
Warum klingt unsere eigene Stimme auf Aufnahmen so fremd?
Fragen der Freizeit ... und Antworten, die Sie überraschen werden
"Happy Birthday to youuuuuuu!" Sprachglückwünsche für einen alten Kumpel aufgenommen. Das ist prinzipiell super, weil man so um allzu viele "Ähs" und "Wie geht’s sonst so?" und geseufzte "Ja’s" herumkommt.
Aber dann den schweren Fehler gemacht, die Aufnahme vor dem Verschicken noch einmal anzuhören. Kann das sein? Klinge ich wirklich wie ein Bauchredner, der in eine Blechdose spricht? Wackelig wie ein alter Sessel – und so nasal. Wie ein ... Gottogott, das ist es: Wie die Blaue Elise aus Paulchen Panther!
Noch dazu schwört meine Frau, dass ich mich eben tatsächlich genau so anhöre und meint, es sei "eigentlich eh" eine ganz angenehme Stimme. Gut, das muss sie sagen.
Sie findet dafür, dass sie auf der Aufnahme überhaupt nicht klingt wie sie selbst. Was wiederum echt nicht stimmt, im Gegensatz zu mir klingt sie so unwiderstehlich vernuschelt wie immer.
Weshalb ist das so, was führt zu dieser akustischen Diskrepanz?
Ein Teil der Antwort ist ganz einfach biologischer Natur: Wir hören uns nie selbst sprechen! Also nicht durch Schallwellen in der Luft, sondern durch Kieferknochen und das Gewebe unseres Halses, was der Klangwahrnehmung eine völlig andere Note gibt. Diese "Knochenleitung" verleiht der Stimme – in unserer Wahrnehmung – mehr Bässe, mehr Wumms.
Aber da hört es nicht auf – das Phänomen ist tief in unserem Gehirn verankert, und Psychologen erklären, dass wir uns mit dieser "fremden" Stimme konfrontiert sehen, weil wir sie eben nie objektiv erleben.
Eine Studie von David Altarib an der Universität von San Francisco (2016) zeigt, dass wir unsere Stimme eher über eine "innere Repräsentation" wahrnehmen, die von unserer gewohnten Klangumgebung geprägt ist. Was uns auf Aufnahmen also irritiert, ist weniger der Klang selbst als der Bruch mit dieser inneren Repräsentation. Unser, wie Altarib es nennt, "Selbstwahrnehmungsfeld" ist irritiert.
Die gute Nachricht: Man kann sich durchaus an die eigene Stimme gewöhnen. Sonst würden Taylor Swift & Co sich ja nicht mehr auf die Straße trauen. Ein erster Schritt? Viel mehr Glückwunsch-Botschaften aufnehmen!
Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.
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