Statt Langeweile im Lockdown: Vom Stotterer zum Bücher-Influencer

Adam empfiehlt auf Youtube und Instagram Literatur für Jugendliche

Ursprünglich wollte Adam ja einen Youtube-Channel mit Gaming-Videos machen, so wie viele andere Jugendliche. Aber eigentlich liest der Elfjährige viel lieber Bücher und so kam er im Gespräch mit seiner Mutter auf die Idee, seine Lieblingsbücher im Internet vorzustellen.

„Ich habe schon von klein auf Bücher geliebt und war oft mit meiner Mutter in der Bücherei.“ Als der erste Corona-Lockdown ausgerufen wurde, ist Adam mit einem Einkaufswagen voller Bücher nach Hause gefahren. „Damals habe ich angefangen dicke Bücher zu lesen“, erzählt er und schwärmt gleich von seinem ersten Wälzer: Warrior Cats von Erin Hunter. „Das ist eigentlich eine Autorengruppe.“ Man merkt, dass er sich bei seiner Literaturauswahl gut auskennt.

Die Idee zu seinem Youtube und Instagram-Channel Infos teilen mit Adam kam erst später im Laufe der Lockdown- und Homeschooling-Phasen. Darin stellt der Wiener mit ägyptischen Wurzeln in gewähltem Deutsch seine Lieblingsbücher vor. Er beschreibt eloquent und lebhaft, worum es geht, was er sich beim Lesen gedacht hat und warum er das Buch weiterempfehlen würde. Und das passiert inzwischen fast im Wochentakt, denn Adam liest schnell. „Wenn ich keine Schule habe, lese ich 300 Seiten in zwei Tagen durch.“

Spielerisch entwickelt

Sein sicheres Auftreten in den Videos und die lebhaften Erzählungen von den Büchern hat er sich dabei spielerisch erarbeitet: „Früher habe ich bei jedem zweiten Wort gestottert.“ Das kann man sich im Gespräch mit Adam heute gar nicht mehr vorstellen.

„Die Videos haben mir geholfen, das Stottern loszuwerden. Ich spreche zuerst einmal vor, was ich sagen will und lese den Text dann von einer Tafel ab, die in meinen Gedanken ist.“ Hinter der Kamera steht übrigens fast immer seine Mutter, die ihm auch mit seinem Social-Media-Aufritt hilft.

Inzwischen macht der sympathische Elfjährige sogar Videos auf Englisch. „Früher habe ich englische Bücher gemieden, weil ich nicht so gut englisch konnte. Aber jetzt bin ich in einer bilingualen Klasse und habe begonnen Bücher von Roald Dahl zu lesen.“ Da schien es ihm logisch, dass er in seinen Videos englische Lieblingsbücher auch auf Englisch vorstellt.

©Elkist

Bücher vs. eBooks

Ob er echte Bücher liest oder eBooks ist ihm eigentlich egal: „Je nachdem, was verfügbar ist. In der Coronazeit sind mir auch schon die Bücher ausgegangen, dann bin ich auf eBooks umgestiegen.“

Inzwischen haben sogar schon Buchautoren auf seine Videos reagiert und sich für die Rezension bedankt. „Toll gemacht!! Man hört, dass du richtig in Doggerland eingetaucht bist“, lobt ihn etwa der Autor Daniel Bleckmann.

Unterstützung gibt es auch von den Wiener Büchereien, die seine Leidenschaft bemerkt und gefördert haben. Adam kommt mit seinen Empfehlungen hier regelmäßig in den Social Media Kanälen vor.

Nicht zuletzt bleibt die Frage, was Gleichaltrige davon halten: „Meine Mitschüler haben das mitbekommen und finden meinen Insta-Account cool.“ Und definitiv besonderer als einen weiteren Gaming-Kanal.

Laila Docekal

Über Laila Docekal

Ressortleiterin für die Bereiche Gesundheit, Wissenschaft und Familie. Im Team für den Podcast "Ich weiß, wie es ist". Seit 2007 beim KURIER, Faible für Geschichten, die das Leben schreibt und besonderes Augenmerk auf Themen, die sich um Frauen, Familien und Nachhaltigkeit drehen. Sieben Jahre lang jede Woche für den "Bodyblog" im Samstag-KURIER ein neues Fitnessangebot getestet und vorgestellt. Funfact: In diesen rund 350 Kolumnen kam nur ein einziges Mal eine Wintersportart vor - Curling. 2013 MiA-Award für integrativen Journalismus, 2023 Stephan-Rudas-Preis für den Podcast "Ich weiß, wie es ist"

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