Das Jahr 2024 wird wieder romantisch: Warum das eine gute Nachricht ist
Was bedeutet das Romantik-Revival für die Liebe, für den Sex? Geschmetterte Opernarien und Seiden-Bettlaken voller Rosenblätter? Nein.
"Rückkehr zur Romantik“: Das prognostizieren Trendforscher für das Jahr 2024. Welch geschmeidige Nachricht rund um das Fest der Liebe. Aber ja: Zeit wär’s irgendwie, zumal das Romantische zuletzt ein wenig im Oberflächlichen verblasste. Vertiefung schadet nicht. Statt potenzielle Partnerinnen und Partner per Wisch und Weg ins Out zu katapultieren, lohnt es sich innezuhalten. Warum kein zweiter Blick? Entschleunigung statt Speed Dating. Zärtlichkeit statt Rumrammeln. Verlässlichkeit statt Fluchtreflex. Und jede Menge ehrlich gemeinte Umarmungen, beim Sex und sonst so.
Küssen, berühren, kommen – lautet die Sinnlichkeitsdevise. Der Mensch ist für Verbundenheit geschaffen. "Ich habe gelernt, dass Liebe unter Erwachsenen eine emotionale Bindung ist – eine Brücke, die aus dem gleichen Holz geschnitzt ist, wie die Bindung zwischen Eltern und Kind", schreibt Sue Johnson im "World Book of Love". Mit der Entwicklung ihrer "emotionsfokussierten Therapie" wurde sie zu einer der weltweit führenden Wissenschaftlerinnen in Sachen Liebe.
Aus ihrer Sicht geht es uns am besten, wenn wir eine sichere Verbindung zu einem geliebten Menschen haben, der mit einem deutlich vernehmbaren JA antwortet, wenn wir fragen: Bist du für mich da? Und ja, auch das ist romantisch. Zumal es zuletzt eher angesagt war, ein "Jein" zu stammeln, während man nach dieser Tür mit der Aufschrift "Exit" schielte. Und nein, das ist kein Plädoyer für verkrustete Beziehungskonzepte, die in altmodisches Getue führen oder in hohle romantische Gesten. Und schon gar nicht für die ultimative Selbstaufgabe. Was aber gilt ein Strauß blutroter Rosen, wenn’s sonst null Commitment gibt? Und man sich emotional nicht mehr auf seinen Partner, seine Partnerin einstimmen mag?
Küssen, berühren, kommen – lautet die Sinnlichkeitsdevise. Der Mensch ist für Verbundenheit geschaffen.
Halt mich fest!
Doch gerade dieses Gefühlsfeintuning ist es, das Sex "in ein feinabgestimmtes Spiel verwandelt", so Johnson. Eine Form sensibler Fürsorge als Gegengift zu einer unsicheren Welt voller Herausforderungen und Bedrohungen. Sie schreibt: "Mein Rat? Akzeptieren Sie Ihr Bedürfnis nach Bindungen – Sie sind ein Säugetier mit einem Säugetiergehirn. Sie sind für Verbundenheit geschaffen. Es ist keine Schwäche, jemanden anderen zu brauchen." Abhängigkeit bedeutet das nicht, im Gegenteil: Ein starkes Selbstbewusstsein und die Fähigkeit, getrennt zu sein, hängen davon ab, wie verbunden sich ein Mensch fühlt.
Anders lieben – vielleicht empfiehlt sich das ja als Idee fürs kommende Jahr? Johnson hat für Paare so genannte „Halt mich fest“-Gespräche entwickelt, die im Sinne eines "Sei für mich da" zu verstehen sind. In diesen Dialogen versuchen Partner einander bewusst emotional zu erreichen, um mehr Bindung zu schaffen. Johnson versteht sie als "Einladung zum Erlangen des emotionalen Gleichgewichts".
Als eine Art Tanz, um einander zu erreichen, aufeinander zuzugehen, sodass beide ganz intensiv spüren können, dass der jeweils andere für einen da ist. Immer wieder heißt es, dass Nähe ein Liebestöter sei, doch Experten wie Susan Johnson sind davon überzeugt, dass Unlust nicht aus Mangel an Distanz, sondern aus Mangel an Intimität entsteht. Vielleicht bedeutet "Romantik 2024“, die Bedürfnisse des Partners wieder etwas feinfühliger wahrzunehmen – im Alltag ebenso wie beim Sex. Je verbundener, je mehr "für den anderen da", desto erfüllender. In einem Interview dazu sagte Sue Johnson Folgendes: "Halt-mich-fest-Gespräche haben eine Ladung, sie sind stark genug, die New Yorker Skyline zu erleuchten." Na dann: Lasset die Lichter der Liebe schimmern! Heute, morgen, 2024.
Wunschpartner
Wie stellen sich Frauen ihren Traumpartner vor, verändern sich romantische Präferenzen mit dem Alter? Das wurde an der Uni Göttingen mit international Forschenden untersucht – das Ergebnis: Das Alter spielt eine Rolle. Ältere heterosexuelle Frauen bevorzugen einen selbstbewussten Partner. Bis zum Alter von 28 Jahren ist es hingegen konstant wichtig, dass der Partner Vater sein oder werden möchte.
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