Glamour fürs Genital: Warum sich so viele Stars im Sexual-Wellness-Business engagieren

Die große Ära der Sextoys begann vor 25 Jahren - mit der Serie "Sex and the City". Heute sind immer mehr VIPs im Sexual-Wellness-Business aktiv - und das sehr erfolgreich.

Zeit ist eine Illusion: 25 Jahre ist die Kultserie „Sex and the City“ nun schon „jung“ – im Juni 1998 wurde sie erstmals in den USA ausgestrahlt. Daran geknüpft ist eine Erinnerung: die Sache mit dem rosa „Hasen“, der so wundervoll vibriert. Damit ist der „Rabbit“ gemeint, der durch die geschickte Produktplatzierung in der Serie zum Sextoy-VIP und Masturbationsklassiker wurde.

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Sie erinnern sich vielleicht an die Szene? Miranda erzählt Charlotte davon, worauf diese in den Sexshop läuft und einen Rabbit ersteht. („Oh, er ist so süß! Er ist pink! Für Mädchen!“.) Das genitale Solo-Glück ist dermaßen groß, dass sie diverse Treffen mit Freundinnen und Freunden absagt, um Zeit mit ihrem schnurrenden Hasen zu verbringen. Daraufhin kam es zu einem Run auf Rabbit, das Ding war ziemlich gefragt. Ein Gamechanger in der Branche, auf den die Industrie entsprechend erfinderisch reagierte. Heute gelten hochwertige Sextoys als Must-have-Accessoires, die in jedes Schlafzimmer gehören und über die man ganz offen spricht. Sexspielzeug ist längst Mainstream, moderne Vibratoren kommen als ergonomisch gestylte Hightech-Tools daher, die mitunter aussehen wie Skulpturen, die sich auch fesch auf der Kommode machen würden. Und sie prägen den „Sexual Wellness“-Boom – Sex als Element eines gesunden und wohltuenden Lebensstils. Schätzungen zufolge wird die diesbezügliche Nachfrage in den kommenden Jahren weiterhin steigen, laut „Business Wire“ soll der internationale Sexual-Wellness-Markt bis ins Jahr 2026 einen Wert von rund 105 Milliarden Euro erreichen.

Heiß diskutierte "Vulva-Nails"

Auf dieser Welle des Begehrens surfen naturgemäß auch viele Stars. Man wirbt nicht nur für Düfte, grüne Smoothies, Kaffeekapseln und Delikatessen, sondern rückt sich mit luxuriös gestylten Stimulatoren für die Klitoris oder aparten Anal Plugs ins Scheinwerferlicht. Viele gehen dabei aufs Ganze und nützen den Hype, um aktiv mitzumischen. Wie zum Beispiel die Sängerin Christina Aguilera – sie ist Co-Gründerin einer Firma, die sich auf vegane und libidosteigernde Gleitgels spezialisiert hat. Im Interview mit dem Magazin People erzählte sie, dass sie Frauen inspirieren möchte, sich in ihrem Körper und mit ihrer Sexualität wohlzufühlen. Vielleicht fiel sie unlängst deshalb mit ihrem Nageldesign auf, die ihre Finger wie 3D-Vulven aussehen ließen. Die „Vulva-Nails“ wurden heiß diskutiert – Zweck erfüllt.

Und so tragen neuerdings immer mehr Toys ihr VIP-Gütesiegel mit Glamourfaktor. Als prominente Botschafterinnen der Lust gelten etwa Cara Delevingne (Model, Schauspielerin) oder Dakota Johnson (ebenfalls Model und Schauspielerin, z. B. im Film „50 Shades of Grey“). 2020 wurde bekannt, dass Delevingne Mitinhaberin und kreative Beraterin bei „Lora DiCarlo“ ist, ein Hightech-Sexual-Wellness-Unternehmen, für das ein eigenes Team von Ingenieuren Toys mit so klingenden Namen wie „Lora DiCarlo Tilt“ (wärmender Vibrator) entwirft. Johnson tut Ähnliches für „Maude“, wo es ebenfalls äußerst geschmeidige Accessoires für drüber und drunter gibt.

Als Zielgruppe dieser „Sex-Tech-Revolution“ gelten hauptsächlich Frauen, deren „Orgasmuslücke“ damit geschlossen werden soll. Weil die technisch ausgeklügelten Geräte – ohja! – Höhepunkte garantieren. Daher nochmals zurück zu unserem „Rabbit“, dem Vater aller Freudenspender. Er beamte seinerzeit auch Eva Longoria, bekannt aus der Serie „Desperate Housewives“, ins genitale High. In einem Interview vor vielen Jahren gestand sie, dass sie so einen ihr Eigen nenne, ihr Resümee: „Ein Orgasmus, das ist doch das beste Geschenk!“

Lesen!

Mühsam – so nehmen viele Frauen ihren Zyklus war, als stetes Auf und Ab von Stimmungen, Regelschmerzen und hormonellem Durcheinander, was wiederum die Sexualität beeinflusst.  Zu verstehen, was Monat für Monat im Körper geschieht, kann helfen. Mit dem Buch „Know your flow“ hat die Autorin Rena Föhr einen empfehlenswerten Wegweiser für Zyklus, Sex und Achtsamkeit geschrieben. Piper, 18,50 €.

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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