Schon Popeye wusste: Spinat ist gesund. Püriert ist er aber mit Vorsicht zu genießen.

Diese Zutat macht Spinat-Smoothies gesünder

Bestimmte Flüssigkeiten könnten das gesunde Potenzial des Blattgemüses steigern. Warum die Pürees dennoch mit Vorsicht zu genießen sind.

Sattes Grün, sämige Textur, frischer Geschmack: Grüne Smoothies liegen seit Jahren im Trend. Hauptzutat ist meist Spinat. Die gesunde Kraft der langstieligen Blätter schlummert unter anderem im Lutein, ein Antioxidans, das entzündliche Prozesse im Körper hemmt – was wiederum Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen könnte.

Bei den Rezepturen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Je nach geschmacklicher Vorliebe kann man süßlichere oder pikantere Varianten mixen. Neben Nüssen, Samen, Beeren und anderem Obst und Gemüse wandert meist zumindest eine flüssige Zutat in die Smoothies. Ob man bei Letzterem zu Milch, Joghurt oder einem pflanzlichen Drink greift, könnte einen entscheidenden Unterschied machen, wie schwedische Forschende nun herausgefunden haben.

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Maximale Vitalkraft

Ein Team um die Medizinerin und Herzspezialistin Rosanna Chung von der Universität Linköping hat untersucht, welche Flüssigkeiten die Freisetzung von Lutein begünstigen.

Der Analyse wurden 14 tierische und pflanzliche Produkte unterzogen. Nur vier der getesteten Flüssigkeiten steigerten die Freisetzung des Antioxidans. Eine reduzierte den Gehalt sogar.

Fakten

Anspruchsvolles Antioxidans

Lutein löst sich in Fett, nicht aber in Wasser. Daher benötigt es Magensaft und/oder andere Nahrungsbestandteile, damit der bioaktive Stoff freigesetzt und vom Darm aufgenommen werden kann.

Nährstoffreiches Gemüse

Spinat ist reich an blutgerinnungsförderndem Vitamin K. Auch Vitamin C – gut für Immunsystem, Bindegewebe und Knochen – ist in großen Mengen enthalten, wie auch Kalium und Magnesium.

Für die Untersuchung pürierte man Spinat mit den diversen Produkten. Der Mixtur wurden Enzyme zugesetzt, um die menschliche Verdauung zu simulieren. Schließlich wurde die Menge an verfügbarem Lutein verglichen. Den Referenzpunkt bildeten Spinat-Smoothies auf Wasserbasis.

Das Ergebnis: Kuhmilch mit hohem und mittlerem Fettgehalt sowie Kokosmilch (mit und ohne Zusatzstoffen) verbesserten die Lutein-Freisetzung. Joghurt hingegen erzielte "keine besonders guten Ergebnisse", heißt es.

Bei Pflanzendrinks aus Nüssen, Getreide und Hülsenfrüchten zeigte sich ein differenziertes Bild: Sojamilch beförderte die Freisetzung von Lutein nicht, im Gegenteil: Die Effekte lagen unter jenen von Wasser. Die anderen pflanzlichen Produkte aus Nüssen und Getreide hatten im Vergleich zu Wasser keinen besonderen Einfluss.

Problemdrinks

Doch lohnt sich so viel Kopfzerbrechen bei der Smoothie-Zubereitung überhaupt? "Nicht wirklich“, sagt Ernährungswissenschafterin Sabine Bisovsky. Sie sieht die grünen Mischpürees kritisch: "Gemüse sollte man essen und nicht trinken."

Geschmacklich würden diese "nur überzeugen, wenn etwas Süßes dabei ist". Insbesondere bei gekauften Produkten seien oft Fruchtsäfte mit hohem Fruktosegehalt, etwa Apfel- und Traubensaft, zugesetzt.

"Smoothies werden sehr schnell im Magen-Darm-Trakt weitertransportiert. Die Fruktose kommt in einem Schwall in der Leber an, wo der Fruchtzucker verstoffwechselt wird." Wird die verfügbare Energie vom Körper nicht unmittelbar benötigt – etwa, weil man gerade sportelt – "wird daraus im Endeffekt auch Leberfett, und das will man eigentlich nicht".

Zuhause eine Banane in den Mixer zu werfen, löse das Grundproblem nicht: "Auch dann konsumiert man die Fruktose in flüssiger Form. Wenn man etwa isst und kaut, kommt es als grober Brei im Magen an, wo die Nahrung länger verweilt." Die Fruktose passiere den Verdauungstrakt infolge gemächlicher und werde sanfter verstoffwechselt.

Empfindlichkeiten auf dem Vormarsch

Immer mehr Menschen haben laut Bisovsky zudem Probleme damit, Fruktose abzubauen: "Eine Fruktosemalabsorption wird immer öfter zum Problem, weil Fruktose inzwischen in so vielen Produkten als Zusatzstoff enthalten ist."

Unter einer Fruktosemalabsorption versteht man eine Aufnahmestörung des Organismus für Fruktose, also Fruchtzucker. Bei der Fruktosemalabsorption handelt es sich allerdings nicht um eine Fruktoseintoleranz oder Allergie. Unangenehm ist die Empfindlichkeit aber allemal: "Man bekommt Verdauungsbeschwerden, Bauchgrummeln, Blähungen, Durchfall."

Auf Spinat verzichten sollte man aber keinesfalls: "Gerade jetzt im Frühling gibt es herrlichen Frühlingsspinat, aus dem man schmackhafte Salate machen kann – zum Beispiel gemischt mit anderen Salaten, Radieschen, Nüssen, Heidelbeeren und Schafkäse. Das ist eine perfekte Mahlzeit, die länger sättigt und in Summe viel bekömmlicher ist."

Ungebrochenes Interesse

Das Forschungsinteresse von Rosanna Chung ist unterdessen ungebrochen. Man werde auch künftig weiter daran forschen, wie die Aufnahme von Lutein über Lebensmittel optimiert werden kann. "Wir haben Lutein wie ein pharmazeutisches Medikament untersucht", wird Chung in einer Aussendung zur Studie zitiert, die im Fachblatt Nutrients veröffentlicht wurde. Die Forschungsgruppe hatte zuvor bereits zeigen können, dass Zubereitungsmethoden, bei denen Spinat erhitzt wird, einen Abbau des Luteins provozieren. Wird der Spinat in einen Smoothie gemischt, steht grundsätzlich mehr Lutein zur Verfügung.

Chung und ihre Kollegen geben sich bezüglich ihrer Erkenntnisse aber auch selbstkritisch: Sie würden zwar Aufschluss darüber geben, wie viel Lutein in den untersuchten Smoothies für den Körper verfügbar ist. Rückschlüsse darauf, wie viel Lutein beim Verzehr tatsächlich vom Organismus aufgenommen wird, könne man daraus allerdings nicht ziehen. Weitere Forschungen seien nötig, um ein detaillierteres Bild zu bekommen.

Marlene Patsalidis

Über Marlene Patsalidis

Gebürtige Linzerin, 2007 fürs Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft nach Wien gekommen – und geblieben. Nach Stationen bei der Tageszeitung Heute und dem Frauenmagazin miss seit 2016 beim KURIER tätig. Schwerpunktmäßig mit Gesundheits- und Wissenschaftsthemen befasst. Ausgeprägtes Interesse für den Menschen und was die Wissenschaft über ihn zutage fördert.

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