißeste Band der Welt".

Die Spekulation liegt nahe: Hätte sich die Rockgruppe KISS in den vergangenen drei Jahren formiert, sie wäre vielleicht nie aufgefallen. Maskiert durch die Gegend zu gehen, das kann heute jeder. Anfang der Siebziger-Jahre fiel man damit noch auf. KISS wurden möglicherweise nicht nur wegen ihrer Musik zu Stars, vorsichtig formuliert – sie waren die erste große Maskenband: ein „Dämon“, ein „Sternenkind“, ein „Weltraummann“ und eine „Katze“.

Jetzt sind sie schon seit 2019 auf Abschiedstournee. Ob es ihnen damit ernst ist, darf höflich bezweifelt werden – feiern sie doch kommendes Jahr 50 Jahre Bestand.

Der Kultursender Arte widmet der „heißesten Band der Welt“ (so lassen sie sich immer ansagen) aus diesem Anlass ein großes Porträt, das in zwei Teilen am kommenden Freitag (ab 20.55 Uhr) ausgestrahlt wird.

Idioten

Zu Wort kommen natürlich die Bandchefs Paul Stanley und Gene Simmons. Sie erzählen, wie KISS von einer banalen Rockband, die von rüder Musik und  Beatles-Verehrung lebte, zu Ausnahmeerscheinungen im Showgeschäft wurden, als sie beschlossen, sich zu schminken, zu verkleiden und zu maskieren. Simmons: „Wir waren vier Idioten von der New Yorker Straße, die keinen blassen Schimmer hatten.“

Die ersten drei Alben der Band floppten – und gelten heute als Klassiker – obwohl ihre Liveshows schon damals außergewöhnlich waren. Den Durchbruch brachte dann 1975 das Livealbum „Alive“. An dem war aber wenig live, es wurde vor allem im Studio aufgenommen, wie die Protagonisten heute zugeben.

Chemie

Der Erfolg brachte Spannungen, Gitarrist Ace Frehley und Schlagzeuger Peter Criss sprachen freudig der Unterhaltungschemie zu und mussten die Band verlassen. Eine spätere Reunion scheiterte Frehley und Criss weigerten sich auch, an den Filmaufnahmen teilzunehmen, sie sind nur mit Archivaufnahmen präsent.

In den Achtziger-Jahren nahmen KISS die Masken ab und wurden zu einer ganz normalen, aber immer noch unterhaltsamen Rockband. Heute touren sie wieder maskiert – und man verzeiht ihnen offensichtliche technische Tricks beim Gesang, wie das jüngste Wien-Konzert Ende Juni in einer ausverkauften Stadthalle beweist.

In der Doku zu hören sind Wegbegleiter wie Ex-Gitarrist Bruce Kulick, Produzent Bob Ezrin oder Manager Doc McGhee, und natürlich die heutigen Mitmusiker Tommy Thayer und Eric Singer. Außerdem Fans, wie Foo-Fighters-Chef Dave Grohl, der schwärmt: „Niemand hat je so dick aufgetragen wie KISS.“ Oder Tom Morello, Gitarrist von Rage Against The Machine: „Sie waren die gefährlichste und gefürchtetste Band Amerikas.“

Ob und wann die Karriere wirklich zu Ende geht, bleibt offen – Abschiedstourneen lassen sich fast ewig fortsetzen.guido tartarotti

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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