Mode

Warum Calvin Klein zur richtigen Zeit auf Veronica Leoni setzt

Calvin Klein nimmt Anleihen an den Neunzigern, zeigt luxuriösen Minimalismus - ist aber nicht allein damit. Die Konkurrenz ist stark.

Die Businessfrauen der Neunzigerjahre sind zurück. Zumindest, wenn es nach Veronica Leoni geht. Sie ist die neue Kreativchefin von Calvin Klein

Die Show in New York zeigte Minimalismus in Bestform, mit weit geschnittenen Kostümen und Anzügen, puritanisch langen Mänteln, schulterfreien Kleidern und viel Schwarz, Grau und Weißtönen.

Eine beeindruckende Symbiose zwischen klassischem Chic und futuristischen Designs, die der Klein-Ästhetik treu bleibt und gleichzeitig erneuert.

Zum Debüt von Leoni saß auch der sonst so medienscheue Calvin Klein mit 82 Jahren gemeinsam mit seiner Ex-Frau in der ersten Reihe und gab sich begeistert.

Sexy, aber nicht freizügig

Nach sechs Jahren Pause und der Kündigung von Raf Simons gab es die erste Ready-to-Wear-Kollektion der legendären Marke zu sehen. Und die steht für amerikanische Mode, wie sonst nur Ralph Lauren oder Donna Karan

Kate Moss und Brooke Shields zeigten sich auf Werbeplakaten einst im weißen Tanktop ohne BH, Marky Mark in tief sitzenden Jeans. 

Klein hat in den 90er-Jahren einfachste Freizeitkleidung sexy gemacht. Das Kunststück bescherte dem Modemacher ein Vermögen von 650 Millionen Dollar.

Diese freizügige Sexyness bedient Leoni nun nicht. Was einigen wenigen, wie Journalistin Cathy Horyn, nicht gefällt. Viel zu hochgeschlossen sei Calvin Klein jetzt, ätzte die Modekritikerin.

Business-Kostüm von Calvin Klein

©Courtesy of Calvin Klein

Layering bei Veronica Leoni für Klein

©Courtesy of Calvin Klein

Kendall Jenner in einem Blazermantel

©Courtesy of Calvin Klein

Calvin Klein ist Erwachsen geworden

Dabei hat sich die 42-jährige Designerin sehr viel mit der Marke auseinandergesetzt, wie sie in einem Vorab-Interview erklärt: "Meistens sehen wir Frauen als Objekte der Begierde. Aber was, wenn sie selbst begehren?" 

Die starke Geschäftsfrau also, die weiß, was sie will und kein Dekolleté zeigen muss, um selbst sexy zu sein. Die erwachse Weiterführung von Jeans und weißem Tanktop.

"So wie wir die Marke in den 90ern erlebt haben, kommt sie nun zurück", sagt auch Schneidermeister Hardeo Samaroo über Leoni, der seit 1996 für Calvin Klein arbeitet.

Leiser Luxus bleibt

Minimalismus aus der goldenen Ära der 90er war bei der gerade zu Ende gegangenen Fashion Week in New York auch bei Tory Burch oder Michael Kors zu sehen.

Kastige Blazer, flache Ballerinas, lange Kleider, Grau- und Brauntöne: Der "leise Luxus" bleibt uns erhalten.

Kastiges Gilet mit Rolli und Faltenrock bei Michael Kors 

©REUTERS/David Dee Delgado

Trend: Überlange Ärmel wie bei Tory Burch mit Satinkleid 

©APA/AFP/ANGELA WEISS

The Row zeigt es vor

Leoni hat also starke Konkurrenz – allen voran von den Minimalismus-Topligisten Jil Sander oder The Row, für die die Italienerin schon in der Vergangenheit tätig war.

Wie erfolgreich man mit diskreten hochpreisigen Stücken sein kann, beweist The Row, gegründet von den einstigen TV-Serienzwillingen Ashley und Mary-Kate Olsen, derzeit par excellence.

Pulli ab 3.000 Euro

Immer aus Stoffen von höchster Qualität, immer zu sagenhaften Preisen. Die beliebte "Margaux"-Tasche kostet 6.000 Euro, ein Kaschmirpullover ab 3.000 Euro.

The Row 2025: Pulli 1.680 Euro, Seidenkleid mit Spitze 2.000 Euro, Stiefel 1.690 Euro

©Courtesy of The Row

Kameraverbot

Zudem erlaubt das Luxuslabel seit Kurzem keine Handys mehr bei den Modeschauen – dabei gieren andere Labels um Aufmerksamkeit und viel Mediengetöse.

Sogar die Wertheimer Brüder und die Familie Bettencourt, Eigentümer von Chanel und L'Oréal, haben seit dem Vorjahr eine Minderheitsbeteiligung an dem Modelabel, das mit einer Milliarde US-Dollar bewertet wird. Leiser Luxus kann also auch laut – wenn es ums Geld geht.

Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

Kommentare