Studie: "Woke" Menschen sind unglücklicher
Ein ausgeprägtes Gefühl für soziale Gerechtigkeit? Eine neue Studie deutet darauf hin, dass Menschen mit dieser Einstellung zu einer schlechteren mentalen Gesundheit neigen.
Die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung sieht soziale Unterschiede hierzulande als ungerecht an. Das ergab eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2022. Doch ist ein Sinn für soziale Gerechtigkeit überhaupt gut für die eigene mentale Gesundheit? Die Ergebnisse einer aktuellen Studie zeigen: Angststörungen und Depressionen sind bei Menschen mit "woken" Einstellungen wahrscheinlicher. Vor allem Frauen sind laut Untersuchungen betroffen.
Sich für die Bewältigung systemischer Ungerechtigkeiten einsetzen - das bezeichnet man laut dem Studienautor Oskari Lahtinen von der finnischen University of Turku als "woke". Damit verbunden beschäftigen sich Menschen mit einer solchen Ausrichtung oft mit Konzepten wie Intersektionalität, Rassismusbekämpfung und verschiedenen Genderdefinitionen.
Da es jedoch keine zuverlässige Bewertungsgrundlage innerhalb wissenschaftlicher Literatur gab, um solche Einstellungen einzuordnen, erarbeitete Lahtinen eine Bewertungsmatrix. Die erste sogenannte Pilotskala wurde an 851 Studienteilnehmenden getestet, um sie später in einem zweiten Studiendurchlauf erneut zu prüfen und zu verbessern. Diese Skala bildete dann die Grundlage für eine landesweite Umfrage mit mehr als 5.000 Befragten. Warum der Aufwand? Ziel des Autors war es, einen möglichst breiten Querschnitt der finnischen Bevölkerung in der Studie zu repräsentieren. Dadurch blieb die Skala über unterschiedliche Stichproben und Kriterien hinweg zuverlässig.
Heraus kam, dass ein Sinn für soziale Gerechtigkeit in Finnland weniger weit verbreitet ist als erwartet. Vor allem männliche Teilnehmer schienen weniger an sozialer Gerechtigkeit interessiert als weibliche Befragte. "Die Geschlechtertrennung hat mich wahrscheinlich am meisten überrascht“, sagte Lahtinen gegenüber PsyPost. "Drei von fünf Frauen sehen "woke“ Ideen positiv, aber nur einer von sieben Männern. Das war zumindest in Finnland der Fall."
Außerdem zeigte sich, dass Menschen mit einem ausgeprägteren Gerechtigkeitssinn eher an Angstzuständen und Depressionen leiden. Damit verbunden waren ebendiese Menschen eher unglücklich. Tatsächlich gibt es aber eine noch stärkere Korrelation mit der politischen Einstellung als mit der kritischen Einstellung zu sozialer Gerechtigkeit. Die politisch links eingestellten Befragten litten eher unter schlechter mentaler Gesundheit. Lahtinen schließt daraus, dass der Zusammenhang zwischen der Einstellung zu sozialer Gerechtigkeit und dem mentalen Wohlbefinden noch komplexer ist und weiterer Untersuchungen bedarf.
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