Ein Mann reißt eine Kondompackung auf.

Warum Männer Kondome ablehnen und wieso sie dafür Ausreden gebrauchen

Dem Präservativ wird nicht selten die Schuld an der fehlenden Lust gegeben. Doch gleich zwei Studien zu dem Thema durchleuchten die Ausreden.

Ob die Ausreden, kein Kondom benutzen zu können, wohl genauso alt sind wie die Erfindung an sich? Auf diese Frage werden wir wohl keine Antwort mehr bekommen. Was wir allerdings wissen, ist, dass Kondome einige tausend Jahre alt sind. 

Schon alte ägyptische Skulpturen zeigten eine Art Hülle um das männliche Geschlecht herum, von der Wissenschaftler bis heute nicht wissen, welche Bedeutung sie hat. Funde aus der Zeit der griechischen und römischen Antike allerdings geben Hinweise darauf, dass auch sie zum Schutz vor Krankheiten eine derartige Hülle verwendeten. 

Die ersten konkreten Spuren des Kondom-Prototyps sind in der Renaissance in Italien zu finden. Zu dieser Zeit versuchte Frankreich die Gebiete des Landes zu erobern. Neben den Chroniken des Krieges wurden zu dieser Etappe auch die ersten Aufzeichnungen zur Syphilis gemacht. Aus Schutz vor Krankheiten wurden die Penisse der Männer ummantelt. 

Die Hüllen waren ihrer Zeit noch aus Leinen. Seitdem hat sich die Präservativ-Herstellung revolutioniert und Latexkondome fanden ihren Weg auf den Markt. Heute gilt vor allem Charles Goodyear als Urvater der Kondome, da er es mit seiner Erfindung der Vulkanisierung 1855 möglich machte, dass die Präservative elastisch und haltbar wurden. 

Knapp 170 Jahre später spielen Kondome noch immer eine bedeutende Rolle beim Thema Verhütung und Schutz vor Geschlechtskrankheiten. Allerdings hat sich im Laufe der Zeit eine Art männlicher Mythos um die Benutzung entwickelt, laut dem die Lust unter den Präservativen leide. 

Fehlendes Wissen über Kondome

Eine kürzlich veröffentlichte Studie beschäftigt sich mit den sexuellen Grundbedürfnissen junger Männer in Bezug auf die Verwendung der Kondome. Dafür konzentrierten sich die Wissenschaftler in zwei Studien auf Fokusgruppen und Einzelinterviews, an denen 49 Personen, sowohl heterosexuelle als auch homosexuelle, im Alter von 18 bis 25 Jahren teilnahmen. 

Bei ihrer Untersuchung fanden sie heraus, dass vor allem folgende Punkte dazu beitragen, dass junge Männer Kondome ablehnten:

1. Männer überließen Frauen die Verhütung, da es lediglich um die Verhinderung einer Schwangerschaft ging.

2. Junge Männer kommunizieren nicht ausreichend mit ihren Vätern über sexuelle Themen.

3. Die Sexualerziehung in den Schulen ist begrenzt.

4. Informationen über Sex stammen aus Pornografie.

5. Der wahrgenommene Gefühlsverlust beim Sex.

6. Störung des Lustprozesses, da das Überziehen als Unterbrechung wahrgenommen wird.

Unsicherheit bei der Verwendung

Wie die Forschenden herausstellen konnten, ging der Wert des Kondoms als Schutz vor Geschlechtskrankheiten verloren. Auch schien das fehlende Wissen über die korrekte Verwendung ausschlaggebend dafür zu sein, dass Präservative nicht genutzt wurden. 

Ebenso wichtig schien den jungen Männern der Gefühlsverlust. "Für die jungen Männer in dieser Studie bedeutete die Suche nach Vergnügen, auf das Kondom zu verzichten, da Sex ohne Kondom als angenehmer empfunden wurde.“ Demnach hatten die Probanden das Gefühl, Präservative lindern die Intensität des Gefühls, ruinieren den Moment und können zu sexuellen Funktionsstörungen beitragen. 

"Die Angst, die Kontrolle zu verlieren, wenn etwas schiefgeht, schien für manche junge Männer eine große Bedrohung für die Männlichkeit darzustellen. Sie müssen lernen und beherrschen, wie man ein Kondom verwendet, um zu ihrer eigenen sexuellen und reproduktiven Gesundheit und der ihrer Sexualpartner beizutragen“, heißt es abschließend.

Forschende räumen mit Klischee auf

Eine in der Fachzeitschrift "International Journal of Clinical and Health Psychology“ veröffentlichte Studie hat oftmals angeführten kondombedingte Erektionsprobleme untersucht. Insgesamt nahmen 82 junge, heterosexuelle Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren teil. 

Die Männer wurden in zwei Gruppen unterteilt, von denen die einen beim Ansehen eines Sexvideos Kondome aus Kunstharz nutzte, die anderen nicht. Dabei kamen die Forschenden zu dem Ergebnis, dass es keinen bedeutsamen Unterschied zwischen den beiden Gruppen hinsichtlich der sexuellen Erregung gab. 

Warum Kondome aus Kunstharz?

Die Wissenschaftler entschieden sich für Kunstharz-Kondome, da diese resistenter und noch dünner als traditionelle Kondome sind und somit mehr Gefühl versprechen. 

"Diese Werte könnten eher auf die psychologische Ursache des Kondomgebrauchs als auf die Hindernisse beim Kondomgebrauch zurückzuführen sein“, heißt es in der Studie. Die Wissenschaftler begründen ihre Annahme damit, dass Erektionsprobleme (CAEP) bei Männern bekannt sind, die keine Kondome verwendeten. "Tatsächlich könnte CAEP mit einer negativen Einstellung gegenüber der Verwendung von Kondomen in Hinblick auf das Vergnügen zusammenhängen.“

Einen weiteren möglichen Grund für Erektionsprobleme im Zusammenhang mit Kondombenutzung sehen die Wissenschaftler im Material des Präservativs. Künftig sollen weitere Studien erfolgen, bei denen die unterschiedlichen Materialien miteinander verglichen und homosexuelle Menschen berücksichtigt werden. 

5 Fakten über Kondome, die nicht jeder weiß

1. Ein Kondom darf erst bei einer Füllmenge von 18 Litern platzen.

2. Innerhalb Europas verwenden die Finnen die meisten Kondome. 

3. Kondome mit Geschmack haben Kalorien.

4. Der Februar wurde zum nationalen Kondommonat erklärt. 

5. Etwa zwölf Milliarden Präservative werden jährlich weltweit benutzt. Das entspricht 380 Kondome pro Sekunde.

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