Neue Talente in der Mode - auch aus Österreich
Neben etablierten Labels zeigten junge Designtalente auf Modeschauen zwischen Paris und New York ihr Können. Unter den Neuentdeckungen sind viele Namen aus Österreich.
Schon im Frühjahr war der Auftakt zu den herbstlichen Modeschauen mit Blick auf die Zukunft gerichtet, als die etablierten Modelabels ihre Highlights zeigten. So stellte das Pariser Label Coperni eine "Made of Air"-Handtasche vor, die zu 99 Prozent aus Luft und zu einem Prozent aus Glas besteht. Der Air Swipe, ein eiförmiges, fast transparentes Gebilde aus Nanomaterial Silica-Aerogel, wurde von der NASA zum Sammeln von kosmischem Staub verwendet.
Demna Gvasalia arbeitete wiederum in seine Balenciaga-Herbst-Winter-Kollektion überschüssige Kleider und Trikots vorhergehender Kollektionen ein. Und traditionelle Labels wie Chloè oder Moschino zeigten erstmals Kollektionen ihrer neuen Kreativdirektoren Chemena Kamali und Adrian Appiolaza. Letzterer arbeitete bereits für McQueen, Phoebe Philo und Prada.
Dazwischen sorgte die New Yorker Designerin Batsheva Hay für Aufsehen: Sie schickte ausschließlich Models über 40 auf den Catwalk. Ein Trend, der auch in Wien angekommen ist: hier wird die MQ Vienna Fashion Week am 10. September von 60-plus- Models eröffnet werden, die ihre Modeentwürfe auch gleich selbst vorführen.
Auch der Abgang von Dries Van Noten ist in der Modewelt noch nicht verwunden. Der Belgier verlässt mit Frühjahr 2025 als Kreativchef sein gleichnamiges Label.
Neu, divers und nachhaltig
Doch das Modekarussell dreht sich schnell weiter. Wenn einer geht, kommen junge Talente nach, forschen weiter und machen die Mode zukunftsfit. Dabei helfen seit Langem Unterstützungen von Modekonzernen, Modeschulen und Magazinen.
So lobte Harpers Bazaar etwa das aufstrebende Label Agbobly. Jacques Agbobly gründete sein Studio 2020 mitten in der Pandemie in New York, mit dem Ziel, Schwarze, Queere und Immigranten zu unterstützen. Um Menschen und Kultur außerhalb der üblichen westlichen Blickwinkel zu beleuchten, bringt er sein togolesisches Erbe mit maßgeschneidertem, westafrikanischem Kunsthandwerk und leuchtenden Farben und neuen Silhouetten ins Heute.
Designer Henry Zankov arbeitete für den Luxusgüterkonzern LVMH, bevor er sich 2019 selbstständig machte und nach New York zurückkehrte. Der Russe will sich mit seiner kuscheligen Strickkollektion "Hold Me Closer" über Normen hinwegsetzen und Kunden das Gefühl einer Umarmung vermitteln.
Um Nachwuchsdesigner zu fördern, stiftet LVMH jährlich einen mit 400.000 Euro dotierten Modepreis. Zu den heurigen Finalisten gehören etwa Duran Lantink oder Marie Adam-Leenaerdt. Lantink, ein junges Modelabel mit Sitz in Amsterdam und Paris, verbindet in seiner Après-Ski-Kollektion Restbestände und Vintage-Kleidungsstücke mit recyceltem Lycra und Wolle und unterpolstert die Stücke mit Schaumstoff. Damit sucht Lantink nach neuen Wegen, um Kleidung etwas anders zu präsentieren.
Designerin Marie Adam-Leenaerdt hinterfragt in ihrer Herbstkollektion humorvoll die Garderobe und den Taschenkult berufstätiger Frauen. Sie arbeitete für Balenciaga und Givenchy, studierte am La Cambre in Brüssel und gründete 2023 ihr eigenes Label.
Heimischer Humor und Heritage
Auch Modedesigner aus Österreich machen international von sich reden. Etwa Florentina Leitner. Sie bekam 2023 den AFA Support, mit dem die Austrian Fashion Association talentierte Designer und Labels unterstützt. Ihre femininen und humorvollen Kleider, in denen sie Heritage, Extravaganz und Innovation verbindet, werden von Lady Gaga oder Ellie Goulding getragen und sind aktuell in einer Modeausstellung im Geymüllerschlössel des Wiener MAK zu sehen.
Oliver Kuzma möchte sich auf Luxus und vergangene Zeiten konzentrieren. Der Badener bekam heuer den RONDO-Modepreis für die beste Diplomkollektion der Modeklasse von Craig Green an der Universität für angewandte Kunst.
Er machte ein Praktikum bei Christoph Rumpf, der wiederum 2019 den renommierten Hyères-Modepreis gewann und heute ein eigenes Label in Paris hat. Der Steirer verwendet gerne Materialien aus Restbeständen und studierte in Wien.
Der Linzer Studiengang Fashion & Technology bildet wiederum Designer aus, die Mode in den Bereichen Nachhaltigkeit, Inklusion und Diversität mitgestalten möchten. Designerin und künstlerische Leiterin Ute Ploier setzt dabei vor allem auf Innovation. Unter den besten Arbeiten ihrer Studenten, die im Juni bei einer Show im Wiener Künstlerhaus gezeigt wurden, sind etwa die von Wu Hao. Seine Kollektion widmet sich Abnutzungsspuren in Textilien, die durch das Reisen verursacht wurden. Sehr praktisch!
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