Tierische Entschleunigung beim Yoga mit Ziegen

Beim Ziegentrekking lernte Linda Gröbl die Vierbeiner kennen und lieben. Mittlerweile bietet sie selbst tiergestützte Aktivitäten mit ihrer achtköpfigen Herde an – und das mit großem Erfolg.

Wenn Linda Gröbl das Gattertor öffnet, wird sie von ihrer kleinen, aber feinen Ziegenherde sogleich mit einem freudigen Meckern in Empfang genommen. Neugierig wird auch der Besuch gemustert, und es dauert nicht lange, dann ist man mittendrin in der achtköpfigen Herde: Jede der Ziegen will gestreichelt werden, sie schmiegen sich an die Beine und untersuchen höchst aufmerksam die Kleidung ihres neuen Gegenübers.

Nach einem ausgiebigen Kennenlernen ziehen sich die Tiere dann zum Wiederkäuen zurück. Eine friedliche Stimmung kehrt in den Stall ein, die Ziegen kommen zur Ruhe – und der Mensch auch.

„Wir setzen uns manchmal abends mit einem Glas Wein in den Stall“, erzählt Gröbl, die diese Stimmung genießt, mit einem Lachen. Sie hat die „Meckerei“ in Hagenbrunn (Bezirk Korneuburg) gegründet, mit der Gröbl tiergestützte Aktivitäten anbietet.

Über die „Meckerei“

Angebot
Geboten werden tiergestützte Aktivitäten. Dazu gehören u. a. Ziegentrekking, Abenteuertage, Kindergeburtstage, Yoga mit Ziegen, „Zielates“, Teambuilding und  Besuche von Institutionen

Kontakt
Die „Meckerei“
In Mühlraidern 12
2102 Hagenbrunn
diemeckerei.at

Acht Ziegen
sind in der „Meckerei“ als 
tierische Therapeuten für die Besucher unterwegs

Reiner Zufall

Dabei sind die Tiere rein zufällig in ihr Leben getreten, denn eigentlich hatte die begeisterte Tierfreundin und Naturliebhaberin mit Ziegen so gar nichts am Hut – bis sie im Rahmen einer Ausbildung Ziegentrekking miterleben durfte. „Das hat mich nachhaltig beeindruckt und gerührt“, sagt Gröbl.

Schon zuvor hatte sie neben ihrer Arbeit als Volksschul- und Sonderschulpädagogin Umweltpädagogik studiert, in der Karenz absolvierte die dreifache Mutter dann den Diplomlehrgang „Tier- und Naturgestützte Interventionen“. Dabei lernte sie die Arbeit mit Ziegen kennen.

Als ihr die Tiere trotz Fluchtinstinkt voll Vertrauen und aus freien Stücken durch einen Wald folgten, merkte sie selbst die positive Wirkung auf ihr Selbstwertgefühl. Sie wollte dieses Erlebnis mit ihrer Familie und anderen teilen. Der Funke war übergesprungen, die Idee zur „Meckerei“ war geboren.

Umgang mit Tieren näherbringen

„Ich hatte schon Sorge, dass mein Vorhaben nicht ankommt“, gibt Gröbl zu. Im Therapiebereich seien Pferde besonders beliebt. Aber Ziegen? Doch diese Bedenken stellten sich als unbegründet heraus; die „Meckerei“ ist mittlerweile zu einem großen Erfolg geworden, die Nachfrage nach den Angeboten ist enorm.

Gröbl will dabei vor allem Kindern den Umgang mit Tieren und die Natur näherbringen, bei Ziegentrekking, Abenteuertagen und Geburtstagsfeiern können sie die Vierbeiner hautnah erleben. Auch Schulen sind auf die „Meckerei“ aufmerksam geworden, und so begeben sich regelmäßig Klassen auf tierische Trekkingtouren.

Die Ziegen sind für jeden Spaß zu haben

©Privat

Große Bereicherung

Aber auch viele Erwachsene sind große Fans der Ziegen geworden; die Tiere unterstützen Firmen bei Teambuilding-Prozessen, bieten bei Yogaeinheiten Entschleunigung oder besuchen – wie Ziegenmönch Ulrich, der im Kofferraum mitfahren darf – Institutionen wie Pflegeheime. Möglich macht all das eine spezielle Ausbildung der Tiere. Sie stammen von einem Therapiebauernhof und wurden speziell für den Umgang mit Menschen gezüchtet und ausgebildet.

Wenn Besucher in die „Meckerei“ kommen, dauert es nicht lange bis sie dem Charme der Tiere erlegen sind. Gröbl geht es ganz ähnlich; sie ist fasziniert von der Findigkeit und den Persönlichkeiten ihrer Ziegen, die bald zur Pflege des Natura-2000-Schutzgebietes am Bisamberg im Einsatz sein werden. Und sie haben auch das Leben ihrer Familie verändert: Gröbls Kinder lieben die Ziegenherde, ebenso wie die Hühner, Meerschweinchen und Achatschnecken, die mittlerweile bei ihnen eingezogen sind.

Über Michaela Höberth

Kommentare