„Entdeckerviertel“: Von den Grenzen und Kräften des Wassers

Die Reise-Journalistin Christiane Reitshammer reiste durch ihre frühere Heimat und sprach mit Experten, Naturführern und -liebhabern, um über „s'Entdeckerviertel“ zu schreiben.

Wasser teilt, Wasser verbindet. Es formt die Landschaft – und irgendwie auch die Menschen. Etwa die deutsch-österreichischen Grenzflüsse Inn und Salzach: Sie bieten Raum für Abenteuer und erzählen seit jeher Geschichten. Die Reise-Journalistin Christiane Reitshammer reiste durch ihre frühere Heimat und sprach mit Experten, Naturführern und -liebhabern, um über „s'Entdeckerviertel“ (entdeckerviertel.at) zu schreiben – unter diesem Namen wird die Grenzregion Bayern, Oberösterreich und Salzburg touristisch vermarktet. „Man glaubt, man kennt seine Heimat, dabei gibt es vieles, was einem einfach nicht bewusst ist“, gesteht Reitshammer, die direkt an der Mattig aufgewachsen ist. Der Fluss entspringt, wie passend, in der Ortschaft Ursprung, durchfließt dann die Salzburger Seenlandschaft und das westliche Innviertel, um schließlich in den Inn zu münden.

Dichtes Wassernetz

Flusslandschaften prägen das österreichisch-bayerische Entdeckerviertel - hier die Hagenauer Bucht am Inn.

©Andreas Mühlleitner

Mit Inn, Salzach, Enknach und Schwemmbach sowie vielen weiteren kleinen Bächen besitzt dieses Grenzgebiet ein dichtes Wassernetz. Ob Baden, Bootfahren, Fischen, Radfahren, Vogelbeobachtungen oder Wandern: Die Flusslandschaften sind Orte der Erholung. „Ich sitze oft gerne am Ufer, schaue aufs Wasser, höre das Rauschen und beobachte Libellen und Enten. Das ist einfach nur beruhigend. Und im Sommer geht's auch zum Baden rein.“

Burghausen
©Brothers

Reitshammer schreibt in ihrer Broschüre auch über die Effekte, die der Kraftwerksbau und die Renaturierungen haben, über schöne Plätze zum Wildbaden und Fliegenfischen. Die Region ist zudem immens vogelreich: Dreihundert verschiedene Vogelarten haben im Europaschutzgebiet Unterer Inn eine Heimat.

Salzhandel

Jahrhundertelang standen natürlich nicht die Freizeitaktivitäten im Vordergrund, vielmehr dienten die Flüsse als Handels- und Transportwege. Ab dem 14. Jahrhundert wurde Salz im großen Stil aus den Salinen von Hallein und Reichenhall in Fässern an die Salzach gebracht, auf Zillen und Plätten umgeladen und flussabwärts geschifft. Plätten sind bis zu dreißig Meter lang, Zillen sieben bis zehn Meter. Mit letzteren, wendigen Booten ist auch eine Fahrt bei Niedrigwasser kein Problem. „Und bei Hochwasser sind Zillen die effektivsten Fahrzeuge“, wird Josef Drbal zitiert. Der Mann kennt sich aus: Die Salzach ist seine Heimat, Drbal ist Bundessieger (der Feuerwehr) im Zillenfahren. Wer nun Lust hat: Plätten fahren wird auf der Salzach von Tittmoning bis Burghausen angeboten.

Wer die Vogelperspektive bevorzugt: Lohnenswert ist der Inn-Salzach-Blick in Überackern, wo die Wassermassen der zwei Flüsse ineinander übergehen, umgeben von Auwäldern und Schilfgebieten. Vom Aussichtsplatz Duttendorf in Hochburg-Ach blicken Besucher auf die denkmalgeschützte Altstadt der „Salzachperle“ Burghausen mit ihrer kilometerlangen Burg. Wie der Volksmund sagt: Die Bayern haben die weltlängste Burg – aber die Österreicher die schönste Aussicht drauf.

Stefan Hofer

Über Stefan Hofer

Stefan Hofer ist seit 2009 beim KURIER. Schreibt für das Ressort Reise.

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