Phubbing Partner hängt ständig am Handy

Phubbing: Wieso hängt mein Partner ständig am Handy?

Dauernd am Handy zu hängen ist eine unschöne Angewohnheit und kann sogar der Beziehung schaden. Welche Folgen Phubbing hat und was man dagegen tun kann.

Die digitale Welt nimmt uns mittlerweile jeden Tag für kürzere oder längere Zeit gefangen. Ob ein kurzer Blick auf's Handy, um eine Nachricht zu schreiben, oder das Smartphone wird ständig hervorgeholt, wenn die Konversation gerade nicht flüssig läuft wer hat das bereits erlebt oder sich womöglich selbst so verhalten? Experten weisen darauf hin, dass das "Phubbing" der Beziehung zum Partner, zu Freunden oder zur Familie schaden kann. Welche Folgen Phubbing also mit sich bringt und wie man es vermeiden kann, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Hier mehr lesen: Studie zeigt: Social Media ist Menschen wichtiger als ihr Leben

Der Begriff Phubbing leitet sich von den beiden englischen Worten "phone" und "snubbing" ab. Letzteres bedeutet, jemanden vor den Kopf zu stoßen. Folglich beschreibt Phubbing einfach die unschöne Angewohnheit, sich während einer Konversation noch mit dem Handy zu beschäftigen. Das geht los beim griffbereiten Ablegen des Handys auf dem Tisch und kann soweit gehen, dass ein Gespräch unvermittelt unterbrochen wird, wenn der Partner lieber kurz auf Social Media scrollen will. Der Begriff wurde erstmals 2013 in einer australischen Stop-Phubbing-Kampagne verbreitet und dadurch weltweit bekannt gemacht.

Phubbing führt zu Ausgrenzung und Unzufriedenheit

Durch eine im Jahr 2022 veröffentlichte Studie der Universität Münster wurde nachgewiesen, dass Phubbing vor allem negative Gefühle hervorruft und dazu führt, dass man sich ausgegrenzt fühlt und fundamentale Bedürfnisse in einer Konversation und in der Beziehung gefährdet werden. Zusätzlich deuten weitere Forschungsergebnisse darauf hin, dass Studienteilnehmende bei einer Interaktion, in der Phubbing involviert war, eher abgelenkt sind und sich dadurch an der Kommunikation eher weniger erfreuen können. Einer kürzlich veröffentlichte Studie zeigt außerdem, dass Phubbing direkt mit Unzufriedenheit in der Ehe in Verbindung gebracht werden kann.

Interessant ist auch, dass es nachweislich bei Menschen, die öfter Phubbing betreiben, wahrscheinlicher ist, dass andere ihnen gegenüber ebenso "phubben". Umgekehrt finden es Personen, die selbst öfter in sozialen Interaktionen auf das Handy schauen, weniger schlimm, wenn es andere Personen bei ihnen machen. Beides kann eine Art Welleneffekt auslösen.

Warum es trotzdem viele Menschen tun

Selbst wenn es keine wissenschaftlich nachgewiesenen, negativen Auswirkungen gäbe, Phubbing ist vielerorts geradezu verpönt. Trotzdem ist es ein weit verbreitetes Phänomen, was die Frage aufwirft: Wieso? Warum machen es so viele Menschen, obwohl sie es selbst bei anderen als Störfaktor empfinden? Ein Grund dafür könnte eine verzerrte Wahrnehmung sein. Die Ergebnisse einer Studie der Universität Princeton zeigen, dass die Testpersonen zwar Phubbing bei anderen als negativ einstufen, doch nicht, wenn sie es selbst tun. Das liegt daran, dass sie ihre eigene Handynutzung mit positiven Absichten verbinden. Außerdem denken die Personen in dem Moment, dass sie nicht nur gute Gründe zur Handynutzung haben, sondern sie überschätzen auch die eigenen Multitasking-Fähigkeiten. Dadurch schätzen sie die negativen Auswirkungen von Phubbing, die sie selbst verursachen, nicht richtig ein.

Doch nicht nur die Person, die Phubbing betreibt, nimmt einen guten Grund als Rechtfertigung. Auch die Person, die "gephubbt" wird, akzeptiert das Verhalten eher, wenn es anscheinend einen guten Grund dafür gibt. Während einer Studie fühlten sich Testpersonen beispielsweise weniger ausgeschlossen, wenn die Person am Handy einen wichtigen Grund hatte, als wenn die Person am Handy einen trivialen Grund angab.

Was man tun kann

Ganz ohne das eigene Handy zu leben scheint heute beinahe unmöglich. Doch es gibt andere Möglichkeiten, gegen Phubbing vorzugehen, wenn man das Gefühl hat, es gefährdet die eigene Beziehung. Die Professorin Dr. Katherine Hertlein von der University of Nevada erklärt gegenüber der New York Times, dass Paare unbedingt Grundregeln über die Handynutzung in der Beziehung aufstellen sollten. Denn wenn keiner weiß, welches Verhalten für den anderen in Ordnung ist und welches Verhalten störend, kann das natürlich zu Problemen führen. Beispielsweise könnten Paare, die Phubbing vermeiden wollen, als Regel aufstellen, dass das Handy beim Essen nicht auf den Tisch gelegt wird. Alternativ kann man das Handy auch vollständig aus dem Schlafzimmer verbannen. Es kommt wohl darauf an, welche Veränderung man in der Beziehung erreichen möchte.

Weiterhin weist Dr. Hertlein darauf hin, dass es hilfreich sein könnte, dem Partner genau zu sagen, was man bei der Handynutzung tut. Sie verwendet als Beispiel, dass es unbeabsichtigt geheimnisvoll wirken kann, wenn der Partner das Handy mit dem Bildschirm nach unten auf den Tisch legt und nur ab und zu kurz ansieht. Dadurch baut sich Misstrauen auf, da der Partner sich ausgeschlossen fühlt und nicht weiß, was genau bei der Handykommunikation vor sich geht. Dagegen kann helfen, dem Partner einfach zu sagen, wenn man kurz eine Arbeitsmail beantwortet oder der Mama versichert, dass man noch am Leben ist. So werden Missverständnisse vermieden.

Jennifer Sandhagen

Über Jennifer Sandhagen

Redakteurin bei freizeit.at, dem Digitalformat der KURIER freizeit.

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