Kuscheln mit einem Alligator: Wally, die Assistenz-Reptilie

Hund oder Katze kann jeder, Joie Henney geht überall nur noch mit seinem Haus-Alligator hin.

Besucher des Love Park in Philadelphia staunten nicht schlecht. Denn das Tier, das ein kleines Mädchen ganz selbstverständlich zur Abkühlung an der Leine durch die Wasserfontänen führte, war ein echter Alligator. Den schien die Aufmerksamkeit, die er erregte, ganz und gar nicht zu stören. Im Gegenteil: Er ließ sich von den Anwesenden bereitwillig streicheln und genoss sichtlich die Sonne und das Wasserspiel. Kein Wunder, ist der Alligator namens Wally doch ein zertifiziertes "Emotional Support"-Tier (Assistenztier, Anm.).

Eine glückliche Fügung war es, die Wally und den 69-jährigen Joie Henney im Jahr 2015 zusammenbrachte: Ein Bekannter, der mehrere Alligatoren gerettet hatte, fragte Henney, ob dieser sie in seiner Auffangstation für ausgesetzte Reptilien aufnehmen könne. Henney sagte zu und vermittelte einige Alligatoren weiter - der damals 14 Monate alte Wally blieb jedoch bei ihm.

Als dann mehrere Familienmitglieder verstarben, traf das Henney schwer. "Mein Arzt wollte mir Antidepressiva verschreiben, aber ich hasse es, Medizin einzunehmen. Ich hatte Wally, und wenn ich nach Haus kam und ihn um mich hatte, war alles ok. Mein Arzt meinte dann: 'Wenn es funktioniert, warum nicht?'" Und so gehen Henney und sein Alligator überall nur noch gemeinsam hin, schwimmen gemeinsam in Nachbars Pool und schlafen sogar im gleichen Bett. Besonders in heißen Sommernächten sei das sehr angenehm, sagt Henney. Denn schließlich ist Wally ein Kaltblüter.

Dass Wally eine besonders freundliche Art hat, war Henney schon früh aufgefallen. "Er ist ein sehr entspannter Alligator", sagt er. "Er hat nicht einmal versucht, zu beißen." Wally ist auch gern gesehener Gast in den Seniorenheimen der Umgebung, wo er sich von den Bewohnern gerne halten und streicheln lässt. Und als Henney vor nicht allzu langer Zeit an Krebs erkrankte, begleitete ihn Wally natürlich auch zu den Behandlungen.

Der Alligator hat auch gute Aussichten zu "Americas Favorite Pet" (Amerikas Lieblingshaustier) gewählt zu werden - ein Contest, der erst im Vorjahr von Hunden und Katzen auf Tiere aller Spezies ausgeweitet wurde. Aktuell liegt Wally auf Platz eins, Ende Oktober wird der Gewinner verkündet.

Ausgewachsen ist Wally übrigens noch lange nicht. Seine Verpflegung gestaltet sich derzeit aber noch recht unkompliziert. Einige Hühnerkeulen und Ratten alle drei Tage, dazu eine gelegentliche Portion Käsepopcorn. Dennoch mahnt Henney, der seit 30 Jahren mit Reptilien arbeitet, dazu, es ihm nicht nachzumachen. "Wally ist zwar ein sehr spezieller Alligator, aber ich würde niemandem empfehlen, sich einen zuzulegen. Wenn man nicht weiß was man tut, wird man sicher gebissen." 

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