Karl Lagerfeld
Modelegende

Karl Lagerfeld für immer: Seine Liebe zu Österreich

Stardesigner Karl Lagerfeld wäre heute 90 geworden. Sein Name und seine Person waren bereits zu seinen Lebzeiten Kult und werden das auch bleiben.

Von Brigitte R. Winkler

Morgen, Sonntag, feiert die Modewelt seinen 90. Geburtstag. Karl Lagerfeld selbst hätte das wohl nicht getan. Er verweigerte das Feiern auch zu seinem Achtziger. Denn, so seine Begründung: "Realität ist eine Idee, der ich versuche aus dem Weg zu gehen." Und: "Ich hasse Geburtstage und alles, was damit zusammenhängt, weil ich es unnötig finde." Niemals unnötig fand der geistreiche Modeschöpfer es, zu arbeiten.

Schon als Kind entdeckte er seine Liebe zur Mode. Und zur Tracht aus Österreich: "Ich wollte nicht wie die anderen Jungs aussehen", erklärte er später, warum er schon als Schulbub mit Begeisterung Lederhosen aus Österreich trug. Lange bevor der gebürtige Hamburger die Welt eroberte.

65 Jahre Modekarriere

Mit 21 Jahren hat er für den Entwurf eines Mantels einen angesehenen Preis gewonnen, zog nach Paris und startete bei Balmain seine Modekarriere. Sie sollte 65 Jahre dauern. Als Karl Lagerfeld im Februar 2019 an Krebs starb, hatten sein Name, seine Arbeit, sein Äußeres, seine Persönlichkeit, seine Äußerungen bereits Kultstatus erreicht. Seine Arbeit, seine Ideen, und seine Innovationen für Chloe, Fendi, Chanel und seine eigene Marke sind Legende. Kein Wunder, dass man ihn schon früh zum "Kaiser" ernannte.

Neben seinem modischen Spürsinn und seinen Inspirationen für exzellente Modeschauen, war er auch noch ein brillanter Zeichner und Fotograf, er entwarf Kostüme für Bühnen, eröffnete in Paris sogar ein Buchgeschäft. Karl Lagerfeld war eine Erscheinung, ist und bleibt ein Phänomen bis heute.

Was hat ihn zu dem gemacht, der er ist? Das betrifft in erster Linie seine Arbeit. Unglaublich, was er für Fendi und Chanel geleistet hat. Es gehört zu den größten Vergnügen, sich an seine genialen Kollektionen und die damit verbundenen szenisch unüberbietbaren Modeschauen zu erinnern. Und an die Gespräche, die man anschließend backstage mit ihm führen konnte. War doch seine Formulierungskunst ebenso genial. Und er liebte es, mit Leuten aus Österreich Deutsch zu sprechen.

Seine Zitate füllen ganze Bücher. Zu denen gerade wieder eines auf den Markt gekommen ist: "Wirklich alles über Karl Lagerfeld“ (Midas Verlag) – eine kultige Comic-Biografie zum 90. Geburtstag von seiner ehemaligen Mitarbeiterin Tiffany Cooper. Auch zwei Filme über den Modekaiser wird es bald geben, einen mit Daniel Brühl und einen mit Jared Leto. Letzterer kam übrigens im Mai zur Met-Gala, der festlichen Eröffnung der Ausstellung "Karl Lagerfeld: A Line of Beauty" im New Yorker Metropolitan Museum, verkleidet als Choupette, Lagerfelds berühmter Katze. Die Birmakatze gehört bekanntlich zu den potenziellen Erben des Lagerfeld-Vermögens, das Testament wurde bis heute nicht vollständig vollstreckt.

Mit Claudia Schiffer 2000 in Berlin: Karl Lagerfeld bekam einen Preis

©EPA/EPA/SOEREN STACHE

Karl Lagerfeld stilisierte sich perfekt für seinen charismatischen Auftritt. Seit den 1970ern sah man ihn nur noch mit weiß gepudertem Pferdeschwanz, schwarzer Sonnenbrille und hohem Kragen. Dazu bald lederne schwarze Halbfinger-Handschuhe. Sein ehemaliges Übergewicht verschwand innerhalb eines Jahres und kehrte nie mehr zurück. Auf diesen Erfolg angesprochen, erklärte er uns: "Ich habe ja tolle Leute, die für mein gesundes Essen sorgen. Auch darum brauche ich mich nicht selbst zu kümmern." Auf die Frage, wer für ihn arbeite, antwortete er: "Niemand arbeitet FÜR mich. Diese Leute arbeiten MIT mir!"

Schauspieler Jared Leto als Choupette bei der Met-Gala
 

©APA/AFP/ANGELA WEISS

Kein Wunder, dass aus dieser Karikatur – wie er sich selbst einmal gegenüber der VOGUE bezeichnete – eine Kunst-, ja Kultfigur wurde. Chanel profitiert nach wie vor davon. Aber auch die Marke Karl Lagerfeld verdiente und verdient weiterhin damit gutes Geld: Karl als Wachs- und Plastik-Figur zum Spielen oder als Dekoration für zu Hause, abgebildet auf Taschen, Schuhen, T-Shirts und anderen Textilien, wie natürlich auch sein Name als Logo. Gerade wurde eine neue "Back-to-School"-Kollektion für "kleine Abenteurer" in die Lagerfeld-Geschäfte gebracht.

Österreich im Herzen

Seine Sympathie für Österreich bekundete er immer wieder. Auch ganz persönlich bei einer speziellen Modeschau im Salzburger Schloss Leopoldskron. Kam er doch zum Abendessen am Tag zuvor in einem Trachtensakko der Salzburger Firma Lanz. Nach der Show betonte er: "Die österreichische Tracht ist wirklich etwas Unsterbliches." Über Salzburg, wo er 1991 Kostüme für die Festspiele entwarf, schwärmte er, sie sei eine der schönsten Städte Europas. Auch in Wien war Karl Lagerfeld immer wieder, als er an der jetzigen Universität für angewandte Kunst als Modeprofessor unterrichtete. Er gestaltete ein Plakat für den Opernball und besuchte ihn auch.

Ruhe in Frieden, Karl! Wie sagte eines seiner Lieblingsmodels, Claudia Schiffer, nach seinem Tod so richtig: "Karl ist unersetzlich!"

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