Mit dem Fahrrad auf Urlaub: Canal du Midi und Côte d'Azur

Wer will schon immer nur im Kreis fahren? Langreisen mit dem Fahrrad sind angesagt. Wir fahren durch den wunderbaren Süden Frankreichs.

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"Fahren um anzukommen" bedeutet aber natürlich nicht, dass man die Strecke und ihre Sehenswürdigkeiten nicht auch gleich genießt. Denn das schöne am Fahrradfahren ist ja auch das reduzierte Tempo. Die Tatsache, dass man nicht auf der Autobahn an Dörfern vorbeirast, die man nur als Ausfahrtschilder kennt, sondern dass man sie wirklich durchfährt. Man erlebt die Landschaft und die kleinen Städte mit ihren Märkten, Eissalons und Cafés, man spürt die allmählichen Veränderungen – und kann jederzeit anhalten, ausrasten, entspannen.

In vielen Fällen kann man auch vor Ort ein Bike ausborgen. Vor allem Städte, die auf dem Radnetz des „EuroVelo“ liegen, das den  Kontinent überspannt, sind darauf vorbereitet. Wer sich hier ein wenig schlau macht, wird garantiert seine persönliche Traumroute finden. Eine der schönsten führt durch den Süden Frankreichs:

Canal du Midi

Von Toulouse nach Sète, ca. 350 km. Etappen: Castelnaudary, Carcassonne, Olonzac, Narbonne,  Béziers, Cap d'Agde.

©Grafik

Genussradeln pur. Quasi wie Gott in Frankreich. Die Fahrt am Kanal entlang bedingt, dass es praktisch beständig sanft bergab geht, noch dazu ist der Canal du Midi unter anderem für seine Alleen berühmt. 190.000 Bäume, darunter viele Platanen mit ihren ausladenden Kronen, säumen die Ufer. Das macht diese Tour auch noch im Hochsommer zu einem echten Erlebnis.

Beeindruckender Start: Vom "Capitole" in Toulouse

©Ville de Toulouse

Der Kanal, der im 17. Jahrhundert vom Sonnenkönig Ludwig XIV. in Auftrag gegeben wurde, und den Atlantik mit dem Mittelmeer verbindet, zählt längst schon selbst zum UNESCO-Kulturerbe. Und: zwischen Toulouse und dem Mittelmeer ziehen sage und schreibe 350 architektonische Kunstwerke, darunter 126 Brücken, 63 Schleusen, 55 Aquädukte, 7 Kanalbrücken, 6 Wehre, gemächlich an einem vorbei.

The Canal du Midi in Toulouse, France.

Der Canal du Midi ist UNESCO Weltkulturerbe

©Getty Images / Olivier DJIANN/istockphoto

Städte wie aus dem Bilderbuch

Dabei haben wir noch gar nicht von den so legendären wie einzigartig schönen Städten gesprochen, die an dieser Strecke liegen, aneinandergereiht wie Perlen auf einer Schnur. Gleich südöstlich von Toulouse, im Lauragais, das von den Franzosen auch Pays de Cocagne, also „Schlaraffenland“,  genannt wird, warten mit Avignonet-Lauragais, dem geschichtsträchtigen mittelalterlichen Städtchen Castelnaudary und dem alten, kreisrunden Dorf Bram gleich einige echte Höhepunkte.

Vor allem für Bram sollte man sich ein wenig Zeit nehmen, der Ortskern ist beinahe perfekt erhalten, ein Gläschen in einem der hübschen Gastgärten rund um den zentralen Platz kann auf keinen Fall schaden. Denn es ist nicht mehr weit bis zum Etappenziel: Carcassonne, eine der wahrscheinlich legendärsten Städte Frankreichs.

FRANCE-HERITAGE-TOURISM

Eine Stadt wie aus dem Bilderbuch: Carcassonne

©APA/AFP/ERIC CABANIS / ERIC CABANIS

Diese Burg, diese Altstadt – als wäre man mitten in einer Filmkulisse! Und ja, einmal Cassoulet, die Mutter aller Bohnen-Eintöpfe und Spezialität der Region, muss man hier einfach mal gegessen haben.

Dann nochmal  eine kleine Stärkung im 500-Seelen-Dorf Homps mit seiner romanischen Kapelle, und vielleicht ein Eis oder ein paar Madeleines im nahen, beinahe noch schnuckeligeren Argens-Minervois, bevor man mit Narbonne wieder eine etwas größere Stadt erreicht. In Béziers mit seiner Kathedrale und der pittoresken Brücke, ist das Meer schon nahe, bevor man mit Sète das „Venedig des Languedoc“ erreicht.

Der Zielort Sete ist auf jeden Fall eine Reise wert. Er gilt als Venedig des Languedoc

©Getty Images/iStockphoto / VORSCHAU istockphoto
Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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