Reisetipp Gruyères: Hier gibt es mehr als den berühmten Käse
"Kann mich mal jemand zwicken?" Ein häufiger Satz unter Besuchern, die sich vom Charme Gruyères verzaubern lassen.
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Schweizer Franken
Von Leonie Maier
Sofort wird klar: Dieser Ort ist anders. Einheimische spazieren in mittelalterlichen Kostümen durch das malerische Städtchen. Fröhliche Gesichter begeben sich auf eine Reise in die Vergangenheit und begrüßen sich mit "Bonjour" statt "Grüezi", eine Bestätigung für die Ankunft in der frankofonen Schweiz.
Jegliche Hektik des Alltags scheint wie weggeblasen. Eine ideale Gelegenheit, um innezuhalten und das atemberaubende Bergpanorama auf sich wirken zu lassen. Gruyères liegt im Herzen der Schweiz, genauer gesagt in der Romandie, dem französischsprachigen Gebiet des Binnenstaates.
Braunes Gold
Die Schweiz gilt in vielerlei Hinsicht als Land der Superlative. In keiner Nation der Welt wird pro Kopf so viel Schokolade gegessen wie hier. Umso beeindruckender ist es, dass sich die landesweit älteste Schokoladenfabrik mit der ältesten noch erhältlichen Schokoladenmarke in Broc in La Gruyère befindet.
In der 1819 gegründeten "Chocolaterie Cailler" haben Besucher die Möglichkeit, hautnah in die Welt des Genussmittels einzutauchen und einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Milch zum entscheidenden Merkmal der Schweizer Schokolade und machte die Nation zum Schokoladenproduzenten schlechthin.
Bei den Zutaten wird daher großer Wert darauf gelegt, ausschließlich regionale Milch statt Pulver wie die meisten Hersteller zu verwenden. Nach der interaktiven Tour folgt die lang ersehnte Verkostung. Jeder Bissen ist eine Mischung aus fein abgestimmten Nuancen von aromatischem Kakao, umhüllt von einer samtig-cremigen Milchnote und veredelt mit einem Hauch von nussigen Aromen.
Das einzigartige Geschmackserlebnis, gepaart mit dem erworbenen Wissen, verführt Schokoladenliebhaber schnell dazu, bei der Degustation über die Stränge zu schlagen. Wie praktisch, dass die umliegende Landschaft zu idyllischen Verdauungsspaziergängen und Wanderungen einlädt.
Ein Hoch auf Tradition
Gruyères ist von dem benachbarten Broc mit öffentlichen Verkehrsmitteln in wenigen Minuten erreichbar. Allerdings wird das Klischee der Schweizer Pünktlichkeit vor allem im öffentlichen Nahverkehr bedient, weshalb es sich empfiehlt, die Abfahrtszeiten genau im Auge zu behalten.
Apropos Klischee: Bei einem Besuch des pittoresken Städtchens führt kein Weg am weltberühmten Käsefondue vorbei, schließlich stammt das Nationalgericht aus der Romandie. Wer Käse nicht riechen kann, sollte die traditionellen Gasthäuser besser meiden, denn überall duftet es nach der beliebten Spezialität. Aus dem heimeligen Wintergarten öffnet sich der Blick auf die Pfarrkirche, die von den letzten Sonnenstrahlen in Szene gesetzt wird.
Im Hintergrund ertönt leise Musik, die Sonne versinkt langsam hinter den Berggipfeln, während das Fondue zubereitet wird. Wie aus dem Bilderbuch, nur noch besser. Zwei freundliche Kellner servieren einen roten Keramiktopf mit der geschmolzenen Käsemasse und einen Ständer mit dem Brenner als Wärmequelle. Einheimische würden die Begriffe "Caquelon" und "Rechaud" verwenden.
Längliche, dünne Gabeln, fluffiges Weißbrot und gekochte Kartoffeln nach traditioneller Art folgen. Das harmonische Zusammenspiel von cremig-schmelzendem Käse, aromatischem Weißwein, frischem Brot und Erdäpfeln sorgt für einen unvergleichlich herzhaften Genuss.
Übrigens wird der geschützte AOP Gruyère-Käse, der in Kombination mit einer anderen Sorte für das Fondue verwendet wird, nur in La Gruyère produziert. Ein wesentliches Kriterium für die Herstellung ist Milch von Kühen, die mindestens 100 Tage im Jahr mit ausschließlich regionalem Gras oder Heu gefüttert werden.
Die lokale Küche begeistert zudem mit Kartoffelrösti, Älpermacaroni und Meringue mit Doppelrahm. Kurz gesagt basiert das kulinarische Angebot auf der vielseitigen Verwendung von Schweizer Milch. Schon nach einem Tag an diesem Ort wird das Gefühl erweckt, die ganze Schweiz erlebt zu haben. Vor der Nachtruhe wird ein kurzer Blick auf den überschaubaren Hauptplatz geworfen. Bereits um halb zehn sind alle Stühle hochgeklappt. Ruhe ist eingekehrt.
Alpine Magie
Ein neuer Tag in Gruyères beginnt. Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln auf der Haut, während sich Hirsche vom französischen Balkon des Hotelzimmers beobachten lassen. Die Besichtigung des im 13. Jahrhundert erbauten Châteaus steht auf dem Programm. Gruyères bietet neben Gaumenfreuden und Naturerlebnissen auch ein vielfältiges kulturelles Angebot.
Der Weg zum Schloss führt vorbei an Ständen mit Kuhglocken, Uhrengeschäften und mit der Nationalflagge geschmückten Häusern, die unter Denkmalschutz stehen. Unweigerlich fällt der Blick immer wieder auf die mächtigen Gipfel, die zwischen den Dächern hervorragen. Die Schweizer sind Weltmeister darin, Klischees authentisch zu erfüllen.
Eine weitere Besonderheit der kleinen Stadt ist eine autofreie Regelung. Die Zufahrt ist nur vormittags von sieben bis elf Uhr im Rahmen einer Liefertätigkeit gestattet. Diese Vorgabe dient dazu, die historische Atmosphäre und die Sicherheit der Gäste zu bewahren. Auf dem Stadthügel wartet ein Schloss darauf, entdeckt zu werden. Die ehemalige Residenz des Grafen von Gruyères verfügt über eine Befestigungsmauer, einen Garten, eine Kapelle und Räumlichkeiten im mittelalterlichen Stil, die Besucher in ein früheres Jahrhundert versetzen.
Obwohl hier nur Französisch gesprochen wird, sind Infoguides in mehreren Sprachen verfügbar. Die linguistische Diversität der Schweiz bringt es mit sich, dass Straßenschilder & Co. meist in den drei wichtigsten Landessprachen beschriftet sind: Deutsch, Französisch und Italienisch. Die ältere Generation unterhält sich üblicherweise im regionalen Dialekt "Patois".
Nach dem Schlossrundgang fällt der Blick auf einen Postkartenstand. Die darauf abgebildeten Motive sind zwar beeindruckend, werden der Realität aber bei weitem nicht gerecht. Die Schönheit von Gruyères muss man mit eigenen Augen sehen. Der Ausgang führt durch ein imposantes Tor zu einem atemberaubenden Aussichtspunkt. Zeit für ein letztes Urlaubsfoto, um die malerische Kulisse von Gruyères mit dem Rest der Welt zu teilen.
Kulinarik-Tipps
- Le Saint Georges Restaurant
Käsefondue-Weltmeister mit wunderbarem Panoramablick. lesaintgeorges.ch - La Maison de Gruyères
Entdecken der Käserei des regionalen Gruyère AOP in einer interaktiven Ausstellung. lamaisondugruyere.ch - Chocolaterie de Gruyères
Die Verbindung von Handwerk und Tradition in einer beschaulichen Schokoladenfabrik mit Verkostung. chocolateriedegruyeres.ch
Tipps für Aktivitäten in Gruyère
- Tibet Museum
Besuch einer der größten Buddha-Kunstsammlungen aus dem Himalaya. tibetmuseum.ch - MOB GoldenPass
Panoramafahrt durch die malerische Landschaft mit dem Express, Panoramic oder Belle Epoche. journey.mob.ch - Lac de La Gruyère
Traumhafte Wanderung entlang des smaragdgrünen Greyerzersees mit Blick auf die Voralpen. fribourg.ch - Alpabzug
Ein jährliches Ereignis, bei dem festlich geschmückte Kühe von den alpinen Weiden in tiefer gelegene Täler für den Winter gebracht werden. - Doppelrahm-Festival
Besucher können eine Vielzahl an Gerichten probieren, die mit dem traditionellen dicken, cremigen Obers zubereitet werden.
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