
Cycle Breaking: Sexualität neu denken, alte Muster sprengen
Was passiert, wenn Menschen alte Muster und Prägungen erkennen und schließlich bewusst brechen, um in Beziehungen authentisch zu werden.
Manchmal ist es wichtig, Schluss zu machen. Nicht mit anderen, sondern mit sich selbst, sprich: den eigenen, inneren Mustern (der Rest folgt automatisch). Von vorne: Neulich. Eine Runde Frauen, offene Worte, wenig Glanz, viel Wahrheit. Die eine sagte: „Ich dachte, es sei normal, dass Sex irgendwann zur Verhandlungssache wird.“ Die nächste: „Oder zur Dienstleistung mit Wochenendpauschale.“ Und die dritte: „Oder zur Belohnung – für gute Führung, korrektes Verhalten und Angepasstheit.“ Drei Stimmen, drei Versionen derselben Geschichte: Gib dich hin, aber nicht zu sehr. Zeig dich, aber sei nicht zu viel. Und wehe, du willst selbst etwas.
Man kennt das ja, dieses Sich-Fragen: Bin ich richtig? Zu wenig, zu viel? Zu laut, zu empfindlich, zu müde, zu lustvoll, zu mühsam? Bis plötzlich klar wird: So bin ich gar nicht, so bin ich geworden. Durch Zuschauen. Durch Aushalten. Durch Wiederholen. In diesem Moment beginnt etwas Neues. Keine Revolution, eher ein begreifendes Wandeln.
„Cycle Breaking“ heißt das nun, wenn überholte Muster erkannt und verändert werden. Ja stimmt, das klingt wie eine neue Fitness-Challenge oder ein komplizierter Tanzstil. Als Begriff aktuell, aber sehr angesagt (soziale Medien!). Der Satz Sei der Cycle-Breaker in deiner Familie hat fast schon Mantra-Charakter. Doch was steckt dahinter? Im Grunde handelt es sich um die persönlichste Form der Emanzipation. Man bricht nicht mit Menschen – sondern mit alten Geschichten und verinnerlichten Mustern. Mit unausgesprochenen Rollenbildern, die uns seit der Kindheit begleiten wie die Stimme der Mutter im Kopf: „Zieh dich nicht so aufreizend an“, „Denk dran, Männer wollen das nicht“, „Pass dich an, sonst verlierst du ihn.“
Sex als Währung?
Es bedeutet, dass man plötzlich innehält und all das hinterfragt. Dass man nicht mehr automatisch zu allem „Ja“ sagt, sondern zweifelt: Will ich das gerade wirklich, oder erfülle ich nur Erwartungen? Bin ich begehrt oder funktioniere ich einfach nur gut? Und dass man sich endlich eingesteht: So wie ich Sex gelernt habe, war er oft eine Währung. Eine Pflicht. Eine Strategie, Nähe zu sichern oder Ablehnung zu vermeiden. Manche brechen wiederum Zyklen, indem sie aus belastenden Beziehungsmustern aussteigen. Andere, indem sie zu sich und anderen endlich ehrlich werden: Ich habe 20 Jahre lang so getan, als würde ich nichts vermissen. Hab mich angepasst, weil ich dachte, das ist Liebe. Hab geschwiegen, weil ich gelernt habe: Wenn ich was sage, gelte ich als schwierig. Es ist schlicht der Punkt, an dem man die vertrauten Lügen nicht mehr leben will und endlich für sich einsteht.
Man bricht nicht mit Menschen – sondern mit alten Geschichten und verinnerlichten Mustern. Mit unausgesprochenen Rollenbildern, die uns seit der Kindheit begleiten wie die Stimme der Mutter im Kopf: „Zieh dich nicht so aufreizend an“, „Denk dran, Männer wollen das nicht“, „Pass dich an, sonst verlierst du ihn.“
Auch, was Sexualität betrifft, die stark von frühen Prägungen und Glaubenssätzen beeinflusst wird. Das beginnt nicht mit dem „ersten Mal“, sondern viel früher: die Art wie ein Mensch Nähe erlebte, wie über den Körper gesprochen oder geschwiegen wurde, wie mit Scham umgegangen wurde. Bereits als Kind entwickeln wir ein inneres Bild davon, wie viel Raum eigene Bedürfnisse haben dürfen oder nicht. „Cycle Breaking!“ heißt daher auch: Ich muss mich nicht mehr klein machen, um Liebe zu kriegen. Ich darf Nein sagen – auch mitten im Kuss. Oder: Ich brauche mehr als das und weniger davon. Die eigene Lust ernst zu nehmen, darum geht’s. Auch wenn sie sich verändert, verstummt, wiederkehrt: Das alles darf sein. Genauso wie Beziehung neu zu definieren. Natürlich macht das Angst. Man verliert vielleicht Menschen. Oder Lebensentwürfe. Doch man gewinnt etwas, das vorher keinen Platz hatte: sich selbst. Vielleicht ist das die radikalste Art der Selbstliebe – und nicht das Bad mit Schafsmilch und Rosenblättern drin.
Grenzerfahrung
Unerwünschte intime Bilder sind digitaler Alltag. Das zeigt eine Studie des Online Research Instituts Marketagent, bei der 500 österreichische Frauen zu ihren Erfahrungen mit „Dickpics“ befragt wurden. Das Ergebnis: Fast 4 von 10 heimischen Frauen im Alter von 14 bis 75 Jahren haben bereits unerwünschte sexuelle Bilder oder Nachrichten erhalten, 70 Prozent empfinden das als sehr problematisch.
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