Lachende Menschen

Haha, hihi, hoho: Warum lachen Menschen so unterschiedlich?

Laut, leise, enthemmt oder nicht: Die Lachforschung weiß, was dahintersteckt und was Angst damit zu tun hat.

Sitzt man in einer Runde fröhlicher Menschen, die eine Hetz miteinander haben, erstaunt es immer wieder, wie vielseitig Gelächter sein kann. Auch Onomatopöien – Lautmalereien, wie man sie aus dem Comic kennt – zeigen das: Hihi, Hehe, Haha. Muahaha, Buahaha, Wuahaha.

Warum das Lachen der Menschen so unterschiedlich klingt, erklärt Rainer Stollmann, Professor am Institut für Ethnologie und Kulturwissenschaft der Universität Bremen. Zum einen liege es an den körperlichen Konstitutionen und Charakteren. Männer etwa, mit tieferen Stimmen ausgestattet, neigten eher zu einem kräftigen Wiehern als Frauen. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Auch der Kulturkreis und die historische Zeit seien entscheidend, so der Lachforscher: "In vorindustriellen Gesellschaften wird ungenierter und ungehemmter gelacht. Heute tun es etwa Afrikaner statistisch gesehen doppelt so oft wie Europäer." Auch in Europa wurde vor 1600 noch mehr gelacht.

Ist ein Witz grenzwertig, entkommt einem eher ein Hoho als ein Haha. "Das O deutet an: Wir lachen darüber gerade noch", erklärt Stollmann. Aber auch das Lachen des anderen kann seine Tücken haben. Wirkt es ehrlich, sympathisch oder eher linkisch, falsch? "Ob uns ein Lachen abstößt oder anzieht, fremd vorkommt oder albern, entscheidet unser Gehirn in Millisekunden, ohne dass wir darüber nachdenken."

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So manchem scheint nicht einmal ein Glucksen auszukommen: dem sogenannten Gelotophoben (Lachfürchter). Stollmann: "Er ist schon dem Altertum bekannt und auch heute weiter verbreitet, als man denkt." Dabei gehe es um den Kontrollverlust. "Davor könne man schon Angst haben. Lachen ist ja eine natürliche Eruption." Dabei sei die Bekämpfung von Angst die natürliche Aufgabe des Lachens. Das ist nicht zu unterschätzen: So habe das tausendjährige Lachverbot der katholischen Kirche den Zweck gehabt, die Menschen in Angst zu halten, erklärt der Kulturwissenschaftler. Furcht wegzukichern ist also eine gute Sache. Wer es verlernt hat, wählt die Nummer des Lachtelefons (in Österreich 0720 11 58 83, zu Festnetzgebühren).

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

Annemarie Josef

Über Annemarie Josef

stv Chefredakteurin KURIER freizeit. Lebt und arbeitet seit 1996 in Wien. Gewinnerin des Hauptpreises/Print bei "Top Journalist Award Zlatna Penkala (Goldene Feder)" in Kroatien. Studium der Neueren Deutschen Literatur in München. Mein Motto: Das Leben bietet jede Woche neue Überraschungen.

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