Frühlingsgefühle und Sex: Ein bisschen verrrückt

Endlich wieder tun, was wir so lange nicht getan haben. Fühlen, wollen, Fremde anlächeln. Im Rausch der Düfte verloren gehen.

Es ist Zeit, vielleicht einen Hauch zu früh. Aber ja: Es ist Zeit, den Frühling zu hofieren. Komm, Darling, komm: Lass uns gemeinsam die Schneeketten sprengen – und hoch die Märzenbecher! Es ist nun einmal so, dass das Erwachen der Natur etwas mit uns macht. Wir erwachen mit ihr, schnuppern neue, andere Gerüche und neue, andere Gefühle. Wir spüren, dass da was radikal Frisches kommt, egal, wie viel Altes und Müdes wir seit so langer Zeit in uns tragen. Prickeln! Die Idee der Anfänge. Etwas lächelt in uns, will raus, um etwas zu verändern, anders zu leben als in der Dämmerung des latenten Winterschlafs. Verholztes stirbt, Sehnsüchte werden geboren. Und wenn’s nur dieses eine Glas Prosecco irgendwo mitten in der Stadt ist, das wir erstmals im Freien trinken, noch immer im Wintermantel, den Schal um den Hals. Hüllen, die wir jetzt und in der Sekunde endlich loswerden wollen. Um Haut zu zeigen, berühren und berührt werden. Schluss mit Glühwein, endlich wieder selbst glühen, Unbekannte anlächeln, dabei sinnieren: Was wäre, wenn, hier und jetzt? Einfach so? Das erste Eis schlecken – möglichst im größten Stanitzel, Schoko-Fiocco-Vanille-Erdbeer-Zitrone. Sinnlichkeit spüren, schmecken, riechen, nehmen und geben. Nicht nachdenken, sondern den Augenblick so nehmen, wie er ist. Im Sinne dieser Zeilen vielleich

Alsdann: Auf zum Sex im Freien, innige Umarmungen, den Duft der Erde schnuppern, im Wienerwald, den Almen und Bergen, vor der Schrebergartenhütte oder am Rande des noch gut zugedeckten Pools.

22 positions in a one-night-stand.

22 Monate Einsamkeit herausgeschwitzt.

Danach gleich gegangen.

Zu schnell kennengelernt.

(Nico Szaba, Schriftsteller).

Wieder was probieren

Zu schnell, okay, vielleicht. Gut? Schlecht? Wer weiß das schon. Aber ehrlich: Warum nicht wieder etwas wagen, probieren? Egal, was andere denken. Frühling ist immer auch ein Drängen – nach draußen, zu einem Du. Ins Neue, ins Andere, in den Aufbruch hinein und die vielen Möglichkeiten, die das Leben nun wieder bietet. Das sind die Geschichten, die der Frühling schreibt: Küsse im Park. Laue Luft, atemlose Gedanken, um gleichzeitig wieder die Sonne ins Herz zu lassen und anderswo, weiter unten. Mitunter sagen Wissenschaftler etwas zu dem immer wieder kehrenden Phänomen: Beispielsweise, dass das Erwachen der Natur die Menschen in eine Art Kurzzeit-Rausch versetzt. Nicht nur der legendären „Hormone“ wegen. Die eh auch. Aber tatsächlich geht’s um so viel mehr – optische Reize, Licht, Wärme, Düfte, die an das Schöne und Lebendige erinnern. So entsteht Vorfreude auf Mögliches, auf neue, idealerweise komplett verrückte Erfahrungen. Dazu zufällig entdeckt, eine erotische Kurzgeschichte, mit dem Titel: „Frühlingsgefühle – Wir haben Sex in unserem Garten! Vom Frühling erquickt, auf dem Rasen gefickt!“

Alsdann: Auf zum Sex im Freien, innige Umarmungen, den Duft der Erde schnuppern, im Wienerwald, den Almen und Bergen, vor der Schrebergartenhütte oder am Rande des noch gut zugedeckten Pools. Denn ja. Endlich wieder werden die Tage länger, und die Gute-Laune-Stoffe im Organismus feiern in uns ihre Privatorgie. Herrlicher Lauf des Jahres, liebe Freunde: Dopamin, Serotonin, yeah, ab geht die Post. Dazu diese Farben: helles Grün, bunte Blüten und vor allem Menschen, die sich von schwarz gekleideten Wintermantel-Michelin-Männchen in mutig-fröhliche Farbenkleckse verwandeln. Endlich wieder: Haut, einfach so. Noch etwas blass, aber sichtbar. Und gierig danach, einen anderen Menschen zu spüren, küssend, streicheln, himmelwärts.

 

Sex-Report

Wie, wo, wann und warum haben Menschen Sex? Das hat der Sextoy-Hersteller Amorelie erneut im Rahmen einer repräsentativen Studie herausgefunden. Trotz Pandemie sagten 22 Prozent der Befragten, dass Sex dazu führen würde, sich gut zu fühlen. 30 Prozent der Befragten haben mehrmals die Woche Sex,
91 Prozent spontan. Und 41 Prozent erzählten, dass Selbstbefriedigung helfe, Stress abzubauen.

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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