Sex in der Freizeit

Langes, dichtes Haar - mehr Sex in Beziehungen?

Was die Länge und Qualität weiblicher Haarpracht mit der ehelichen Sex-Frequenz zu tun hat – und was es bedeutet, wenn jemand an seinen Locken dreht.

Jeder sieht sie, trotzdem sind sie etwas Intimes. Die überlässt man Fremden nicht. Man stelle sich nur vor, da käme ein beinahe fremder Mensch daher und würde ungefragt mit seinen Fingern im Kopfhaar seines Gegenübers herumwühlen. Geht gar nicht, das darf nur der Coiffeur des Vertrauens. "Get out of my hair", sagen die Engländer – und meinen damit: Nerv mich nicht! Nachvollziehbar. 

Daran fummeln tut am besten jeder nur für sich: "Eigenberührungen", die von Flirt-Experten als unbewusste Signale gewertet werden. Wer sich durch die Haare streicht, signalisiert Interesse, beiläufiges Lockendrehen sei hingegen eine erotische Unruhegeste, wie es im Buch "Haarig" heißt. Von zeitloser Eleganz und erotischer Lässigkeit gilt hingegen das Zurückwerfen einer üppigen Mähne.

Womit wir bei einer aktuellen Studie aus Südkorea (veröffentlicht in „Frontiers in Psychology“) gelandet wären. "Ehefrauen mit langem und gesundem Haar haben häufiger Sex" lautet ihr Titel – und ja, zugegeben, das wirkt ein bisschen seltsam, verbunden mit der Frage, woran heutzutage so geforscht wird. Und trotzdem klingen die Ergebnisse schlüssig. 

Die Erotik schöner Haarpracht ist ja belegt – als Symbol von Weiblichkeit und Attraktivität. Je dichter und fester das Haupthaar, desto eindeutiger die Message: Hier handelt es sich um jemanden, der gesund, gut genährt und vital ist – im Sinne der sexuellen Fitness. Symbolische Bedeutung hatte auch immer schon die Weise, wie man sein Haar trug. 

"Langes, lockeres Haar wurde mit Zügellosigkeit, Sexualität, geistiger Freiheit, friedlicher Rebellion und Kreativität assoziiert; straffes Haar mit Disziplin, Selbstbeherrschung, Tüchtigkeit, Anpassungsfähigkeit und Selbstbewusstsein", schrieb der Verhaltensforscher Desmond Morris in seinem Buch „Die nackte Eva“. 

Mir fällt an dieser Stelle nur ein, wie Frauen in den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts die Haare stylten – Stichwort: Dynasty. "Big Hair Look" hieß das damals, man tat und nahm alles, um das Volumen maximal zu pimpen. Sinnlich fühlte sich die Pracht allerdings nicht an – außer man war bekennender Gel-Fetischist. Das gilt übrigens auch für die 1960er-Jahre, Motto: Die Frisur sitzt. Dank erhöhten Haarspray-Aufkommens, Toupierens und – weniger sexy – Lockenwickler. Und die Männer? Die punkteten seinerzeit mit Brusthaar.

Vielleicht sollte man an dieser Stelle bei der männlichen Glatze halten, um die sich viele Mythen drehen, vor allem in Sachen Potenz. Nein, schütteres Haar ist kein Pornohengst-Indiz, sondern das Ergebnis genetischer Veranlagung.

Haar-Schnacksel-Quotient

Zurück zur Studie: Ihre Ergebnisse legen nahe, dass Frauen mit langem und hochwertigem Haar häufiger Geschlechtsverkehr mit ihrem Ehepartner erlebten, weil sie als attraktiver von ihren Männern wahrgenommen werden. Salopp formuliert, könnte man von einem Haar-Schnacksel-Quotienten sprechen. Umgekehrt – nix da. Weder die Haarlänge noch die Haarqualität eines Mannes spielen in Sachen Sex-Frequenz eine Rolle. Meine Herren, legen Sie Föhn, Brillantine und Lockenstab zur Seite, weil: umsonst.

Vielleicht sollte man an dieser Stelle bei der männlichen Glatze halten, um die sich viele Mythen drehen, vor allem in Sachen Potenz. Nein, schütteres Haar ist kein Pornohengst-Indiz, sondern das Ergebnis genetischer Veranlagung. Dabei spielt ein Abkömmling des männlichen Sexualhormons eine Rolle, aber eben nicht so, wie viele denken. 

Sex Appeal hat die Glatze allemal: „So ein Schädel verführt zur Berührung. Ist er sanft oder kratzig? Oder wie das Fell von einem Tier?“, heißt es dazu im Haar-Buch. Am Ende gilt für beide Geschlechter: Wer genauer wissen will, wie die Sexualität und Sinnlichkeit einer Person wirklich beschaffen ist, muss schon mehr tun, als dem anderen die Haare zu raufen – oder, wie im Glatzen-Fall – dessen Kopfhaut zu besichtigen.

Liebesgarten

Wer  im Garten für lustvolle Stimmung sorgen möchte, sollte zu folgenden Kräutern greifen: Lavendel, den Hildegard von Bingen als „Pflanze der Liebe“ bezeichnete. Basilikum, das einst in Salben verwendet wurde, um die „ehelichen Werke“ zu fördern. Liebstöckel, im Mittelalter als  „Luststecken“ oder „Liebesröhre“ bekannt – es wurde so manchem Liebestrank beigefügt.  

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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