Guido Tartarotti

"ÜberLeben": Schwere Traumverletzung

Ein Geburtstagsfest und ein Fallrückzieher im Schlaf.

Träumen kann gefährlich sein. Wie gefährlich, zeigt folgende kleine, scherzhafte Geschichte.

Es war die erste große Party im Freundeskreis nach der Pandemie. Das Geburtstagskind des Abends gewöhnte sich an die Tatsache, dass sein 51. Lebensjahr soeben begonnen hatte, indem es größere Mengen flüssiger Unterhaltungschemikalien in seinen Körper goss. Bereits um 19 Uhr war der junge Mann in einem Zustand, den die anderen Gäste, je nach persönlicher Vorliebe, entweder bemitleidens- oder beneidenswert fanden. Diesen Zustand zu erreichen, war gar nicht so einfach, denn das Lokal, in dem die Party stattfand, schenkte Alkohol nur in winzigen Gläsern aus, man war also ununterbrochen damit beschäftigt, Nachschub zu organisieren.

Einige Gäste waren das Feiern nach zweieinhalb Jahren Corona-Pause gar nicht mehr gewöhnt und zogen sich hinter ihre Handys zurück, um das Fußballspiel Österreich gegen Frankreich zu betrachten.

Da erzählte einer die Geschichte, warum er aktuell den Fuß in der Bandage trug: Er sah im Urlaub das Champions-League-Finale Liverpool gegen Real Madrid und fiel anschließend auf dem ungewohnt schmalen Hotelbett in einen unruhigen Schlaf. Er träumte, dass er als Stürmer im Champions-League-Finale stehe, ein hoher Flankenball käme auf ihn zu, worauf er zu einem eleganten Fallrückzieher ansetze – und an dieser Stelle wachte er von einem heftigen Schmerz im Fuß auf. Er hatte tatsächlich im Schlaf einen Fallrückzieher auf dem Bett ausgeführt und dabei seinen Fuß beim Zusammenprall mit der Zimmerwand schwer beschädigt.

Was seinen Schmerz noch mehr steigerte: Er war erwacht, bevor er sehen konnte, ob sein Schuss auch im Tor gelandet war.

Daraus kann man lernen: Auch wenn es manchmal wehtut – man sollte seine Träume unbedingt zu Ende träumen, vor allem, wenn es dabei um Fußball geht.

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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