Hype um "Raw Carrot Salad": Können Karotten Hormone ausbalancieren?

Allein auf TikTok haben Videos zum "Raw Carrot Salad" über 25,9 Millionen Aufrufe generiert.

Überschüssiges Östrogen ganz easy durch einen Salat absorbieren? Laut zahlreichen Influencerinnen ist das möglich. Sie empfehlen ihren Followern, dass sich hierfür rohe Karotten in Kombination mit pflanzlichen Ölen eignen sollen. In diversen Videos zeigen die Content Creator deshalb ihre Versionen des "Raw Carrot Salads". Dabei handelt es sich um ein simples Trend-Rezept, welches aktuell weltweit für Millionenklicks sorgt.

Die Internetpersönlichkeiten raspeln das orange Gemüse und fügen einen Teelöffel Apfel-Essig, einen Teelöffel Kokosöl sowie Salz und Pfeffer hinzu. Voilà — fertig ist das angebliche Wundergericht, welches die Gen Z für sich entdeckt hat.

Handelt es sich hier wieder um eine Möglichkeit, durch unüberprüfte Aussagen für mehr Aufmerksamkeit auf Social Media zu sorgen oder steckt hinter dem Hype tatsächlich ein Nutzen? Arabelle Kamler klärt auf, ob Karotten einem balancierten Hormonhaushalt helfen. Sie ist gelernte Köchin, ausgebildete Fitnesstrainerin und als Ernährungscoach tätig.

"Ich bin ein Fan von Hypes, durch die sich Menschen mit ihrer Ernährung auseinandersetzen. Da ist eine Karotte natürlich viel gesünder als manch anderes. Sie sind aber nicht das Allheilmittel, welches Frauenärzte für den besseren Hormonhaushalt verschreiben." Sie hält es für wichtiger, sich ausgewogen zu ernähren.

Am wichtigsten sei ein gesunder Darm, führt die Expertin fort. "Wenn ich einen trägen Darm habe, dann wird der Stuhlgang langsamer, das Östrogen wird im Darm resorbiert und kann dann zu einer Dominanz führen. Da könnten Karotten zwar helfen, aber Voraussetzung ist dennoch eine gute Symbiose mit den Darmbakterien."

Statt den TikTok-Trend in den Alltag zu integrieren, rät sie lieber etwas anderes: "Wenn man etwas für sich tun möchte, sollte man eher zweimal im Jahr eine Darmreinigung machen, damit einmal die Basis stimmt. Dadurch werden die Zotten gereinigt. Sind diese nämlich verklebt, kann der Nährstoff der Karotte gar nicht dort hinkommen, wo er hinsoll."

Soll man täglich Karotten essen?

"Karotten haben gute Ballaststoffe, sehr viele Vitamine und wirklich gute Nährstoffe. Auch Mikronährstoffe und Kohlenhydrate. Sie wären dennoch viel zu einseitig auf dem täglichen Speiseplan", erklärt Kamler. Zusätzlich merkt sie an: "Problematisch ist es, wenn man einen trägen Darm hat, dann ist Rohkost generell schwierig. Deshalb gibt man auch kleinen Kindern keine Rohkost, sondern nur gekochtes Gemüse. Durchs Kochen verliert man wiederum die meisten Vitamine."

Da es sich beim in Karotten enthaltenen Vitamin A um ein fettlösliches Vitamin handelt, sollte sie mit einer Fettquelle zu sich genommen werden. Dadurch kann der Körper sie gut verarbeiten. Dafür eignen sich etwa hochwertige Öle, Nüsse oder Samen.

Kamlers Empfehlung zu Karotten: "Ich möchte sie nicht abspenstig machen, ganz im Gegenteil. Wenn man sie hier und da, aber trotzdem regelmäßig, zur eigenen Ernährung hinzufügt, spreche ich absolut dafür."

Karotinämie

Aufpassen sollte man übrigens auch bei übermäßigem Verzehr von Karotten. Dabei können sich nämlich die Haut, Handflächen und Fußsohlen verfärben. Die Dermatologieklinik der Universität Arkansas für Medizinische Wissenschaft erklärte laut einem DailyMail-Artikel: "Wenn Sie zu viele Karotten essen, kann Ihre Haut tatsächlich die Farbe wegen des Beta-Karotins ändern - eine primäre Quelle des Vitamins A - vorhanden in vielen orange-farbigen Nahrungsmitteln."

Alexander Gutmaier

Über Alexander Gutmaier

Redakteur bei freizeit.at. Der gebürtige Wiener mit dem Spitznamen "Lex" studierte Werbung & Marktkommunikation und machte sich danach auf seinen beruflichen Weg in die großen Redaktionen Österreichs. Dabei war er bereits für Lifestyle- & Mode-Magazine als auch im TV-Bereich tätig. Zu seinen Leidenschaften zählen Musik, Kochen sowie jegliche Art, sich selbst herauszufordern - besonders, wenn er dadurch Dinge zum ersten Mal machen kann.

Kommentare