Lebensechte Dildos und Vibratoren: Der Phallus ist zurück

Sextoys, die wie Designerobjekte wirken – und Designerpreise für Sextoys: Erotisches Spielzeug hat sich verändert. Doch nun sind wieder realistischere Modelle angesagt.

Der Mensch muss das Rad nicht gänzlich neu erfinden, heißt es gerne. Das gilt nicht nur für Räder, sondern auch für Sextoys.

Wer sich in den vergangenen zehn oder fünfzehn Jahren online, aber auch live im Erotikladen des Vertrauens umsah, war mit einer breiten Produktpalette erfinderischen und alternativen Spielzeugs konfrontiert. Da fiel (und fällt) die Wahl zunehmend schwerer, nach dem Motto: Was nehme man denn und welche Art der genitalen Stimulation darf es denn jetzt bitte sein?

Alles in allem aber ein wichtiger Innovationsschub (siehe weiter unten). Doch nicht nur die funktionelle Art und Weise der assistierten Masturbations-Varianten hat sich verändert, sondern auch das Design. Die Toys wurden eleganter und damit salonfähiger. Sie wirken heute meist wie teure Designobjekte oder Skulpturen von hippen Künstlern, die in angesagten kleinen Galerien zwischen London und Paris ausstellen.

Vor einigen Jahren bot etwa der legendäre Designstore im Museum of Modern Art, New York eine Pop-up-Kollektion von Design-Innovationen für Frauen jedes Alters – von Sexspielzeug bis zu Menstruationstassen. Im Jahr 2022 wurde die Designerin Alina Eynck mit dem "Red Dot Award" ausgezeichnet, für die Fertigung einer Sextoy-Serie aus edlem, weißem Porzellan, noch dazu nachhaltig, weil leicht zu reinigen. Man hätte sich so ein Ding durchaus ins Wohnzimmer stellen können, garniert mit dem Satz: "Ja, stimmt Leute, sieht aus wie ein Dildo, ist aber bloß eine hübsche Metapher für unser aller Streben nach oben." Oder so ähnlich.

Und nun? Nun geht’s wieder zurück zum guten, alten und sehr fleischfarbenen Phallus, wie ich soeben von einem Sextoyhersteller erfuhr. Zurück zur Natur! "Uncover yourself" heißt die neue Produktserie realistischer Toys, die sich "nackten Tatsachen“ widmet. Dabei handelt es sich um Dildos, die echten Penissen ähneln, samt "pulsierenden Venen, ästhetisch, aus samtweichem Material, in allen Größen und Farben", so die Werbebotschaft. 

Erklärtes Ziel sei es, zu zeigen, dass "jede Körperform wunderschön und wert ist, gezeigt zu werden", im Sinne von Diversität.

In diesem Zusammenhang scheint aber trotzdem wesentlich, daran zu erinnern, dass es einst darum ging, Sextoys für Frauen weitgehend zu "entphallisieren" -  weg vom Bild des allmächtigen, pulsierenden, traditionell-männlichen Genitals hin zu mehr weiblich zentriertem Design.

Begrüßenswerte Vielfalt

Nun, das ist ein spannender Ansatz. Vielfalt ist begrüßenswert, auch wenn dahinter ein schlichter Marketinggedanke stehen mag. In diesem Zusammenhang scheint aber trotzdem wesentlich, daran zu erinnern, dass es einst darum ging, Sextoys für Frauen weitgehend zu „entphallisieren“, weg vom Bild des allmächtigen, pulsierenden, traditionell-männlichen Genitals hin zu mehr weiblich zentriertem Design

Alles wurde schöner und spielerischer, mehr und mehr basierten die Innovationen auf Kundinnen-Umfragen. Vor einigen Jahren erzählte mir ein Sextoy-Designer, wie er auf neue Ideen kommt. Das Spielzeug entsteht nicht einfach nur so, sondern basiert auf klassischen, zielgerichteten Produktentwicklungsstrategien, dafür gibt es eigene Abteilungen und Design-Workhops. Bis ein Produkt marktreif ist, dauert das.

Und so schien zuletzt die Nachfrage nach Toys gestiegen zu sein, die die weibliche Sexualität mehr vom männlichen Bild löst und zu etwas Eigenständigem macht – auch wenn bunte, kinderspielzeugähnliche Vibratoren in Hasen und Entenform ein bisserl fragwürdig wirken mögen. Wesentlich ist am Ende allerdings, was Frauen mit dem Zeugs machen und Lustvolles erreichen können. Da ist jegliche Innovation nur zu begrüßen, weil sie den neuesten Wissensstand zur weiblichen Anatomie berücksichtigt und integriert. Heute gibt es für alle Stimulationsbedürfnisse etwas. Gut so – und da ist das Aussehen eher sekundär.

Stellungswechsel

Welche Sex-Stellung am beliebtesten ist, wurde bei der Online-Community "Joyclub" erfragt. Das Ergebnis: Doggy-Style führt das Ranking der beliebtesten Positionen an. Deutlich dahinter die Reiterstellung. Meist bleibt es aber während des Akts nicht bei einer einzigen Sexstellung, die meisten wünschen sich Abwechslung. Die Umfrage zeigte, dass zwei bis drei Stellungen pro Sexakt bevorzugt werden. 
 

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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