Sex der Zukunft: Die Liebe in Zeiten der Avatare
Sex mit Liebesrobotern und virtuelles Dating in der Bar - Die Sehnsucht nach dem Du wird bleiben, auch wenn die Technik sich weiter revolutioniert.
Ein Blick ins Jahr 2059, das ist 35 Jahre von jetzt entfernt. Ein Mensch, der heute geboren würde, hätte dann seinen 35. Geburtstag. Was hat er erlebt?
War er verheiratet oder feiert er mit seinen Amouren ein Fest der Liebe, weil sich die Monogamie abgeschafft hat? Verzichtet er auf echte Begegnungen mit echten Menschen, weil kompliziert und zeitraubend? Assistiert ihm stattdessen Künstliche Intelligenz bei der Befriedigung seiner erotischen Wünsche? Mit Liebesrobotern, digitalen Sexarbeitern, virtuellen Streicheleinheiten oder Sexspielzeug, das intuitiv auf sein Begehrensskript eingeht, weil es lernfähig ist?
Schaut er KI-generierte Pornos, die das Business revolutioniert und Pornodarsteller arbeitslos gemacht haben? Pornos, die nicht nur real wirken, sondern auch die gleichen (mitunter seltsamen) Männerfantasien bedienen wie heute, sowie das Gefühl vermitteln, mittendrin, statt nur davor zu sein?
Und was Liebesroboter, also KI-Sexpuppen betrifft: Die werden des Geburtstagskinds Berührungen und Bewegungen erkennen und Gespräche führen – aber nur solche, die es mag. Weil eine Programmierung existiert, die zu seinen Wünschen passt, von devot bis dominant. Laut Futurist Ian Pearson, wird "Mensch-Roboter-Sex" bis zum Jahr 2050 häufiger werden als Mensch-Mensch-Sex. Wird sich das Lieben und romantische Annähern somit erledigt haben?
Sicher ist: Die Sehnsucht nach einem Du wird bleiben, weil der Mensch ein Bindungswesen ist. Nur die Art, wie das Geburtstagskind Intimität und Bindung lebt, wird sich ändern. Sie wird variantenreicher, womit sich die Ansprüche und Wertevorstellungen wandeln werden...
Virtual Reality-Dating
Sicher ist: Die Sehnsucht nach einem Du wird bleiben, weil der Mensch ein Bindungswesen ist. Nur die Art, wie das Geburtstagskind Intimität und Bindung lebt, wird sich ändern. Sie wird variantenreicher, womit sich die Ansprüche und Wertevorstellungen wandeln werden: Wozu sich mit jemandem auseinandersetzen, der anders ist als man selbst und völlig unterschiedliche Wünsche und Vorstellungen hat? Wozu kompliziert, wenn’s einfach geht?
Wie so eine Romantik künftig aussehen könnte, erforscht Liesel Sharabi von der Arizona State University. Sie interessiert sich etwa dafür, wie sich Technologie auf das Verlieben und Kennenlernen auswirken wird. In einem Podcast der "American Psychological Association" beleuchtete sie "Virtual Reality Dating", wie es derzeit vor allem in Forschungslabors und Start-ups stattfindet.
Ein Teil völlig neuer Dating-Erfahrungen, die persönlichen Treffen ähneln. Das aber in einer virtuellen Welt, wie etwa einer Bar, wo ein Mensch, beziehungsweise dessen Avatar den Avatar des anderen ansprechen und mit ihm flirten kann. Daten wie früher also, aber next level. Spannend, was Sharabi meint: "Das ist die Ironie dabei, dass die Technologie, je weiter sie sich entwickelt, uns zu dem zurückführt, wie wir schon immer gedatet haben (…) Man trifft wieder Leute, basierend auf Nähe, Menschen, die sich virtuell in der gleichen Umgebung befinden, gleichzeitig kann man von all den Vorteilen des Online-Datings profitieren."
Und wieder: Alte Geschichten, neu gelebt und belebt, das Rad wird nie neu erfunden. Klar ist: Technik wird Sex und Liebe weiter revolutionieren – womit unser Geburtstagskind vor allem eines hat: die noch größere Wahl. Und ebenso: die Qual, das für ihn Richtige und den für ihn "Richtigen" zu finden.
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