4 von 10 Männern wissen nicht, wo die Klitoris ist – laut einer Studie
Das Wissen der Männer über die weibliche Anatomie ist laut Untersuchungen lückenhafter als angenommen.
Wie wichtig ein umfänglicher Biologieunterricht ist, zeigt eine wissenschaftliche Studie der University of Florida. Die Forschenden wollten sich ein Bild davon verschaffen, inwieweit Männer die weibliche Anatomie kennen und verstehen – auch hinsichtlich des Orgasmus.
Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass fast die Hälfte der Männer weder Ahnung vom weiblichen Orgasmus noch dem Körper der Frauen hat.
Die Klitoris ist wie das männliche Glied ein Schwellkörper. Sie besitzt über 8.000 Nervenenden bei einer Größe von etwa zehn Zentimetern. Damit ist sie fast doppelt so sensibel wie der Penis, der "nur“ wenig Hunderte besitzt. Obwohl die Klitoris für die weibliche Lust eine bedeutende Rolle einnimmt, ist sie ziemlich schlecht erforscht.
Fakten über die Klitoris
Die Klitoris altert nicht.
Sie dient neben der Lust der Fortpflanzung und sendet Signale ans Gehirn, durch die der Körper so reagiert, dass der Weg der Spermien zur Eizelle begünstigt wird.
Die Klitoris kann bis zu 300 Prozent anschwellen, je näher der Orgasmus kommt.
Penis und Kitzler haben denselben Ursprung und bilden sich erst später im Mutterleib aus.
Die Klitoris besteht aus 18 Teilen. Zu sehen ist von ihr lediglich nur ein Bruchteil namens "Klitoris-Eichel“.
Was bei der Studie geschah…
Die Forschenden haben Männer im Alter von 18 bis 24 Jahren zu weiblichen Genitalien sowie ihrer sexuellen Vorlieben befragt. Dabei ging es vor allem um das Verständnis junger Männer zu unterschiedlichen Methoden, wie Frauen einen Orgasmus erreichen:
- Durch Geschlechtsverkehr
- Orale Methoden
- Manuelle Methoden
- Verwendung eines Sexspielzeugs
Im Anschluss untersuchten die Wissenschaftler die Zusammenhänge zwischen dem vorhandenen Wissen über die weibliche Anatomie und den Methoden, Frauen zum Höhepunkt zubringen.
Lückenhaftes Wissen auf Kosten weiblicher Lust
Es zeigte sich, dass zirka die Hälfte der Männer nicht wussten, dass die meisten Frauen beim Sex keinen Orgasmus haben. Ein Drittel der Männer hatte außerdem keine Ahnung, dass die Klitoris beim penetrativen Geschlechtsverkehr nicht direkt stimuliert wird. Und rund 40 Prozent der Befragten haben die Klitoris an einer anderen Körperstelle vermutet - 28 Prozent wusste überhaupt nicht, wo sie liegt.
Wenig Wissen, viel Männlichkeit
Die Umfrage zeigte außerdem, dass die Männer, die über anatomisches Wissen verfügten, Männlichkeitsgefühle verspürten, wenn ihre Partnerin während es Vorspiels zum Höhepunkt kam.
Gesteigert wurde dieses Gefühl von männlichem Erfolg nur durch einen Orgasmus der Frau beim penetrativem Sex. Erreichten die Frauen allerdings mittels Sexspielzeug den Höhepunkt, wirkte sich das negativ auf das Männlichkeits- und Erfolgsgefühl der Probanden aus.
"Es scheint also, dass Männer sich männlicher fühlen, wenn sie ihrer Partnerin mit ihrem eigenen Körper (also den Händen, dem Mund oder dem Penis) einen Orgasmus verschafften, als wenn sie einen externen Gegenstand (also einen Vibrator) mit dem tatsächlichen Körper benutzen“, so die Studienautoren.
Das Problem der vergessenen Frauen
Männer erreichen durch reinpenetrativen Sex wesentlich häufiger den Höhepunkt als Frauen. Tatsächlich bestätigen diesen Missstand zahlreiche Studien. Der sogenannte "Orgasm Gap“ oder auch die "Orgasmuslücke“ ist real.
Untersuchungen der Chapman University aus den USA haben gezeigt, dass Männer zu 95 Prozent einen Orgasmus erreichten, während bei den Frauen nur 65 Prozent diese Angabe machten. Vor allem bei heterosexuellen Paaren war der Unterschied groß. Die Autorin der Studie, Laurie Mintz, ist davon überzeugt: "Der Grund, warum das so ist, ist die Vernachlässigung der Klitoris“.
In einer Welt von Männern für Männer
"Dieser Befund steht vielmehr im Einklang mit der Vorstellung, dass einige Männer der Meinung sind, dass der Sexgenuss von Frauen von der Technik und den Fähigkeiten eines Mannes abhängt“, so die Wissenschaftler der University of Florida.
Statt sich darauf zu konzentrieren, Frauen sexuell zu befriedigen, fokussieren sie sich auf ihr Gefühl von Männlichkeit und ihr Mitwirken am Orgasmus – auf Kosten der weiblichen Lust.
"Im Gegensatz dazu fühlt sich ein Mann mit einem ähnlich hohen Wissenstand bei der Verwendung eines Vibrators möglicherweise nicht so männlich, weil er das Gefühl hat, nicht so maßgeblich an der Auslösung ihres Orgasmus beteiligt zu sein“, erklären die Forscher. Weiter heißt es: "Vielleicht hat er das Gefühl, dass der Vibrator einen Großteil der ‚Arbeit‘ an der Klitoris übernimmt, wodurch seine sexuellen Techniken, die sein Wissen über die Klitoris nutzen, weniger bedeutsam werden.“
Insgesamt zeigt die Umfrage, wo das Problem in unserer Gesellschaft liegt: Es ist nicht nur das fehlende anatomische Wissen der Männer in Bezug auf den weiblichen Körper. Es ist auch ihre fehlende Motivation, der Partnerin Lust zu bereiten. Sie sehen den Orgasmus der Frau nicht als etwas für ihre Partnerin, sondern als männliche Errungenschaft.
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