Frau hat Lust auf Sex

Wie Selbstbefriedigung die Liebe zum eigenen Körper fördert

Vielleicht sollten Frauen es wie Billie Eilish machen - und mehr masturbieren. Als wunderbare Möglichkeit, sich mögen zu lernen. Motto: So wie du fühlst und bist, ist es gut.

"Ich sollte einen Doktortitel in Masturbation haben“: Das sagte die Musikerin Billie Eilish in einem Interview mit dem Magazin "Rolling Stone". Und auch, dass sie über Sex spreche, wann immer sie könne – als eines ihrer Lieblingsthemen. Und so wissen wir nun, dass Selbstbefriedigung eine der geheimen Obsessionen der 22-Jährigen ist. 

Sie tut’s, um zu entspannen, aber auch im Sinne einer wirksamen und gesunden Strategie. Eilish leidet, wie sie sagte, an Körperproblemen und Dysmorphie, dabei empfindet man sich als makelhaft. Und sie tut’s gerne und oft vor dem Spiegel, wie die LeserInnen ebenfalls erfuhren: "Zum Teil, weil es heiß ist, aber auch, weil ich dabei eine so unverfälschte, tiefe Verbindung zu mir selbst und meinem Körper habe und eine Liebe zu meinem Körper empfinde, wie ich sie noch nie hatte." Dann denkt sie manchmal, dass sie gerade wirklich gut aussähe, besonders, wenn sie mit Licht und Kleidung spiele.

Jetzt werden sich vermutlich manche fragen, ob man das alles so genau wissen möchte, Motto: Schon wieder ein Sex-Geständnis, im Sinne der Öffentlichkeitswirksamkeit. Mag sein – ich finde allerdings ermutigend und wichtig, was Eilish sagt – als Role Model für eine Generation junger Frauen, die mit sozialen Medien wie Instagram, Snapchat oder TikTok aufgewachsen sind. 

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Die sich im permanenten Vergleich mit anderen "Schöneren" matchen, um sich nonstop selbst zu optimieren. Vielen entwickeln dabei ein gestörtes Verhältnis zur Wahrnehmung ihres Körpers und Erscheinungsbildes, sie streben nach noch mehr Perfektionismus. In diesem Lichte kann Selbstbefriedigung gerade für Frauen so viel mehr als eine schlichte Ersatzhandlung sein: eine sinnlich-sinnvolle Ergänzung des sexuellen Spektrums und Meilenstein der psychosexuellen Entwicklung. Mit sich allein Zeit zu verbringen, zu spielen, zu experimentieren, sich anzunehmen und zu lieben, ist sexuelle Selbstfürsorge.

 In sinnlichen Selfie-Momenten kann eine Frau ganz bei sich sein – ohne performen oder gefallen zu müssen, ohne Angst, ohne Druck. Nur ich und ich. 

Sexuelle Geheimnisse erforschen

Was längst wissenschaftlich untermauert ist: Masturbation wirkt sich nicht nur positiv auf Stress und Schmerzen aus, stärkt das Immunsystem oder die Herz-Kreislauf-Gesundheit, sondern auch das eigene Körpergefühl. In sinnlichen Selfie-Momenten kann eine Frau ganz bei sich sein – ohne performen oder gefallen zu müssen, ohne Angst, ohne Druck. Nur ich und ich. 

Sich selbst zu befriedigen bedeutet außerdem, den eigenen Körper besser kennenzulernen, alle Vorlieben, sämtliche erogenen Zonen, jeden Quadratzentimeter Haut und Sinnesempfindung. Wo ist Druck gut, wie wirkt Reiben, Kratzen, Streicheln, was macht das mit der Erregung und Lustkurve? Ein Kennenlernen, bei dem keiner stört und niemand Tempo macht. Alle Zeit der Welt, um den eigenen Weg Richtung „Kommen“ zu gehen, mit mancher Abzweigung oder in der Direttissima. Selbstbefriedigung ist Autonomie, ein Erkunden und Kennenlernen auf der Suche nach der eigenen sexuellen Identität: Was macht mich an? Welche Fantasien brauche ich, um heiß zu werden?

"Masturbation ist für uns alle ein Weg, um etwas über sexuelle Reaktionen zu erfahren. Sie bietet Gelegenheit, unsere Körper und Seelen nach jenen sexuellen Geheimnissen zu durchforschen, die wir sogar vor uns selbst zu verbergen gelernt haben“, schrieb Betty Dodson in ihrem legendären Buch „Sex for One. Die Lust am eigenen Körper.“ Ja! Selbstbefriedigung ist Selbst-Findung, Selbst-Liebe, die – in Folge – auch beim Sex mit einem Partner hilft. Wer weiß, was ihm guttut, muss nicht verzweifelt warten, bis der andere endlich draufkommt. Man sagt’s, man tut’s – und Wunder passieren.

Lustlos.

Können sich Computerspiele auf die männliche Potenz auswirken? Dieser Frage gingen chinesische Forscher nach. Die Ergebnisse wurden im Magazin "Andrology" veröffentlicht, sie zeigen einen möglichen Zusammenhang zwischen intensiver Computernutzung und dem Risiko für erektile Dysfunktion. Vermutet wird eine verminderte Produktion des Hormons FSH –  mit negativen Folgen für die Libido.  

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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