
Die Sex-Lüge entlarvt: Warum weniger manchmal mehr ist
„Zwei Mal täglich – sonst liebt er mich nicht!“ Alles anders. Studien zeigen: Mehr Sex macht nicht glücklicher.
Vier- bis fünfmal am Tag – mindestens!“, sagt er und grinst rekordverdächtig. Für sie klingt es mehr nach Leistungsdruck als nach Lust. Ein Paar im britischen Guardian hat kürzlich genau das beschrieben: Er mit einem unerschöpflichen Vorrat an Libido, sie mit dem Bedürfnis nach Zeit, Gefühl, Pausen. Und da ist er wieder, der uralte Gedanke: Häufigkeit als Beweis. Mehr Sex = mehr Liebe = mehr Nähe. Eine Gleichung, die sich so einfach anhört wie eine Excel-Formel und wahnsinnig öd ist. Denn wer misst schon Liebe in Akten pro Woche?
Die Wissenschaft jedenfalls nicht. Forscher der University of Toronto haben bereits 2015 gezeigt, dass Paare, die einmal pro Woche Sex haben, am zufriedensten sind. Häufiger bringt keinen messbaren Bonus. Noch deutlicher wird das, wenn man die Kommunikation ins Spiel bringt. Eine Meta-Analyse von 93 Studien mit mehr als 38.000 Teilnehmenden im „Journal of Sex Research“ ergab 2016: Die Qualität der sexuellen Kommunikation – also ob man Wünsche ausspricht, zuhört, Grenzen teilt – hat einen deutlich stärkeren Zusammenhang mit Beziehungszufriedenheit als die bloße Frequenz. Sprich: Reden wirkt mehr als Rammeln.
Wir leben in einer Kultur, in der Sex permanent als Vitalzeichen verkauft wird: „Noch Sex? Dann noch lebendig!“ „Kein Sex? Schon halbtot!“ Aber das ist Unsinn. Sex ist kein Tropf, an dem wir hängen. Er ist Ausdruck – mal stark, mal schwach, mal gar nicht da.
Empathie fürs Nicht-Funktionieren
Die Fixierung auf Häufigkeit wirkt sowieso wie die 10.000-Schritte-Regel fürs Schlafzimmer. Irgendwo hat mal jemand behauptet, viel helfe viel, um gesund, verliebt, lebendig zu sein. Seitdem traben wir pflichtbewusst hinterher. Doch nein, auch beim Sex gibt es keinen magischen Schwellenwert, der Beziehungsglück garantiert. Ehrlich? Manchmal ist es vollkommen in Ordnung, eine Weile wenig oder gar keinen Sex zu haben. Solange man nicht schweigt. Solange man erklärt, warum: weil der Kopf voll ist, weil der Körper streikt, weil Müdigkeit stärker ist als Lust. Paarleben bedeutet auch Empathie für das Nicht-Funktionieren des Anderen – nicht nur für seine glänzenden Seiten.
Wir leben in einer Kultur, in der Sex permanent als Vitalzeichen verkauft wird: „Noch Sex? Dann noch lebendig!“ „Kein Sex? Schon halbtot!“ Aber das ist Unsinn. Sex ist kein Tropf, an dem wir hängen. Er ist Ausdruck – mal stark, mal schwach, mal gar nicht da. Erst wenn das Schweigen zur Regel wird und der Verzicht zum Dauerzustand, wird es schwierig. Davor gilt: Auch Pausen können Nähe bedeuten. Und überhaupt: Viel spannender als die Zahl ist doch das, was zwischen den Zahlen passiert. Die Sprachnachricht mitten am Vormittag, die mehr verspricht als sie sagt. Der Blick am Küchentisch, der für drei Sekunden zu lange dauert. Der Song, den beide kennen und der Gänsehaut heraufbeschwört. Genau hier beginnt die eigentliche Kunst: Spannung, Vorfreude, kleine Rituale. In Fernbeziehungen, wo man sich ohnehin selten sieht, wird das fast zur Pflichtübung. Nicht viermal am Tag als Beweis, sondern vielleicht einmal in drei Tagen – dafür mit so viel Intensität, dass es fünfmal zählt.
Die Wahrheit ist: „Mehr Sex“ ist kein Beweis für gar nichts. Der eigentliche Beweis für Nähe liegt im Unsichtbaren, im Nichtzählbaren. In der Fähigkeit, Spannung zu halten, Pausen zu ertragen, den Moment zu dehnen.
Wechseljahre
Die weiblichen Wechseljahre sind für viele von Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Erschöpfung geprägt. Die neue Studie „Lust auf Rezept“ von „Womanizer“ in Zusammenarbeit mit dem Kinsey Institute zeigt nun, dass Masturbation diese Beschwerden lindern kann. 92,9 Prozent der Teilnehmerinnen berichteten von einer Linderung mindestens eines Symptoms, besonders von Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen.
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