Von Cwtch bis Seijaku: Glücksgeheimnisse aus aller Welt
Neues Jahr, neues Glück - aber wie finden wir jene Augenblicke, die uns wirklich zufrieden machen? Eine Spurensuche.
Was ist Glück? Die Antwort darauf fällt äußerst unterschiedlich aus. So meinte etwa der berühmte Psychoanalytiker Erich Fromm, dass „Glück kein Geschenk der Götter ist, sondern die Frucht innerer Einstellung.“ Wer auf das große Glück wartet, könnte die vielen kleinen Momente von Zufriedenheit versäumen. Glücklichsein ist also ein Weg, wie eine buddhistische Weisheit besagt. Und dieser Weg hat viele Gesichter und Formen.
Eine internationale Reise auf den Spuren des Glücks.
Cwtch
Ein walisisches Wort, das einerseits für „Küchenschrank oder Kämmerchen“ steht, aber auch für „Liebkosung und Umarmung“. Und die kann sehr, sehr glücklich machen, zumal sie in Zeiten der Pandemie zur besonderen Kostbarkeit wurde. Waliser cwtchen – kuscheln, tauschen Zärtlichkeit aus, es kann aber auch schlicht bedeuten, dass ein Mensch ein kuscheliges Plätzchen für sich gefunden hat, wo er sich wohl und geborgen fühlt. Cwtch meint also Geborgenheit, ein Stück kindliche Erinnerung, etwas, das zärtlich schützt.
Seny
Ein katalanisches Wort, das für „wohlüberlegtes Handeln“ steht. Für bewusste Bedächtigkeit, „pathetische Begeisterung, Fairness, Gerechtigkeit“ – als Kontrapunkt zu allem atemlosen „schnell-schnell“.
Arrangiarsi
Ein italienisches Wort, das für „Zurechtkommen“ steht. Was das bedeutet? Dass wir uns mit den persönlichen Umständen des Lebens arrangieren. Dazu gehört auch, die Kunst, sich zu behelfen – „Arte di arrangiarsi“ als italienische Lebenseinstellung. Das verlangt eine hohe Wandlungsfähigkeit, um zugleich immer einen Blick für kreative Lösungen zu haben,
Serdendipity
Ein englisches Wort, das für „glückliche Fügung“ steht. Der britische Kunsthistoriker Horace Walpole soll diesen Begriff aus dem persischen Märchen „Die drei Prinzen von Serendip“ hergeleitet haben, in dem die Helden mehrfach unabsichtliche, aber positive Entdeckungen machen. Und so können wir vielleicht Glück und Zufriedenheit fühlen, wenn wir uns solcher Momente und scheinbar zufälligen Fügungen bewusst werden – als wäre es für uns vorherbestimmt gewesen und hätte alles seinen Sinn gehabt.
Yügen
Ein japanisches Wort, das für „Anmut“, aber auch für „etwas sehr Tiefsinniges oder Unergründliches“ steht. Wir fühlen diese Emotion, wenn wir etwas „Großes“, ja Geheimnisvolles, wahrnehmen – die Schönheit des Universums, etwa. Oder eben, wenn wir uns der Natur öffnen, sie ganz bewusst in ihrer Besonderheit wahrnehmen. „Wir können Yügen erfahren, wenn wir durch den Park mit blühenden Kirschbäumen spazieren oder die Sonne hinter schneebedeckten Bergen untergehen sehen“, heißt es in dem Buch "Atlas of Happiness". Deshalb sollten wir so oft wie möglich hinaus – in die Natur, auf der Suche nach einem individuellen Yügen-Moment.
Joie de Vivre
Ein französisches Wort für „überbordende Lebensfreude“ – eine Weltanschauung der Franzosen. Dazu gehört, dass wir von der eigenen Existenz begeistert sind, gepaart mit der Erkenntnis, dass es beim Sinn des Lebens nicht nur um Zweckmäßigkeit, sondern um Leidenschaft geht. Um persönliche Erfüllung, die große Gefühle auslöst. Egal, ob das eine Romanze ist oder eine Reise an einen Sehnsuchtsort.
Lagom
Ein schwedisches Wort für „Genau das richtige Maß“. Die meisten Menschen pendeln zwischen Übermaß und Mangel. Umso schöner ist es, wenn etwas „genau richtig ist“. Das ausgewogene Glück also, das durchaus als Gegenentwurf zur Konsumwut verstanden werden kann. Dann finden wir, was uns guttut und können glücklich genügsam sein, weniger Abfälle produzieren oder die richtige „Work-Life-Balance“ für uns finden.
Ajurnamat
Ein Wort der Inuit für „ruhige Akzeptanz, wenn sich etwas nicht ändern lässt“. Ein wichtiger Begriff und die Erkenntnis, dass es manchmal nicht in unserer Macht steht, etwas zu ändern. Dann üben wir uns in Gelassenheit und Demut vor dem, was ist. Tipp: „Wenn du das nächste Mal im Stau stehst, bewahre einen kühlen Kopf und sage zu dir selbst: Ajurnamat!“
Seijaku
Ein japanisches Wort für „Momente der Ruhe, auch mitten in der täglichen Arbeit“ oder „Stille“. Sejaku ist eins der sieben Prinzipien der Zen-Philosophie, die das „Wabi-sabi“ ausmachen. Dann finden wir uns im Gefühl wieder, dem Lärm der Welt etwas entgegensetzen zu können – mit stillen, bewussten Momenten, friedvoll im Hier und Jetzt. Kleine Auszeiten, mitten im Trubel des Alltags.
Quelle: „Atlas of Happiness. 50 Glücksgeheimnisse aus aller Welt“, Verlag Knesebeck
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