Groß und mächtig: Phallussymbole in der Architektur

Den Berliner Fernsehturm gibt es jetzt als Sextoy – was kommt noch in Sachen phallischer Architektu und „Penis-Komplexe“?

Na gut, dann können sich Berlin-Touristen jetzt statt eines Kühlschrankmagnets oder einer Schneekugel ein Sextoy als Reiseandenken ins Handköfferchen packen. Den bekannten Berliner Fernsehturm gibt es jetzt nämlich als Butt-Plug. Und wer nicht so genau weiß, was das ist: Daran erfreuen sich Freunde des Hintern-Gedankens im Sinne analer Stimulationen. Zehn Zentimeter ist das gute Ding groß, aus medizinischem Silikon gemacht und wird vom Erfinder, Unternehmer Thomas Viehweger („Planet Naughty“), als „Einsteigermodell für Neugierige“ bezeichnet. Soweit die einführenden Worte.

Abgesehen davon stellt sich folgende Frage: Welches Wahrzeichen Österreichs würde sich für ein phallisch anmutendes Souvenir im Sinne erotischer Belustigung konkret eignen? Der Donauturm? Der Grazer Uhrturm? Die Richtfunkstelle Exelberg? Spannend ist darüber hinaus ein kurzer Streifzug durch die so genannte „phallische Architektur“. Gebäude in einschlägiger Gurkenform gibt’s weltweit so viele, dass man durchaus überlegen muss, was den Bauherren da durch den Kopf ging, während sie sich vielleicht im Schritt kratzten.

Weil der Wolkenkratzer auf viele Menschen wie ein gigantischer Phallus wirkte, mehr oder weniger stimulierend. Mag sein, dass in solchen Bauwerken immer noch etwas von der kultischen Verehrung des erigierten Glieds mitschwingt, die ja von ewiger „Schönheit“ ist.

Männliche Macht-Symbolik

Ein feines Zitat zum Thema wird der Schauspielerin Jane Fonda zugeschrieben, sie soll Folgendes gesagt haben: „Wenn Penisse nur die Hälfte von dem könnten, was Vaginas können, würde es zu ihren Ehren Briefmarken geben und auf dem Kapitol in Washington stünde wahrscheinlich ein vier Meter hohes Penisdenkmal.“ Ihr dürfte offenbar nicht aufgefallen sein, dass es solche Denkmäler eh schon längst gibt und der Gedanke, mit Hilfe von Türmen männliche Macht-Symbolik in die Gegend zu stellen, nicht neu ist. Motto: Wer hat den größten ... Turm? Gebäude, die – absichtlich oder unabsichtlich – wie ein Penis aussehen, stehen nahezu überall.

Darüber wird mitunter sogar gewitzelt, wie etwa über den Torre Glòries in Barcelona, vormals Tore Agbar. Von Einheimischen und Touristen wurde das 32 Stockwerke hohe Gebäude zügig als „Penis“ („La Poya“) oder „Dildo“ bezeichnet; es schaut eben so aus. Ähnliches in China: Als im August 2018 das „Guangxi New Media Center“ eröffnet wurde, ging es in den sozialen Netzwerken heftig ab. Weil der Wolkenkratzer auf viele Menschen wie ein gigantischer Phallus wirkte, mehr oder weniger stimulierend. Mag sein, dass in solchen Bauwerken immer noch etwas von der kultischen Verehrung des erigierten Glieds mitschwingt, die ja von ewiger „Schönheit“ ist. Bereits in der Jungsteinzeit fanden sich Felszeichnungen von Figuren mit handfester Erektion, später auch Statuen. Das ging immer so weiter, quer durch die Menschheitsgeschichte. Man denke etwa an den Kult des Priapos und die damit im Zusammenhang stehenden Statuen, an denen vor allem eines ins Auge sticht: ihr Pimmel. Und irgendwann, patsch: ein hohes Gebäude, zu dem frei assoziiert werden darf. Der Penis-Komplex. Im Jahr 2003 gab’s übrigens einen eigenen Wettbewerb zum Thema; Titel: „The World's Most Phallic Building Contest“ eines Magazins namens „Cabinet“. Nach Monaten der Diskussion wurde der „Ypsilanti Water Tower“ in Michigan als Gewinner bekannt gegeben.

Doch manchmal scheitert das architektonische Konzept männlicher Standhaftigkeit auch. Wie Norman Fosters Entwurf der Londoner „Gurke“, ein XXL-Wolkenkratzer namens „The Tulip“ (Tulpe). Experten stellten allerdings fest, dass es sich hier eher nicht um „Weltklassearchitektur“ handle. Er wurde nie gebaut. Kurioserweise fällt mir dazu nur ein schlechter Phallus-Witz ein: „Auch so ein Phallus hat Humor. Hin und wieder lacht er sich schlapp“.

Sex-(T)Räume

Wie muss ein Platz gestaltet werden, damit er zum Sex animiert? Das zeigt jetzt eine neue Netflix-Show mit der Designerin Melanie Rose. In „How To Build a Sex Room“ gestaltet sie Zimmer für Paare, die ihr Intimleben auffrischen wollen, abhängig von den jeweiligen Neigungen, Wünschen und Sehnsüchten. Bis hin zur Gestaltung eines S/M-Kellers als spannende Alternative zu Waschküche oder Bastelreich.

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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