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Besserer Sex dank Achtsamkeit: Eine einfache Anleitung für mehr Lust
Menschen, die ihre Körpervorgänge gut wahrnehmen, spüren beim Sex mehr. Das ist erlernbar, etwa mit Achtsamkeitstraining.
Autsch: Viele Menschen nehmen ihren Körper erst so richtig wahr, wenn er Alarm schlägt. Wenn etwas zwickt, unangenehm ist oder – next level – arg schmerzt. Und sonst? Sollte er gefälligst reibungslos funktionieren, für uns da sein und "parieren" im weitesten Sinne. Das möglichst auch in Sachen sexuelle Erregung.
Was schade ist, denn unser Körper hätte so viel mehr zu bieten – er könnte beispielsweise der perfekte Guide für uns sein.
"Interozeption" heißt jener Teil der menschlichen Sensibilität, der Vorgänge aus dem Körperinneren erfasst. Was, so Forscher, eine zentrale Voraussetzung dafür ist, dass wir emotional empfinden können. Menschen, die "interozeptiv begabt" sind, um es salopp zu formulieren, können gut fühlen, was ist. Sie können ihren Herzschlag, ihren Bauch, ihren Atem oder andere körperliche Empfindungen besonders gut wahrnehmen.
Was verschiedene Untersuchungen zeigen: Je schwächer die Wahrnehmung der Innenwelten, desto weniger werden positive Emotionen wahrgenommen.
Das scheint auch etwas mit dem sexuellen Erleben zu tun zu haben, wie nun eine Studie, die im Magazin "Brain Sciences" erschienen ist, zeigt. Sie legt nahe, dass Frauen, die ihre körperlichen Empfindungen bewusster wahrnehmen, häufiger und befriedigendere Orgasmen erleben, egal ob beim Solo- oder Partnersex.
Weiters zeigte sich, dass jene Frauen, die sich sicher und wohl in ihrem Körper fühlen, ihre Orgasmen als besonders zufriedenstellend erleben. Eine positive Beziehung zum eigenen Körper ist bedeutend. Auch die Fähigkeit, ihn sensibler und bewusster wahrzunehmen, spielt mit.
Weiters zeigte sich, dass jene Frauen, die sich sicher und wohl in ihrem Körper fühlen, ihre Orgasmen als besonders zufriedenstellend erleben. Eine positive Beziehung zum eigenen Körper ist bedeutend. Auch die Fähigkeit, ihn sensibler und bewusster wahrzunehmen, spielt mit.
Der Körper - mein Seismograf
Was sich tatsächlich erlernen, beziehungsweise "kultivieren" lässt und sehr viel mit dem Begriff "Achtsamkeit" zu tun hat. Menschen, die sich darin üben, lernen, ihren Körper als Seismografen zu nützen, um mit eigenen Empfindungen und Bedürfnissen in Kontakt zu kommen. Vor allem aber, um im Moment zu bleiben.
Wer Lust intensiv und freudvoll erfahren kann, ist fähig, sich dem Augenblick hinzugeben und an nichts anderes zu denken. Einfach zu sein, egal, was rundum passiert, abseits von Gedanken an To-do-Listen oder daran, dass kein Brot mehr zu Hause ist.
Mit dem "Body Scan" den eigenen Körper spüren lernen
Eine großartige Übung, um Interozeption im Sinne von Sinnlichkeit zu kultivieren, ist der "Body Scan". Sie hilft, sich im Körper zu verankern, zu entspannen und die "Affen im Kopf" zu besänftigen. Eine langsame Wahrnehmungsreise von Kopf bis Fuß (oder umgekehrt), um sich aller Körperteile und -bereiche bewusst zu werden. Und das, ohne zu urteilen oder etwas verändern zu wollen. Präsent im Moment und offen für das, was ist.
Spannend ist, was die Psychologin Lori Brotto dazu in ihrem Buch "Better Sex Through Mindfulness" (gibt’s nur auf Englisch) beschreibt: Dass nämlich alle Frauen, die von großartigem Sex berichten, hauptsächlich eine entscheidende Gemeinsamkeit hätten: Sie waren vollkommen präsent, lebendig, verbunden und ganz da.
Erfüllender Sex ohne Achtsamkeit "unmöglich"
"Meiner Meinung nach ist es die Achtsamkeit – die Fähigkeit, bei jeder Empfindung voll präsent zu sein, ohne zu urteilen oder Kommentare abzugeben –, die beim Sex unzähligen Frauen fehlt, die mit ihrem Sexualleben unzufrieden sind", schreibt sie. Und: "Basierend auf meinen eigenen Beobachtungen der Achtsamkeit würde ich behaupten, dass erfüllender Sex ohne Achtsamkeit schlichtweg unmöglich ist."
Wie gesagt: Das lässt sich kultivieren, dazu bräuchte es aber ein lebenslanges Engagement, so Brotto. Von nix kommt nix. Wenn das jedoch eine Chance ist, die eigene Sinnlichkeit völlig neu zu erleben, dann aber los!
Eine Frage des Alters
Eine neue Studie, veröffentlicht in "Personal Relationships", zeigt, wie sich der Altersunterschied bei der Partnersuche im Laufe des Lebens verändert. Männer mit zunehmendem Alter gehen eher Beziehungen mit jüngeren Partnerinnen ein. Bei Frauen ist das anders: Ab etwa 60 Jahren suchen sie nicht mehr nach älteren Partnern, sondern gehen vermehrt Beziehungen mit gleichaltrigen Männern ein.
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