Weltschlaftag: Wie Schlaf, Laune und Libido zusammenhängen

Der Mensch muss schlafen, um zu überleben - nicht nur: Guter Schlummer ist auch die Basis für ein funktionierendes Sexualleben.

Das mit dem Sex ist eine seltsame Sache: So schön er ist, so kompliziert kann er manchmal werden. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist der männliche Ameisenigel. Das mausgroße Beuteltier lebt in Australien und wirkt sehr putzig. Trotzdem hat es ein Problem – und zwar stets zur Paarungszeit, wie Wissenschaftler nun herausgefunden und in der Fachzeitschrift "Current Biology" veröffentlicht haben. Sie konnten beweisen, dass die Herren Ameisenigel in dieser so bedeutenden Phase ihres Lebens sehr viel Schlaf opfern, um sich fortzupflanzen. 

Ein überwachtes männliches Tier reduzierte während der Paarungszeit seinen Schlaf um die Hälfte, um mit so vielen Weibchen wie möglich zu schnackseln, äh, sich zu reproduzieren, wie es in der Biologen-Fachsprache heißt. Eine Form "extremer" Schlafbeschränkung bei einem landlebenden Säugetier, so die Forscher. Ihre Vermutung: Es handelt sich dabei um eine Verhaltensanpassung, die durch starke sexuelle Selektion angetrieben wird. 

Für die Tiere gilt also: Koitieren, bis der Arzt kommt, um schließlich nach ihrer ersten – und letzten – Paarungszeit zu sterben. Als ich das las, sah ich einen völlig ausgelaugten Beuteltierburschen vor mir, dessen letzter Gedanke ungefähr so lautete: „Geschafft!“ Dann entschlief er sanft, vielleicht im Bewusstsein, seine Gene multipel weitergegeben und alles getan zu haben, damit seine Spezies erhalten bleibt. Ruhe sanft, kleiner Ameisenigel.

Nach einem Orgasmus schüttet der Organismus Hormone wie Oxytocin oder Prolaktin aus, das entspannt und macht auf angenehme Weise zufrieden – und müde.

Der Luxus, so lange zu schlafen, wie man es braucht

Ja: Auch Beuteltiere brauchen Schlaf, um zu überleben. So wie das Säugetier Mensch, nur hat es das besser: „Tiere, die lange leben, wie Menschen und Elefanten, haben diesen Druck nicht, sich in kurzer Zeit zu vermehren. Sie haben den Luxus, jeden Tag so lange zu schlafen, wie sie wollen und es brauchen“, sagte Erika Zaid, Verhaltensforscherin und Autorin der Beuteltier-Studie. Ein schöner Satz zum Weltschlaftag am 15. März. Aber ganz so einfach ist es, bei genauerer Betrachtung, dann auch wieder nicht. Viele Menschen schlafen miserabel – und das hat auch negative Auswirkungen auf ihre Libido.

Guter Schlaf macht Lust, schlechter Schlaf macht lustlos - so schaut’s aus. Vor allem bei Frauen wird Schlafentzug mit verminderter Libido und Erregung in Verbindung gebracht, Schlaflosigkeit gilt als Risikofaktor für eine sexuelle Dysfunktion. Auch die „obstruktive Schlafapnoe“ – heftiges Schnarchen, gepaart mit Atemaussetzern – ist recht unlustig (für den Betroffenen, aber auch für die Partnerin, die sich das anhören muss). Sie erhöht bei Männern das Risiko für Potenzprobleme und – so meine bescheidene These – bei Frauen den Unmut. Weiters scheinen sich ein gestörtes Schlafmuster und Schlafmangel negativ auf den Testosteronspiegel auszuwirken, vor allem bei Schlaflosigkeit in der zweiten Nachthälfte. Das ist leider noch nicht alles: Schlechter oder mangelnder Schlaf drückt die Stimmung, man wird gereizt, streitet, nörgelt, fühlt sich gestresst – und fängt zu streiten an. Alles nicht sehr förderlich für ein entspanntes Liebemachen. Was blöd ist – schließlich bedingt das eine das andere. Guter Schlaf führt zu gutem Sex, guter Sex zu gutem Schlaf. Nach einem Orgasmus schüttet der Organismus Hormone wie Oxytocin oder Prolaktin aus, das entspannt und macht auf angenehme Weise zufrieden – und müde.

It takes two to tango: Vielleicht führt dieser Gedanke dazu, ein bisserl umzudenken. Zum Beispiel, was den Gebrauch von Smartphones betrifft. Es aus dem Schlafgemach zu verbannen, könnte – im besten Fall – zu dreierlei führen: mehr Schlaf, mehr Sex, mehr vom guten Leben.

Verspielt

„Sensitivity“, das „schönste Spiel der Welt“ – so nennen die Entwickler ihr neues  Brettspiel für das „Abenteuer Sexualität“. Es soll Paare ab 18 Jahren auf die gemeinsame Reise ins Reich der Lust einladen – mit kreativen Spielkarten, die zu sinnlichen Erlebnissen inspirieren. Um das Spiel zu realisieren,   braucht es aber noch finanzielle Unterstützung – via Crowdfunding bei „Startnext“, bis 8. April, Info: startnext.com 

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

Kommentare