Sexualität: Auch der Penis wird älter

Männer tun das: Ihr bestes Stück vergrößern lassen oder mit dem „P-Shot“ eine genitale Verjüngungskur gönnen. Warum?

Keine Ahnung warum, aber unlängst erreichte mich das Mail eines Herrn, der mich vermutlich unterhalten wollte. Er schickte mir einen Link zu den „300 besten Penis-Witzen“ sowie freundliche Grüße. Beinahe hätte ich die Frohbotschaft in den Papierkorb verschoben, dann dachte ich mir: Warum nicht? Mal sehen, was über das männliche Genital gewitzelt wird. Zwei Scherze stachen mir speziell ins Auge (Oh Gott, welch Wording!): Was ist der Unterschied zwischen einem Penis und einem Personalausweis? Den Personalausweis kann man zwei Mal verlängern lassen. Sowie: Zur Rechtschreibreform, neue Schreibweise für das Wort Penis: Bis 40 Jahre wird Penis mit hartem P geschrieben, zwischen 40 und 60 Jahren mit weichem B und ab 60 Jahren klein.

Klar, über die Qualität dieser Kalauer könnte man diskutieren. Mir fällt dazu vor allem Sigmund Freud ein, dessen Werk „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“ im Jahr 1905 erschienen ist. Er sah im Witz eine Technik des Unbewussten, um Konflikte einzusparen, mit dem Ziel eines Lustgewinns, im Sinne einer kurzzeitigen Lockerung von Verdrängtem. Passt doch.

Über Kürze, Länge, Performance des besten Stücks wird gerne gewitzelt, in Wirklichkeit tut’s jedem Mann sehr weh, wenn da unten nix mehr ist wie früher.

Autsch!

Über Kürze, Länge, Performance des besten Stücks wird gerne gewitzelt, in Wirklichkeit tut’s jedem Mann sehr weh, wenn da unten nix mehr ist wie früher. Und während wir staunend über Frauen plaudern, die sich einer Vaginaverjüngung unterziehen, konsultieren zunehmend auch Männer den Chirurgen ihres Vertrauens, um nachzufragen, was man tun könne, damit „der da“ wieder schnittiger aussehe und rasanter performe. Den natürlichen Lauf der Dinge will keiner mehr akzeptieren. Der schaut – in einem Satz zusammengefasst – so aus: Der Penis verändert sich, wenn Männer altern. Drama, Baby? Nicht wirklich. Es geht eher um einen realistischen Blick in den Schritt: Der Penis kann kleiner werden (böse Zungen nennen das „schrumpfen“, das betrifft aber nicht alle). Der Penis kann schwächer werden (böse Zungen sagen dann, er bekommt keinen mehr hoch. Auch dieses Schicksal erleiden nicht alle). Der Penis macht nicht mehr, was ER will. Und all das nur, weil Männer immer weniger vom Männlichkeitshormon produzieren. Dann wird der Penis schmäler, und die Eichel ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Muskelzellen werden in Bindegewebe umgewandelt, das sich nicht mehr ruckzuck mit Blut füllt. Was tun? Vor allem nicht verzweifeln. Und es sich lange überlegen, ob das gute Stück tatsächlich mit Eigenfett verdickt werden muss, oder mit dem angesagten „P-Shot“ gepimpt werden soll. Der beruht auf der Idee, das körpereigene Wachstumsfaktoren vitalisierend wirken. Die Alternative dazu heißt zunächst: Annahme. Die Annahme des Alterungsprozesses nämlich – nicht willenlos, sondern im Sinne eines Aha. Das ist so. Worauf der nächste Schritt folgen kann: Was kann ich tun?

Gut, wir wollen hier nicht die nächste Anleitung zur vernünftigen Ernährung, zum Nicht-Rauchen und moderaten Alkoholkonsum auf den Tisch hauen. Wissen wir eh. Aber wie wär’s etwa mit Beckenbodentraining, meine Herren? Nicht nur Frauen, auch Euch hilft’s, um die Durchblutung zu fördern und Muskeln zu stärken. Und da wäre sowieso noch der schönste Tipp der Welt: Gebraucht Euren Penis, gebt nicht auf! Lasst Euch stattdessen etwas einfallen, damit der Sex in der Partnerschaft lustig und lebendig bleibt. Mit Auf und Abs, aber stets fröhlich. Weil das Vögeln die schönste Art ist, um sein bestes Stück geschmeidig zu halten – und funktionstüchtig.

Wussten Sie es?

Nicht nur im Laufe eines Männerlebens verändert sich der Penis – auch im Lauf der Evolution hat das männliche Genital einiges durchgemacht. Dass er „glatt und schlicht“ aussieht, ist offenbar das Ergebnis einer evolutionären Anpassung. Davor hatten unsere Vorfahren Penisstacheln, wie Gen-Analysen zeigten. Vermutlich wurden die Stacheln aus entwicklungsbiologischer Sicht irgendwann nicht mehr gebraucht.

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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