Happy Hour: Masturbieren während der Arbeitszeit?

Menschen tun es häufiger als vermutet. Kein Wunder: Ein Orgasmus entspannt und macht froh. Trotzdem gibt es ein paar Dinge, die man beachten sollte.

Ich mag Umfragen zum Sexualverhalten, weil ich fix davon ausgehen kann, dass alle Befragten radikal ehrlich antworten. Und so wissen wir endlich, wie viele Menschen während der Arbeitszeit masturbieren. Das bewies nun eine Erhebung einer britischen Online-Apotheke – sie zeigt, dass 22 Prozent der befragten Männer und sieben Prozent der Frauen im Job auf Solosex schwören.

Da drängen sich einige Fragen auf: Warum tun die das? Wo tun sie es? Und ist’s erlaubt? Ad 1: Vermutlich ist der präferierte Tatort die Toilette. Wobei es auch auf die Art des Arbeitsplatzes ankommt, Großraumbüromenschen tun sich mit Rückzug schwerer als Besitzer eines Einzelzimmers oder gar einer Chefetage. Menschen an der „Front“, wie etwa der Mann an der Wursttheke oder die Dame im Blumenfachgeschäft, sind diesbezüglich sowieso stark unterprivilegiert.

Übrigens gibt es eine Unternehmerin, die ihren MitarbeiterInnen eine halbstündige Spaßpause schenkte, in einer speziellen privaten „Masturbationsstation“. Spannend, aber wie sag’ ich’s den Kollegen? Vielleicht so: „Darling, ich bin im Kopfkino!“

Zwischen den Excel-Tabellen-Onanie

Grundsätzlich sollte „sexuelle Self-Care“, wie Selbstbefriedigung neuerdings genannt wird, aber schon mal drin sein. Es ist ja auch erlaubt, während der Arbeitszeit aufs Klo zu gehen. Und was jemand dort tut, ist privat, so lange niemand belästigt wird. Dafür muss man im E-Mail-Programm auch keine Abwesenheitsnotiz („Kann Ihre Nachricht in den nächsten 30 Minuten nicht beantworten, bin masturbieren.“) anlegen. Und trotzdem stellt sich die Frage, ob das Arbeitsplatz-Klo tatsächlich als strikt privater Raum betrachtet werden darf. Weil sich die Vorstellung, dass der nette Buchhalter sich öfters auf eine „Zwischen-den-Excel-Tabellen-Onanie“ zurückzieht, irgendwie komisch anfühlt. In einem einschlägigen Forum habe ich gelesen, dass sich der eine oder andere aufgrund akuter Arbeitstag-Geilheit sogar noch vor dem Klobesuch direkt am Arbeitsplatz stimuliert: „Manchmal reibe ich meinen Phallus im Sitzen an der Tischplatte …“ Hm. Da kann man nur hoffen, er behält ihn wenigstens in der Hose. Einblick in andere Berufssparten gab’s im Forum ebenfalls: „Als Handwerker ist Masturbieren während der Arbeitszeit ein Muss, allein schon wegen der Berufsbezeichnung.“

Bleibt noch die Frage nach dem „Warum?“: Das ist leicht beantwortet: Ein Orgasmus reduziert Stress und wirkt gerade im Deadline-Irrsinn als Ruckzuck-Beruhigungsmittel. Er vertreibt schlechte Laune, entspannt. Das dabei ausgeschüttete Hormon Oxytocin könnte beitragen, dass man die Chefs für kurze Zeit durch die rosarote „Befriedigungsbrille“ wahrnimmt. Manche tun’s, um ihre Performance zu verbessern. Das erinnert mich an den Film „The Wolf of Wallstreet“, in dem Matthew McConaughey aus seinem Onaniealltag plaudert: „Ich wichse mindestens zwei Mal täglich. Morgens nach dem Work-out und dann gleich nach dem Lunch.“ Übrigens gibt es eine Unternehmerin, die ihren MitarbeiterInnen eine halbstündige Spaßpause schenkte, in einer speziellen privaten „Masturbationsstation“. Spannend, aber wie sag’ ich’s den Kollegen? Vielleicht so: „Darling, ich bin im Kopfkino!“ Allerdings muss dazu gesagt werden, dass die Firmenchefin Erika Lust heißt und Pornofilme produziert, was die Sache ein wenig erleichtert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit geht man in einer Steuerberatungskanzlei oder in einer Bank um einiges zurückhaltender mit der Thematik um.

Zu guter Letzt sagt die Spielverderberin in mir, dass es ein bisserl heikel werden kann, wenn Menschen nur mehr auf Masturbieren setzen, um damit schlechte Gefühle, Stress oder Spannung zu bekämpfen – weil: Suchtgefahr. Viel besser und sehr empfehlenswert: ein abwechslungsreicher Mix aus Meditieren, Spazieren und Masturbieren.

Lesetipp

Aufklärungsbücher für Kinder gibt es mittlerweile viele, doch eines, das explizit  den Penis in den Mittelpunkt stellt, nicht.  Mit „Bruno will hoch hinaus“ wollen die Autoren spielerisch Wissen über den Intimbereich vermitteln, um Kinder wie Vorlesende zu unterstützen, die richtigen Worte zu finden und ins Gespräch zu kommen. Dabei wird auch mit toxischen  Männlichkeitsbildern aufgeräumt. Info: Verlag Achse, 22 €

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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