Kuhhandel à la eBay

Nutztiere können ab sofort über eine neue App ersteigert werden, das soll den Handel ökologischer machen.

Allein der Versteigerungsmarkt für Rinder beläuft sich in Österreich auf 77 Millionen Euro bei gut 60.000 Tieren – diese wechseln vor allem bei Viehversteigerungen in Hallen ihre Besitzer. Meistens werden die zum Verkauf bestimmten Rinder bereits am Vortag gewaschen (damit sie bei der Auktion im besten Glanz erscheinen), verladen und angeliefert. Die Nacht verbringen sie neben anderen angekettet in den Versteigerungshallen, am nächsten Tag werden sie (im besten Fall) von ihren neuen Besitzern ersteigert, die sie dann mitnehmen – ansonsten geht es zurück ins alte Zuhause.

Das ganze Prozedere bedeutet nicht nur Stress für die Tiere, sondern auch für die Landwirte. Mit der App „viehworld“, die seit September am Markt ist, soll sich das ändern.

Ein Handy-Foto vom „Verkaufsobjekt“ von vorne, je eines von der Seite, eines von hinten und upload – das kennt man von diversen anderen Verkaufsapps bereits. So wie bei eBay können interessierte Käufer – in diesem Fall nur Landwirte, die auch eine AMA-Kennung haben – dann die Tiere ersteigern.

Rinder sind der Anfang

Damit wollen die niederösterreichischen Gründer von „viehworld“, Banker Florian Aspalter und Tierarzt Wolfgang Schiessl, den Nutztierhandel digitalisieren und damit auch auf ökologischere Beine stellen. Mithilfe eines geografischen Filters sollen auch die Transportwege verkürzt werden und Tiere in der unmittelbaren Umgebung verkauft werden.

„Das garantiert ein geringeres Risiko für die Einschleppung von Krankheiten in den eigenen Stall. Zudem wirkt sich jeder gesparte Transport-Kilometer positiv auf das Stresslevel der Tiere aus“, betont Schiessl. Obwohl der 34-Jährige die Idee für die Versteigerungsapp schon vor der Covid-19-Pandemie hatte, ist sie eine krisensichere Alternative, wenn Live-Versteigerungen gar nicht mehr stattfinden können.

Bisher wechselten etwa 120 Rinder über die App den Besitzer. Diese Zahl soll sich nicht nur vervielfachen, sondern auch andere Zucht- und Nutztiere in den Auktionskatalog aufgenommen werden: In weiteren Schritten werden Schweine, Schafe oder Ziegen über „viehworld“ erhältlich sein. Wer bietet mehr?

Marlene Penz

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